
What’s NExT?

Multimodale Therapien mit neoadjuvanter Chemotherapie oder -radiatio sind globaler Standard zur Behandlung des ösophagealen Plattenepithelkarzinoms (OSCC). Die Protokolle bezüglich des neoadjuvanten Vorgehens unterscheiden sich allerdings regional erheblich und werden kontrovers diskutiert.
Ein Team um Dr. Ken Kato, National Cancer Center Hospital, Tokyo, hat die Effektivität einer Triple-Chemotherapie (NeoCF+D) und einer Dublette plus Bestrahlung (NeoCF+RT) jeweils mit der reinen Dublette (NeoCF) verglichen (s. Kasten).1 In die Phase-3-Studie JCOG1109 NExT wurden insgesamt 601 nicht vorbehandelte Personen zwischen 20 und 75 Jahren an 44 japanischen Krebszentren eingeschlossen, die ein Tumorstadium IB, II oder III sowie einen ECOG-PS von 0 oder 1 aufwiesen.
Primärer Endpunkt war das Drei-Jahres-OS, als sekundäre Endpunkte bestimmten die Wissenschaftler:innen u. a. Ansprech- und Rezidivrate sowie Sicherheitsaspekte.
Im Vergleich zur NeoCF-Gruppe überlebte während des medianen Follow-ups von 50,7 Monaten ein signifikant höherer Anteil der Behandelten des NeoCF+D-Arms mindestens drei Jahre (72,1 % vs. 62,6 %; HR 0,68; p = 0,006). In der NeoCF+RT-Kohorte fiel der Vorteil entgegen den Erwartungen der Forschenden geringer aus (68,3 %; HR 0,84; p = 0,12). Der Anteil der Komplettresponder war hier mit 38,5 % jedoch erheblich höher als in den beiden anderen Gruppen (NeoCF+D: 19,8 %; NeoCF: 2 %). Lokalrezidive traten seltener auf als nach dreifacher Chemotherapie (23 % vs. 43 %), für Fernrezidive galt das Gegenteil. Insgesamt bewerten die Autor:innen NeoCF+D als neue Standardbehandlung von Patient:innen mit resektablem OSCC, die sich in guter körperlicher Verfassung befinden. Für vulnerablere Erkrankte sehen sie das FLOT-Schema als potenzielle Option.
Die Therapieprotokolle
- NeoCF: Zwei Zyklen mit FU (800 mg/m²/d an Tag 1–5) und Cisplatin (80 mg/m² an Tag 1) im Abstand von drei Wochen
- NeoCF+D: Drei Zyklen mit FU (750 mg/m²/d an Tag 1–5), Cisplatin (70 mg/m² an Tag 1) und Docetaxel (70 mg/m² an Tag 1) im Abstand von drei Wochen
- NeoCF+RT: Zwei Zyklen mit FU (1000 mg/m²/d an Tag 1–4) und Cisplatin (75 mg/m² an Tag 1) im Abstand von vier Wochen. Zusätzlich Radiotherapie mit einer Gesamtdosis von 41,4 Gy in 23 Fraktionen über fünf Wochen
Engmaschiges Monitoring und G-CSF empfohlen
Da sich carboplatin- und paclitaxelbasierte Chemotherapien weltweit durchsetzen, ist die breite Anwendbarkeit der NExT-Ergebnisse fraglich, schreiben Prof. Dr. Salah-Eddin Al-Batran und PD Dr. Christine Koch vom Frankfurter Institut für Klinische Krebsforschung in einem Kommentar.2 Die Radiotherapie sei nach den Studiendaten nicht mehr länger eine unverzichtbare Komponente bei lokal fortgeschrittenem OSCC. NeoCF+D stelle nun eine evidenzbasierte Alternative dar, die effektiver Fernrezidive verhindere und ermögliche, sich eine Bestrahlung als Salvage-Therapie aufzusparen.
Unter der Triple-Chemo wurde allerdings eine weitaus höhere Rate an febrilen Neutropenien vom Grad 3/4 beobachtet als unter NeoCF+RT und NeoCF (16 % vs. 5 % vs. 1 %). In einem Real-World-Szenario mit unselektierten Patient:innen könne dies Anlass zur Sorge bieten, geben die Kommentator:innen zu bedenken. Sie empfehlen ein engmaschiges Monitoring und den prophylaktischen Einsatz von G-CSF. Kliniker:innen müssten zudem immer tumor- und patient:innenspezifische Kriterien in ihre Therapieentscheidungen einbeziehen.
Quellen:
1. Kato K et al. Lancet 2024; 404: 55-66; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00745-1
2. Al-Batran SE, Koch C. Lancet 2024; 404: 5-7; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)01084-5
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