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Spritze holt Skalpell langsam ein

Je mehr Gewicht adipöse Menschen verlieren, umso eher bessern sich Komorbiditäten. Um die kardiovaskuläre Mortalität zu senken oder einen Diabetes in Remission zu bringen, müssen es allerdings rund 15 % sein.
Lebensstilmaßnahmen bilden ohne Frage die Basis einer jeden Behandlung bei Übergewicht. Doch mit Verhaltensänderungen alleine lassen sich nur etwa 8 % Gewichtsreduktion erreichen, erklärte PD Dr. Anne Lautenbach von der III. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Mit chirurgischen Eingriffen sind 25–30 % drin. Die Effektstärken der momentan verfügbaren Medikamente liegen im Bereich zwischen Lebensstiltherapie und bariatrischer Operation.
In den letzten Jahren haben die subkutan zu verabreichenden Inkretinmimetika Semaglutid und Tirzepatid besondere Aufmerksamkeit erregt. In Studien verloren unter Semaglutid über die Hälfte der Teilnehmer mehr als 15 % ihres Gewichts, verbunden mit einer signifikanten Reduktion des kardiometabolischen Risikos. Die Substanz wurde daraufhin in den USA auch zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei übergewichtigen, kardiovaskulär vorerkrankten Risikopatienten zugelassen.
Tirzepatid ist noch effektiver als Semaglutid. Studiendaten zufolge verloren über 60 % der Patienten mindestens 20 % ihres Ausgangsgewichts. Damit liegt der Wirkstoff fast gleichauf mit den Therapieerfolgen, die sich mittels Schlauchgastrektomie erzielen lassen. Eine Untersuchung zu kardiovaskulären Endpunkten läuft derzeit. Momentan befinden sich noch weitere, laut der Referentin sehr vielversprechende, Medikamente in der Erprobung.
Bislang haben die Medikamente allerdings zwei Nachteile: Das erzielte Körpergewicht lässt sich nur unter laufender Anwendung halten. Nach dem Absetzen der Spritze nehmen die meisten Patienten rasch wieder erheblich zu. Und: Beide GLP1-Rezeptoragonisten gelten bei der Indikation Adipositas als Lifestylemedikamente, d.h., die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.
Entwarnung gibt es in Sachen Nebenwirkungen von Semaglutid: In aktuellen Analysen fanden sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Pankreatitiden, Suizidalität oder Schilddrüsenkarzinome.
Quelle: Kongressbericht
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