Uveale Melanome: Genetisches Staging ist dem klinischen überlegen
Das Uvea-Melanom ist der häufigste primäre Augentumor beim Erwachsenen und im lokalisierten Stadium gut behandelbar – vor allem strahlentherapeutisch. Entscheidend für die Prognose ist das Metastasierungsrisiko, das herkömmliche Stagingverfahren nur unzureichend quantifizieren. Bereits sehr früh im Verlauf und vor dem Befall von Lymphknoten siedeln sich Mikrometastasen in Leber, Lunge oder Knochenmark an und verharren dort über längere Zeit potenziell im Ruhezustand.
Verbesserte Vorhersage durch genetische Analyse
Deshalb gestattet etwa das TNM-System des AJCC nur relativ unscharfe Vorhersagen über das Metastasierungsrisiko. Und das trotz der Unterteilung in vier Kategorien, 17 Subkategorien und vier Stadien.
The Cancer Genome Atlas (TCGA) gliedert das Uvea-Melanom in vier prognostisch deutlich unterschiedliche Gruppen (s. Kasten). Damit ermöglicht die genetische Analyse von Biopsien mittels Feinnadelaspiration eine verbesserte Vorhersagegenauigkeit. Dies bestätigt nun eine retrospektive Studie.
TCGA-Klassifikation
- Klasse A: beste Prognose, zwei normale Kopien der Chromosomen 3 und 8q
- Klasse B: Zugewinn Chromosom 8q
- Klasse C: Zugewinn Chromosom 8q + Monosomie 3
- Klasse D: multiple Zugewinne in Chromosom 8q + Monosomie 3
- 4 AJCC-Kategorien: HR 2,6; p < 0,001,
- 17 AJCC-Subkategorien: HR 1,3; p < 0,001,
- 4 AJCC-Stadien: HR nicht anwendbar; p < 0,001.
Auswirkungen auf die adjuvante Therapie
Ist beim klinisch nicht-metastasierten Uvea-Melanom bioptisches Material für eine genetische Testung verfügbar, so die Autoren, ist per TCGA-Klassifikation eine genauere Vorhersage des Metastasierungsrisikos möglich. Das wird sich auch auf die Empfehlungen bezüglich einer adjuvanten Therapie auswirken.* American Joint Committee on Cancer
Quelle: Mazloumi M et al. JAMA Ophthalmol 2020; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2019.5710