Neue Empfehlungen der AGO zum metastasierten Brustkrebs

AGO Mamma 2024 Birgit-Kristin Pohlmann

Beim metastasierten Mammakarzinom basiert neben den klassischen Kriterien die Therapieentscheidung zunehmend auf molekularen Faktoren. Beim metastasierten Mammakarzinom basiert neben den klassischen Kriterien die Therapieentscheidung zunehmend auf molekularen Faktoren. © satyrenko – stock.adobe.com

Insbesondere beim metastasierten HR+/HER2- Mammakarzinom werden Einsatz und Dauer der chemotherapiebasierten Behandlung immer wieder diskutiert, denn es gibt effektive endokrinbasierte Regime. Eine wichtige neue Option sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, deren Stellenwert die AGO Mamma unterstrich und zum Teil aufwertete.

Für die Behandlung des HR+/HER2- metastasierten Mammakarzinoms (MBC) kommt die Chemo in der Regel erst nach Versagen der endokrinbasierten Therapie bzw. bei endokrin-refraktären Tumoren zum Einsatz. Eine wichtige Innovation sind ADC, sagte Prof. ­Dr. ­Marcus ­Schmidt, Universitätsmedizin Mainz. Für das HR+/HER2- MBC hat die AGO Mamma das gegen Trop2 gerichtete ADC Sacituzumab-Govitecan (SG) aufgewertet. Sie empfiehlt den Einsatz jetzt – unter Berücksichtigung der in der Fachinformation genannten Anforderungen an die Vortherapie – ab der zweiten Linie mit einem Doppelplus (1b A ++). Bislang hatte nur das Anti-HER2-ADC Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) beim HR+/HER2low (IHC 1+) MBC eine Doppelplus-Empfehlung. 

Für beide ADC gelte, dass die Erkrankten chemotherapeutisch vorbehandelt sein müssen, betonte Prof. ­Schmidt. Wichtig sei aber, dass beide Zulassungsstudien unterschiedliche Patient:innenkollektive eingeschlossen hatten: So waren die Teilnehmenden in der SG-Studie TROPiCS-02 deutlich intensiver mit mindestens zwei und bis zu vier Linien vorbehandelt. 

Beim metastasierten triple-negativen Mammakarzinom (mTNBC) müssen für eine adäquate Therapieentscheidung der PD-L1- und der Keimbahn-BRCA1/2(gBRCA1/2)-Status vorliegen. Personen mit PD-L1-positivem mTNBC erhalten first-line zusätzlich zur Chemotherapie einen CPI. Für jene mit gBRCA1/2-Mutation stellt die PARP-Inhibition eine effektive und insgesamt gut verträgliche Option dar, die je nach Vortherapie und behandlungsfreiem Intervall in der First- oder Second-Line-Situation eingesetzt wird. Auch im Falle einer somatischen BRCA1/2-Mutation ist laut Prof. ­Schmidt die PARP-Inhibition im Einzelfall eine Möglichkeit. 

Mehr testen!

Die Therapieentscheidung beim metastasierten Mammakarzinom basiert neben den klassischen Kriterien zunehmend auf molekularen Faktoren, betonte Prof. ­Schmidt. Nach wie vor werde jedoch in Deutschland zu wenig getestet. Dies sei aber Voraussetzung für eine individuelle Therapieentscheidung mit der Chance, die Prognose zu optimieren.

SG ist laut AGO Mamma ab der zweiten Linie unabhängig vom BRCA1/2- und PD-L1-Status indiziert (1b A ++). Bei PD-L1-Positivität bzw. gBRCA1/2-Mutationsnachweis wird SG Prof. ­Schmidt zufolge primär in fortgeschrittener Behandlungslinie nach CPI und PARP-Inhibition empfohlen.

Für das HER2+ MBC ist T-DXd unverändert der Second-Line-Standard (1b B ++) nach First-Line-Therapie mit taxanbasierter Chemo plus Trastuzumab/Pertuzumab. Neu: Die AGO Mamma bewertet vor dem Hintergrund der ­HER2CLIMB-02-Studie die Kombination Tucatinib/T-DM1 als Second-Line-Option für den Einzelfall (1b B +/-). Sind Patient:innen bereits mit T-DM1 vorbehandelt, ist in der zweiten Linie unverändert die Dreifachkombination Tucatinib/Trastuzumab/Capecitabin eine Alternative zu T-DXd (1b B ++). 

Nach (neo-)adjuvanter Vor­therapie mit Trastuzumab/Pertuzumab plus Chemo kann T-DXd bereits first-line eingesetzt werden (4 D +). Insbesondere bei kurzem therapiefreiem Intervall (TFI) sei dies eine wichtige Option, betonte Prof. ­Schmidt. Im Falle eines langen TFI bleibt die Re-Induktion von Tras­tuzumab/Pertuzumab plus Chemotherapie Standard (4 D ++) und sei zu bevorzugen. Für Patient:innen, die noch kein T-DXd hatten, kann dieses auch ab der dritten Linie zum Einsatz kommen. Diese Option wurde aufgewertet (1b B ++).

Quelle: Schmidt M. AGO Mamma State of the Art Meeting 2024; Vortrag „Chemotherapie mit oder ohne zielgerichtete Substanzen beim metast. Mammakarzinom“

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