Neoadjuvante Immuntherapiekombi am effektivsten

ESMO 2024 Friederike Klein

Studien zeigen, dass eine neoadjuvante Immuntherapie beim Melanom im Stadium III vorteilhaft sein kann. Studien zeigen, dass eine neoadjuvante Immuntherapie beim Melanom im Stadium III vorteilhaft sein kann. © Rudzhan – stock.adobe.com

Verschiedene Studienergebnisse belegen einen Vorteil, wenn die Immuntherapie beim Melanom im Stadium III neoadjuvant begonnen wird. Bei gutem Ansprechen kann auf die Adjuvanz möglicherweise verzichtet werden. 

Neue Effektivitätsdaten zur neoadjuvanten Therapie des resektablen Melanoms im Stadium III lieferte Prof. Dr. Dr. Georgina V. Long vom Melanoma Institute Australia an der Universität von Sydney.1 Sie stellte Ergebnisse einer gepoolten Analyse des International Neoadjuvant Melanoma Consortium (INMC) mit Daten von 818 Patient:innen aus klinischen Studien (n = 633) und der Routineversorgung (n = 185) vor. Eingeschlossen wurden Personen mit einem resektablen makroskopischen Melanom im Stadium IIIB/C/D (wenige mit Stadium IV), die mindestens eine Dosis einer neoadjuvanten systemischen Therapie erhalten hatten. Eine BRAF-Mutation war bei 58 % aller Behandelten nachgewiesen worden.

Die Teilnehmenden wurden nach der Art der erhaltenen neoadjuvanten Therapie in drei Gruppen unterschieden:

  • zielgerichtete Therapie (targeted therapy, TT) mit BRAF-Inhibitoren mit/ohne MEK-Inhibitoren (BRAF/MEK; n = 88, 11 %), 
  • Immuntherapie mit einem oder zwei verschiedenen Checkpointinhibitoren (CPI-Gruppe; n = 610, 75 %) oder
  • eine Kombination aus beidem (CPI+TT-Gruppe; n = 120, 15 %). 

36 Patient:innen hatten nach der neoadjuvanten Therapie keine Resektion erhalten, meist wegen eines Progresses, in der CPI-Gruppe mehrfach auch wegen eines guten Ansprechens. 780 Erkrankte wurden wie geplant operiert. Bei 443 schloss sich eine adjuvante Therapie an, bei 303 nicht. Nach median 38,8 Monaten Follow-up benötigten 193 Betroffene eine Rezidivtherapie.

Hinsichtlich der meisten analysierten Endpunkte zeigte sich ein Vorteil für die Immuntherapie-Gruppen und eine Überlegenheit der CPI-Kombinationen gegenüber der Monotherapie mit diesen Substanzen. Ein ereignisfreies Überleben (EFS) drei Jahre nach Beginn der neoadjuvanten Therapie, primärer Endpunkt der Studie, erreichten 74 % der Patient:innen der CPI-, 72 % der CPI+TT- und 37 % der BRAF/MEK-Gruppe. Mit Immuntherapie-Kombinationen auf Basis eines PD1-Inhibitors war die Drei-Jahres-EFS-Rate mit 78 % höher als bei alleiniger PD1-Inhibition (64 %). 

Details der Immuntherapie

43 % der Behandelten hatten eine Kombination aus CTLA4- und PD1-Antikörpern erhalten, 11 % eine PD1-gerichtete Monotherapie und 6,7 % die Kombination eines PD1-Antikörpers mit einem LAG3-Antikörper. Die Übrigen waren mit einer anderen CPI-Kombination oder einem CTLA4-Inhibitor alleine behandelt worden. Die CPI-TT-Kombination bestand mit 7,3 % am häufigsten aus einem PD1- oder PD-L1-Inhibitor und einem BRAF-Inhibitor mit oder ohne MEK-Inhibitor.

Neoadjuvante Therapie beim Melanom

Ein sehr gutes pathologisches Ansprechen (MPR) erreichten in der CPI-Gruppe 58 %, in der BRAF/MEK-Gruppe 51 % und in der CPI+TT-Gruppe 46 % der Behandelten. Von den PD1-Inhibitor-Regimen erzielten die Kombinationen aus PD1- und LAG3-Antikörper (67 %) sowie PD1- und CTLA4-Antikörper (62 %) die höchsten MPR-Raten. 

Die Referentin ergänzte, dass die Drei-Jahres-Rate des rezidivfreien Überlebens (RFS) nach OP in der CPI-Gruppe bei 77 %, in der CPI+TT-Gruppe bei 73 % und in der BRAF/MEK-Gruppe bei 37 % lag. Das RFS hing zudem vom pathologischen Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie ab. Bei erreichter pathologischer Komplettremission (pCR) betrug die RFS-Rate nach drei Jahren 88 %, bei fast komplettem Ansprechen (near pCR) 89 %, bei einem partiellen Ansprechen (pPR) 68 % und bei Nichtansprechen (pNR) 40 %. 

In allen drei Gruppen lag die Drei-Jahres-Rate des Gesamtüberlebens bei über 80 % (CPI: 87 %, CPI+TT 84 %, TT 81 %). Patient:innen mit MPR überlebten fast alle so lange (OS-Rate bei pCR 97 %, bei near-pCR 100 %). Nach partieller Remission erreichte die Drei-Jahres-OS-Rate 86 %, bei pNR 70 %. 

Prof. Long betonte, dass beim Melanom im klinischen Stadium III die neoadjuvante Therapie den aktuellen Therapiestandard darstelle und die besten Ergebnisse mit einer Kombination von CPI erzielt werden. Eine darüber hinausgehende Vorbehandlung mit zielgerichteten Substanzen schien hingegen keinen Zusatznutzen zu bringen. 

Ersteres stützt auch die NADINA-Studie, zu der Dr. Minke W. Lucas vom Netherlands Cancer Institute in Amsterdam eine aktuelle Auswertung vorstellte.2 In der Studie verglichen Forschende zwei neoadjuvante Zyklen Nivolumab plus Ipilimumab, nur bei nicht erreichter MPR ergänzt um eine adjuvante Behandlung mit Nivolumab oder einem BRAF-Inhibitor, mit der alleinigen adjuvanten Nivolumab-Therapie. In der Gruppe mit neoadjuvanter Therapie waren nach 18 Monaten noch 80,8 % der Patient:innen ereignisfrei, im Kontrollarm 53,9 %. Ein Überleben ohne Fernmetastasen (DMFS) erreichten zu diesem Zeitpunkt 85,7 % in der neoadjuvant behandelten Gruppe und 62,4 % in der nur adjuvant behandelten Population. Im neoadjuvanten Behandlungsarm hatten 60,8 % der Teilnehmenden eine MPR erreicht und letztendlich nur zwei Zyklen kombinierter Immuntherapie vor der OP erhalten.

Quellen:
1. Long GV et al. ESMO Congress 2024; Abstract LBA41
2. Lucas MW et al. ESMO Congress 2024; Abstract LBA42

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