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Neuartiges Fusionsprotein im Einsatz

Für die Behandlung des Aderhautmelanoms wird ein neu entwickeltes Fusionsprotein geprüft, das zwei Zielstrukturen erkennt. „Auf diese Weise verbindet Tebentafusp Tumor- und Immunzelle, sodass letztere die Tumorzelle zerstören kann“, erläuterte Professor Dr. Jessica C. Hassel, Universitätsklinikum Heidelberg, den Wirkmechanismus.
Im Detail heißt das: Ein Bestandteil des Fusionsproteins ist eine T-Zellrezeptor-Bindungsdomäne, die spezifisch das auf HLA-A*0201 vorhandene gp100-Melanozytenprotein erkennt. Somit beschränkt sich die Therapie mit dem Fusionsprotein auf Patienten mit diesem HLA-Typ, betonte die Referentin. Diese Bindungsdomäne ist mit einem Anti-CD3-Antikörper als Effektordomäne fusioniert, über die T-Zellen aktiviert werden und gp100-exprimierende Tumorzellen abtöten.
Geprüft wurde die Erstlinientherapie mit Tebentafusp in einer Phase-3-Studie bei 378 Patienten mit metastasiertem HLA-A*0201-positivem metastasiertem Aderhautmelanom. Die Referenztherapie im Kontrollarm – Pembrolizumab, Ipilimumab oder Dacarbazin – konnte vom Prüfarzt gewählt werden. Mit Tebentafusp behandelte Teilnehmer profitierten mit einer signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS; koprimärer Endpunkt) um knapp sechs Monate (21,7 Monate vs. 16,0 Monate; HR 0,51; p < 0,0001). „Die Überlebenskurven trennten sich bald nach Studienbeginn. Der OS-Vorteil gilt für alle Subgruppen“, so Prof. Hassel.
Die Ansprechrate unter Tebentafusp von nur 9 % war niedrig, was Prof. Hassel als „enttäuschend“ wertete, aber höher als im Kontrollarm mit nur 5 %. Dennoch profitierten selbst progrediente Patienten von dem Fusionsprotein mit einer OS-Verlängerung. Die Tumorkontrollrate war unter Tebentafusp deutlich höher als in der Kontrolle (46 % vs. 27 %).
Die ersten drei Zyklen sollten überwacht werden
Die Vortragende bezeichnete die Verträglichkeit des Fusionsproteins als akzeptabel. Häufigste Nebenwirkung war das Zytokin-Release-Syndrom, sodass die ersten drei Therapiezyklen überwacht werden sollten, um frühzeitig effektiv eingreifen zu können. Danach könne die Therapie ambulant weitergeführt werden. Eine zweite häufige Nebenwirkung von Tebentafusp ist der Rash. Diese Hautreaktion sei ein Prädiktor für eine hohe Effektivität: Patienten, die in der ersten Studienwoche ein Exanthem entwickelten, erreichten eine noch stärkere Reduktion des Sterberisikos (27,4 Monate vs. 16,0 Monate; HR 0,35).
Mittlerweile steht Tebentafusp Personen mit inoperablem metastasiertem Aderhautmelanom im Rahmen des Early-Access-Programms zur Verfügung.
Quellen:
Hassel JC. 31. Deutscher Hautkrebskongress; Sitzung 16 „Okuläre Melanome“
31. Deutscher Hautkrebskongress
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