Als Notfall in die Klinik, als Krebskranker nach Hause

Es ist keine Seltenheit, dass Krebsdiagnosen erst in Notfallsituationen gestellt werden. Als Erklärung hat man in erster Linie Fehler in der Primärversorgung vermutet. Laut einer Studie des Statistikers Dr. Gary A. Abel, Department of Public Health and Primary Care, University of Cambridge, und Kollegen greift diese Erklärung anscheinend zu kurz.
Tatsächlich hatten zwar zwei Drittel der Patienten bereits vor dem Notfall wegen relevanter Symptome einen Arzt konsultiert, viele von ihnen mehrmals, ohne dass die Krebserkrankung diagnostiziert wurde. 32 % der Männer und 25 % der Frauen waren jedoch aufgrund der Beschwerden nie zuvor bei einem Mediziner. Zu diesem Ergebnis kamen die Kollegen, nachdem sie die Notfälle in britischen NHS-Kliniken zwischen Januar und März 2010 ausgewertet hatten.
Mit dem Alter stieg das Risiko der „verspäteten“ Krebserkrankung deutlich an: In der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen hatten 30 % der Betroffenen vorher keinen Arzt aufgesucht, bei den Über-85-Jährigen 44 %. Die Art des Karzinoms erwies sich ebenfalls als relevant: Von den 18 erfassten Krebstypen bestand mit 46 % das höchste Risiko für eine notfallmäßige Entdeckung bei Hirntumoren. Die könnte damit zusammenhängen, dass sich diese Krebsart oft erst durch Krampfanfälle bemerkbar macht.
Symptome sind ungebildeten Senioren meist nicht bekannt
Einen deutlichen Einfluss hatte schließlich auch der – maßgeblich durch den Bildungsgrad definierte – sozioökonomische Status. In der Subgruppe mit niedrigstem sozioökonomischem Status hatten 35 % keinen Mediziner konsultiert, in der Subgruppe mit höhstem Status hingegen „nur“ 25 % der Betroffenen.
Warum im Vorfeld des Notfalls keine Vorstellung stattfand, dazu macht die Studie keine Aussagen. Die Autoren gehen jedoch davon aus, dass Unkenntnis oder Nichtbeachtung verdächtiger Symptome, die bekanntlich oft unspezifisch und unspektakulär sind, eine maßgebliche Rolle spielen, und sprechen sich für eine forcierte Aufklärung aus.
Quelle: Abel G et al. BJGP 2017; 67:e377-e387
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