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Nach der Brustkrebsdiagnose beginnt die Zeit des Nachdenkens
Sich Zeit Nehmen. „Krebs ist kein Unfall. Er entsteht meist im Stillen über eine lange Zeit hinweg, bis er sich bemerkbar macht“, sagt Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. „Bis auf wenige Ausnahmen, bei denen die Behandlung sofort beginnen muss, bleibt genügend Zeit, sich vor den nächsten Schritten sachkundig zu machen. Dies hilft daneben Psyche und Seele, mit den Herausforderungen der nächsten Wochen und Monate zurechtzukommen.“
Ein Freibrief, wichtige Entscheidungen aufzuschieben oder gänzlich zu verdrängen, ist das natürlich nicht. Auch wenn sich viele Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose eigentlich noch gesund fühlen, so schreitet die Krankheit ohne Behandlung stetig voran. „Weitreichende Entscheidungen, wie sie anstehen, sollten daher zügig, aber nicht überhastet in Angriff genommen werden.“ Legt sich der erste Schock, erwacht oft das Interesse an Informationen und Tipps zum Umgang mit der Erkrankung.
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Das innere Gleichgewicht suchen
Für die Anforderungen, die an Körper und Geist in der nächsten Zeit gestellt werden, ist innere Stabilität die beste Voraussetzung. Jetzt beginnt die Zeit, besonders auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich Gutes zu tun. Alles, was Freude macht und stärkt, ist erlaubt. Gespräche mit Freunden und Angehörigen, erste Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Krebsberatungsstellen oder Psychoonkologen können helfen, sich für die nächsten Monate innerlich zu wappnen.
Die Diagnose absichern
Diagnosen können irren, Menschen fehlen. Mögen moderne Diagnoseverfahren und qualifiziert geschulte Ärzte die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose oder Fehleinschätzung gering erscheinen lassen, sollte bei jeder einschneidenden Erkrankung die Beurteilung der erhobenen Daten durch einen zweiten Experten eingeholt werden. Und ab jetzt nie vergessen: Immer Kopien der Befunde für die eigenen Unterlagen einfordern und sammeln.
Der bisher betreuende Arzt ist in der Regel gerne bereit, den Kontakt zu einem geeigneten Kollegen herzustellen, die bisherigen Untersuchungsergebnisse zu übermitteln und alles weiter Notwendige in die Wege leiten. Eine zweite Meinung bestätigt oder bewahrt vor einer bedeutungsschweren Fehleinschätzung.
Krankenkassen übernehmen meist die für eine Zweitmeinung anfallenden Kosten. Um hier ganz sicherzugehen, sollte dies jedoch vorsichtshalber im Voraus nochmals mit der Kasse abgeklärt werden.
Selbstständig über die Krankheit informieren
Ist die Diagnose abgesichert, werden kluge Leute von ihren Feinden lernen. Diese alte griechische Weisheit gilt gleichermaßen für unsere Krebserkrankungen im 21. Jahrhundert. Je bekannter das Unbekannte für uns ist, desto klarer der Umgang damit – und desto geringer die Angst.
„Heute stehen ausführliche Informationen über jede Krankheit frei zugänglich zur Verfügung“, sagt Dr. Bruns. Bücher und Zeitschriften, kompetente Seiten aus dem Internet, die Publikationen von Selbsthilfegruppen, Ärzte und fachkundige Informationsdienste leisten gute Arbeit. Aber ebenso gilt es hier, die Spreu vom Weizen zu trennen und nicht auf unseriöse Quellen hereinzufallen. „Schließlich geht es um Leib und Leben des Patienten.“
Wichtig ist es für aufgeklärte Patienten, sich die Informationen selbstständig zu besorgen. Aber es gilt genauso der Satz: Nicht jeder Patient kann oder will sich innerlich offensiv mit seiner Krankheit auseinandersetzen und überlässt daher gerne alles den Spezialisten. Aber ein mündiger Patient benötigt Informationen, um mit eigenen Überlegungen und Nachfragen aktiv am Genesungsprozess teilzuhaben.
Ausführliche Gespräche mit dem behandelnden Arzt führen
„Gute Mediziner begrüßen fundiertes Interesse und stehen immer für Gespräche mit den Patienten zur Verfügung“, erläutert der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. Am besten gelingen diese Gespräche, wenn der Patient gut vorbereitet in die Praxis kommt.
- Haben sich bereits im Vorfeld des Gesprächs Fragen ergeben, so ist es meist hilfreich, diese aufzuschreiben, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
- Wird die Antwort nicht verstanden, dann ist es unerlässlich und wichtig, nachzufragen, bis alles vollständig verstanden ist.
- Manche Patienten fühlen sich sicherer, wenn bei den Arztgesprächen Angehörige oder Freunde anwesend sind. So werden Details seltener überhört und eigene Gedanken und Eindrücke können nach dem Gespräch miteinander besprochen werden.
- Genauso wird der Arzt seinerzeit wichtige Fragen für die Behandlung stellen, auf die der Patient vorbereitet sein sollte. Welche weiteren Erkrankungen, Allergien und Unverträglichkeiten liegen vor? Welche Medikamente, Hausmittel und Nahrungsergänzungsmittel werden wie oft eingenommen oder angewendet – hier am besten einfach die Verpackungen mitbringen. Gab es bereits früher in der Familie bösartige Erkrankungen und wenn ja bei wem, welche und wann?
Die bestmögliche Behandlung planen
Der behandelnde Arzt wird zusammen mit dem Patienten gerne als vertrauensvoller Ratgeber die individuell beste Behandlung planen. Dabei werden Arzt und Patient gemeinsam die Fragen erörtern:
- Wo liegt das Ziel der Behandlung? Kann das Tumorleiden geheilt, gebremst oder gestoppt werden? Ist die Linderung der Beschwerden vorrangig?
- Gibt es eine oder mehrere Therapien, dieses Ziel zu erreichen? Welche weisen eindeutige Vorteile, einschneidende Nebenwirkungen oder unerwünschte Langzeitfolgen auf?
- Welche Zeit und welche Örtlichkeit wird die Therapie benötigen?
- Und was passiert, wenn keine Behandlung erfolgt oder die gewählte Therapie nicht die gewünschten Ergebnisse zeigen würde?
Ein verantwortungsvoller Arzt wird erkennen, wann die Grenzen der eigenen Kompetenz erreicht sind. Er wird die Frage nach dem im Einzelfall besten betreuenden Arzt ausschließlich zum Wohle des Patienten beurteilen und einen auf die Therapie spezialisierten Kollegen zurate ziehen oder die Behandlung in dessen Hände legen.
Wichtig für den Erfolg der Therapie ist neben der fachlichen Kompetenz das Vertrauensverhältnis, das Patient und Arzt aufbauen können. Der begleitende Arzt ist weiterhin der wichtigste Ansprechpartner, koordiniert alle weiteren Schritte und sorgt dafür, dass alle Therapeuten über die für ihre Arbeit notwendigen Informationen verfügen. Er wird ferner in der Folgezeit über lange Jahre den weiteren Behandlungsprozess begleiten.
Die Qualität der Klinik entscheidet!
In den meisten Fällen ist eine Therapie mit einem mehr oder weniger kurzen Klinikaufenthalt für Operationen, aufwendigere Chemotherapien oder Bestrahlungen verbunden. Ganz wichtig ist: Für den Therapieerfolg ausschlaggebend kann ausschließlich die Qualität der Klinik sein – aber die Nähe zur vertrauten Umgebung nicht!
Spezialisierte und zertifizierte Krebszentren arbeiten interdisziplinär mit Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen und sind über Forschungsverbünde und die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien auf dem neuesten Stand des Wissens und der Techniken und orientieren sich somit an den aktuell gültigen medizinischen Standards. Immer häufiger können zumindest Abschnitte einer Krebstherapie ambulant durchgeführt werden, in einer spezialisierten Praxis oder Klinikambulanz.
Hier gilt es ebenfalls gut auszuwählen: Wie gelangt man zu den Behandlungsterminen, an wen wendet man sich, falls am Wochenende oder nachts Notfälle auftreten? Wer verantwortet die Koordination von Terminen und Medikamenten und wer hält die notwendigen Medikamente und Hilfsmittel bereit?
Der Alltag will geregelt sein
Um sich während der Therapie auf die eigene Heilung konzentrieren zu können, müssen im Vorfeld die notwendigen Dinge des Lebens geklärt sein: Ist der Arbeitgeber informiert, sind Lohnfortzahlung, Krankengeld und die Kostenübernahme mit der Krankenkasse geklärt? Welche Unterstützungsleistungen können für den Patienten, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige in Anspruch genommen werden? Sind Freunde und Angehörige bereit, Hilfestellungen bei praktischen Aufgaben im Alltag zu leisten? Wer ist berechtigt, für die Patientin während der Behandlung Bankgeschäfte zu tätigen oder mit Behörden zu kommunizieren?
Ist dies alles gut geregelt, gilt es, mit Zuversicht nach vorne zu schauen. „Mit der Diagnose beginnt der Weg der Heilung“, sagt Dr. Johannes Bruns und gibt damit den Patienten Mut. „Gut vorbereitet in einem vertrauensvollen Umfeld kann sich der Patient bei einer Krebsdiagnose beruhigt und zuversichtlich auf seinen ganz persönlichen Weg der Genesung machen.“
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