Multiple Sklerose: Fallen der modernen Therapie

Dr. Anja Braunwarth, Foto: thinkstock

Welche Substanz wie lange geben? Welche Parameter vor dem Start kontrollieren? Die moderne Therapie der multiplen Sklerose kann einige Probleme bereiten.

Für die schubförmig relapsierende Multiple Sklerose kommen quasi nur noch Natalizumab und Fingolimod mit identischer indikationsstellung infrage. doch für das Monitoring der Therapie ist Fingerspitzengefühl erforderlich.


„Natalizumab hält uns auf Trab“, fasste Professor Dr. Heinz Wiendl von der Neurologischen Universitätsklinik Münster den aktuellen Stand zur Therapie mit dem Antikörper auf dem Neurologenkongress zusammen. Der hohen Wirksamkeit steht nach wie vor die Gefahr der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) gegenüber.

Risikofaktoren für die Multiple Sklerose Therapie: Immunsuppressiva und JCV

Als Risikofaktoren gelten eine Einnahme der Substanz über einen Zeitraum von zwei Jahren, vorausgegangene Behandlung mit Immunsuppressiva und ein positiver JC-Virusnachweis. Aber auch ein negativer Test auf das JC-Virus gibt nur wenig Sicherheit, denn die Konversionsraten liegen jährlich bei 2-3 %.


Umgekehrt erkrankt nicht jeder mit positivem Titer an der lebensbedrohlichen ZNS-Komplikation. Daher spricht der Virusnachweis auch initial nicht prinzipiell gegen eine Natalizumab-Gabe. Prof.Wiendl riet ebenfalls davon ab, grundsätzlich die Therapie nach zwei Jahren zu beenden, zumal nach dem Absetzen die Aktivität der Multiplen Sklerose wieder auf ihr vorheriges Level ansteigt.

Therapiekontrolle: Psycho-Check wegen Leukenzephalopathie

Bei fehlenden Kontraindikationen, anhaltender Immunkompetenz und weiterhin belegter Wirksamkeit spricht nichts gegen eine Fortsetzung der Medikation. Grundsätzlich sollten alle drei Monate klinische Kontrollen erfolgen. Hierbei gilt es insbesondere auf neuropsychiatrische Veränderungen zu achten, die auf eine PML hindeuten können.


Einmal jährlich ist ein MRT zu empfehlen, um Bezugspunkte zu erhalten. Zur Verlaufskontrolle gehören weiterhin regelmäßige Bestimmungen der JC-Virustiter, des Blutbildes und der Leberwerte. Vor dem Beginn einer Therapie mit Fingolimod ist ein Labor-Basisprogramm obligat. Es umfasst (Differenzial-) Blutbild, Leberwerte inklusive Bilirubin, BSG, die Varizellen-Zoster-Virus (VZV)-Serologie und bei Frauen einen Schwangerschaftstest.

Multiple Sklerose-Therapie: Vor der ersten Medikamentengabe EKG schreiben!

Als fakultativ gelten Hepatitis-B- und  C-Serologie, HIV- und Tuberkulose- Test. Bei negativem VZV-Status sollte eine Impfung erfolgen und die Therapie vier Wochen später starten. Als „Erstdosissymptom“ kann ein Abfall der Herzfrequenz auftreten. Vor der ersten Gabe ist daher ein EKG obligat und nach der ersten Therapiedosis sollten betroffene Patienten sechs Stunden unter Beobachtung bleiben. Das gilt auch, wenn die Behandlung mit Fingolimod länger als zwei Wochen unterbrochen wurde und wieder neu einsetzt.

Auch ein leichter Blutdruckanstieg tritt gelegentlich auf. Bei 0,4 % der Behandelten entwickelt sich ein (reversibles) Makulaödem. Deshalb sind ophthalmologische Kontrollen nach drei bis vier Monaten anzuraten. Das Therapie-Monitoring umfasst bei Fingolimod neben klinischen, Labor- und Blutdruckkontrollen ein dermatologisches Konsil nach einem Jahr, weil es eine fragliche Assoziation mit Hauttumoren gibt.

Langzeitdaten zu Therapiedauer fehlen.

Auch eine pneumologische Untersuchung sollte erfolgen: Leichte Einschränkungen der Lungenfunktion können vorkommen. Über die Dauer der Therapie sind derzeit laut Prof. Wiendl noch keine Aussagen möglich, da Langzeitdaten fehlen.

Quelle: Kongressbericht

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