Neoadjuvante Kombinationstherapie und cCR im Restaging können es möglich machen

ASCO-GU 2023 Friederike Klein

Eine cCR nach neoadjuvanter Therapie
zeigt positive Ergebnisse hinsichtlich des metastasenfreien Zwei-Jahres- und Gesamtüberlebens. Eine cCR nach neoadjuvanter Therapie zeigt positive Ergebnisse hinsichtlich des metastasenfreien Zwei-Jahres- und Gesamtüberlebens. © magicmine – stock.adobe.com

Studiendaten belegen, dass eine trans­urethrale Resektion eines muskelinvasiven Blasenkarzinoms gefolgt von einer systemischen Therapie bei einigen Patient:innen ein dauerhaftes Überleben mit Organerhalt ermöglichen kann. Eine US-amerikanische Studiengruppe versucht, diesen Ansatz weiterzuentwickeln. 

Schon eine alleinige cisplatinbasierte neoadjuvante Therapie kann eine pathologische Komplettremission (pCR) bei etwa 30–40 % der Patient:innen mit muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC) erzielen, erinnerte Prof. Dr. Matthew D. Galsky, Mount Sinai-Hospital, New York. Die pCR könne allerdings nur nach Blasenentfernung festgestellt werden. 

Der Referent präsentierte nun Studienergebnisse für eine neoadjuvante Therapie mit vier Zyklen Gemcit­abin, Cisplatin und Nivolumab, bei der nach einer Komplettremission gemäß klinischem Restaging (cCR) auf eine Zystektomie verzichtet werden konnte und stattdessen weitere acht Zyklen Nivolumab gegeben wurden. Personen mit cCR, die dies nicht wünschten, konnten aber auch wie alle Betroffenen ohne cCR nach der neoadjuvanten Therapie zystektomiert werden. 

Einschlusskriterien der Studie waren ein MIBC cT2–T4aN0M0 und die Eignung für eine Cisplatin-Therapie. Das Restaging nach der neoadjuvanten Behandlung erfolgte mithilfe einer Urinzytologie, einer Bildgebung der Blase (MRT/CT), einer Zystoskopie und Blasenbiopsien. Eine cCR lag vor, wenn die Zytologie und die Bildgebung unauffällig waren und klinisch ein Stadium T0/Ta vorlag. Koprimäre Endpunkte der Studie waren die cCR-Rate nach neoadjuvanter Therapie und die Assoziation von cCR und Behandlungsergebnis (metastasenfreies Zwei-Jahres-Überleben bei Patient:innen ohne Zystektomie und pCR-Rate für jene mit sofortiger Zystektomie).

Insgesamt nahmen 76 Erkrankte an der Studie teil. 72 durchliefen nach der neoadjuvanten Therapie das Restaging. Die cCR-Rate lag bei 43 % (n = 33). Bis auf eine Person entschieden sich alle Patient:innen mit cCR zu einer Erhaltungstherapie ohne sofortige Zyst­ektomie. Von den 39 Teilnehmenden ohne cCR wurden 34 wie geplant sofort zystektomiert, fünf erhielten eine nicht dem Protokoll entsprechende Therapie. 

Nach median 30 Monaten Nachbeobachtungszeit waren 24 der 33 Patient:innen mit cCR nach neo­adjuvanter Therapie immer noch nicht zystektomiert. Acht hatten im Verlauf ein Lokalrezidiv entwickelt und waren operiert worden, eine Person hatte sich von vornherein für eine sofortige Zystektomie entschieden. Wie Prof. Galsky erläuterte, hatte eine Person mit cCR nach neoadjuvanter Therapie mit Rezidiv im Verlauf nach Zyst­ektomie auch noch Fernmetastasen entwickelt. 

Eine cCR nach neoadjuvanter Immun-Chemotherapie sagte mit einem positiven prädiktiven Vorhersagewert von 0,96 einen Vorteil hinsichtlich des metastasenfreien Zwei-Jahres-Überlebens und Gesamtüberlebens voraus. Zudem war eine höhere Tumormutationslast (≥ 10 Mutationen/Megabase analysierte DNA) mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein blasenintaktes, metastasenfreies Zwei-Jahres-Überleben in der Gesamtkohorte assoziiert. Prof. Galsky betonte, mit der standardisierten Beurteilung des klinischen Ansprechens sei eine Kohorte von Patient:innen mit einer günstigen Prognose nach der neoadjuvanten Therapie identifiziert worden, die für eine blasensparende Therapie infrage kommt. Er hofft, mit dieser Untersuchung einen Beitrag für eine stärker personalisierte Therapie des MIBC schaffen zu können.

Quelle: Kongressbericht Galsky MD et al. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2023; Abstract 447

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Eine cCR nach neoadjuvanter Therapie
zeigt positive Ergebnisse hinsichtlich des metastasenfreien Zwei-Jahres- und Gesamtüberlebens. Eine cCR nach neoadjuvanter Therapie zeigt positive Ergebnisse hinsichtlich des metastasenfreien Zwei-Jahres- und Gesamtüberlebens. © magicmine – stock.adobe.com