Mit Topika und UV-Licht lässt sich chronischer Juckreiz effektiv lindern

Dr. Angelika Bischoff

Es gibt einige die Haut betreffende Erkrankungen, die chronischen Juckreiz verursachen. Es gibt einige die Haut betreffende Erkrankungen, die chronischen Juckreiz verursachen. © Siriluk – stock.adobe.com

Chronischer Pruritus kann zu Schlafstörungen führen und sogar mit einer Depression assoziiert sein. Um das Leid zu lindern, muss man zunächst die Ursache identifizieren. Anschließend gilt es, unter den zahlreichen Therapieoptionen die individuell passenden auszuwählen.

Es gibt einige die Haut betreffende Erkrankungen, die chronischen Juckreiz verursachen: die chronisch noduläre Prurigo, eine atopische Dermatitis, Infektionen wie Mykosen oder Skabies, Psoriasis oder Kontaktdermatitiden, die Urtikaria, die Xerosis cutis oder auch Neoplasien wie das kutane T-Zell-Lymphom. Außerdem kann ein Pruritus ohne Hautveränderungen mit internistischen Erkrankungen assoziiert sein, insbesondere mit renalen, hepatobiliären oder endokrinen Störungen. Schließlich kann eine lange Reihe von Medikamenten Juckreiz auslösen.

Wie man mit der Jucksymptomatik in der Praxis umgeht, fasst eine Autorengruppe um Dr. ­Julia Hinkel­ von der Hautklinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz zusammen. Anamnestisch muss zunächst erfragt werden, wie lange der Juckreiz bereits andauert, wo und wann er genau auftritt und welche Intensität er hat. Das lässt sich etwa mittels der visuellen Analogskala (VAS 0–10) klären. Auch nach tageszeitlichen Schwankungen muss gefragt werden, zum Beispiel anhand eines speziellen Pruritus­fragebogens.

Nicht vergessen sollte man auch ein Screening auf Angst und Depression, da bei einer Chronifizierung von Juckreiz häufig psychische Faktoren im Spiel sind. Bei Juckreiz ohne Hautveränderungen sollte neben einer gründlichen Anamnese ein Basislabor mit Differenzialblutbild, Entzündungsparametern, Leber- und Nierenfunktionswerten, LDH, TSH und Nüchternblutzucker durchgeführt werden. 

Untersuchungen bei Bedarf wiederholen

Bleibt der Juckreiz trotz symptomatischer Therapie bestehen, sind diese Untersuchungen zeitnah zu wiederholen. Denn ein Pruritus kann z. B. bei hämatologischen Neoplasien oder Malignomen der Gallenwege anderen Symptomen oder Laborwertveränderungen vorausgehen. Im Verdachtsfall sollte eine ergänzende apparative Diagnostik erfolgen. Bei juckenden Hautveränderungen können bakteriologische oder mykologische Abstriche bzw. Biopsien weiterführen. 

Grundlage einer jeden symptomatischen Juckreiztherapie ist die konsequente tägliche Anwendung fettender und hydratisierender Emollienzien am ganzen Körper. Das soll auch dann erfolgen, wenn keine Hautveränderungen bestehen. Damit bekämpft man die Hauttrockenheit, die zumindest einen wichtiger Kofaktor für den Juckreiz darstellt. 

Topische Glukokortikoide wie Prednicarbat oder Mometasonfuroat lindern den Juckreiz effektiv. Sie sollten aber nur kurzfristig bei entzündlichen Hautveränderungen eingesetzt werden. Wenn sich die Effloreszenzen darunter gebessert haben, kann man Rezidiven durch eine zweimal wöchentliche Weiterbehandlung gut vorbeugen. 

Auch topisches Capsaicin kommt zur Behandlung bei lokalisiertem chronischem Pruritus in Betracht. Die Dosierung sollte langsam gesteigert werden. Topische Calcineurininhibitoren wie Pimecrolimus und Tacrolimus lindern nachgewiesenermaßen den Juckreiz bei atopischer Dermatitis. Off label können sie auch bei anderen entzündlichen Dermatosen eingesetzt werden. 

Eine UV-Phototherapie hemmt die Freisetzung von juckreizauslösenden Mediatoren. Sie kann sowohl bei entzündlichen Dermatosen als auch bei internistischen Grund­erkrankungen den Juckreiz positiv beeinflussen. Reichen Basispflege und topische Medikamente zur Symptomlinderung nicht aus, sollten zusätzlich systemische Therapieoptio­nen genutzt werden. In Betracht kommen zunächst nicht-sedierende Antihistaminika. Kurzfris­tig können auch systemische Glukokortikosteroide eingesetzt werden, im Fall von Prurigo nodularis oder Pruritus bei autoimmunen Erkrankungen auch systemische Immunsuppressiva. 

Bei therapierefraktärem Pruritus hilft Aprepitant

Chronischer Pruritus bei atopischer Dermatitis und Prurigo nodularis lässt sich weiterhin effektiv mit Dupilumab behandeln. Tralokinumab und Lebrikizumab sind bisher nur für die Juckreizbehandlung bei atopischer Dermatitis zugelassen. Gaba­pentinoide stellen eine weitere Option bei neuropathiebedingtem Pruritus dar. 

Der Neurokinin-1-Rezeptorant­agonist Aprepitant ist bei therapie­refraktärem chronischem Pruritus zu erwägen. Durch ihre sedierende und anticholinerge Wirkung helfen auch die Antidepressiva Amitriptylin, Mirtazapin und Doxepin gegen Juckreiz. Menschen mit psychosozialen Auffälligkeiten (z. B. ständiges Kratzen oder fehlende Problem­bewältigung) profitieren in der Regel von einer zusätzlichen psychosomatischen Therapie.

Quelle: Hinkel J et al. internistische praxis 2024; 68: 199-208

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Es gibt einige die Haut betreffende Erkrankungen, die chronischen Juckreiz verursachen. Es gibt einige die Haut betreffende Erkrankungen, die chronischen Juckreiz verursachen. © Siriluk – stock.adobe.com