Nestschutz fürs Baby statt prophylaktische Antibiose

Dr. Franziska Hainer

Die Kinder kommen mit den Streptokokken u.a. während der Geburt in Kontakt. Die Kinder kommen mit den Streptokokken u.a. während der Geburt in Kontakt. © Science Photo Library/Gschmeissner, Steve

Ein neuer Impfstoff für Schwangere könnte dazu beitragen, bei Säuglingen durch Gruppe-B-Streptokokken (GBS) verursachte schwere Erkrankungen (z.B. Sepsis) zu verhindern.

Der hexavalente Konjugatimpfstoff (GBS6) der die relevanten Serotypen Ia, Ib, sowie II–V abdeckt, scheint sicher und wirksam zu sein und könnte so die prophylaktische Antibiotikagabe unnötig machen.

Dr. Shabir Madhi vom South African Medical Research Council und Kollegen schlossen in ihre Phase-2-Studie 360 schwangere Frauen ein. Je 40 von ihnen erhielten eine einzelne Impfung mit 5 µg, 10 µg oder 20 µg pro Serotyp und mit oder ohne Aluminiumphosphat (AlPO4). 120 Teilnehmerinnen spritzte man ein Placebo. Gemessen wurde die Menge an übertragenen Antikörpern von Mutter zu Kind.

In einer zweiten Studie mit 17.752 Schwangeren untersuchten die Forscher die Anti-CPS-IgG-Konzentrationen serotypspezifisch. Ziel war  herauszufinden, welche Antikörpertiter bei Mutter und Kind mit einem geringeren Risiko für GBS-Erkrankungen innerhalb der ersten 89 Tage verbunden sind.

Wie die seroepidemiologische Studie zeigte, gingen IgG-Grenzwerte von 0,184–0,827 µg/ml offenbar mit einer 75–95%igen Reduktion des Erkrankungsrisikos beim Kind einher. Die Impfung erzeugte bei den Müttern eine Immunantwort auf die sechs Serotypen, die diaplazentare Mutter-Kind-Übertragungsquote belief sich je nach Dosis auf ungefähr 0,4–1,3.

Antikörpertiter bei über der Hälfte auf dem richtigen Level

Der Anteil von Säuglingen mit einer gemessenen Anti-CPS-IgG-Konzentration von über 0,184 µg/ml im Nabelschnurblut schwankte je nach Impfstoffzusammensetzung und Serotyp. Für die am stärk­sten immonogene Variante (20 µl ohne AlPO4) lag der Anteil zwischen 57 % und 97 %. Die Nebenwirkungen waren überwiegend leicht und zwischen den Studiengruppen ähnlich – das galt sowohl für Mütter als auch Kinder. War den Impfstoffen AlPO4 zugesetzt, traten häufiger Lokalreaktionen auf. Leichte Fehlbildungen bei den Kindern wie Umbilikalhernie oder dermale Melanozytose werteten die Forscher als schwere unerwünschte Ereignisse, für sie ergab sich aber nie ein Hinweis auf eine Verbindung mit der Impfung.

Die Studienpopulation aus Südafrika scheint besonders gut geeignet zu sein, um die Streptokokkenimpfung zu bewerten. Eine Antibiotikaprophylaxe gehört dort nicht zum Standard und die Erkrankungs­inzidenz ist hoch, schreiben Dr. Madhi und seine Kollegen. Nichtsdestotrotz könnten die Grenzwerte in westlichen Industrie­ländern anders ausfallen. Prof. Dr. Carol Baker von der University of Texas plädiert für weitere Studien in anderen Populationen.

Quellen:
1. Madhi SA et al. N Engl J Med 2023; 389: 215-227; DOI: 10.1056/NEJMoa2116045
2. Baker CJ. N Engl J Med 2023; 389: 275-277; DOI: 10.1056/NEJMe2306234

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Die Kinder kommen mit den Streptokokken u.a. während der Geburt in Kontakt. Die Kinder kommen mit den Streptokokken u.a. während der Geburt in Kontakt. © Science Photo Library/Gschmeissner, Steve