Ist die endoskopische Resektion des Ösophaguskarzinoms riskant?

Dr. Angelika Bischoff

Niedrigrisikotumoren mit geringer Invasionstiefe lassen sich gut per endoskopischer Resektion entnehmen. Niedrigrisikotumoren mit geringer Invasionstiefe lassen sich gut per endoskopischer Resektion entnehmen. © iStock/ericsphotography

Wann ist eine endoskopische Resektion von oberflächlichen Adenokarzinomen im Ösophagus mit hoher Sicherheit kurativ? Was bringt die Radio­frequenzablation von Barrett-Dysplasien? Zwei Fragen, zu denen es neue Antworten gibt.

Wie hoch das Risiko für Lymphknotenmetastasen nach endoskopischer Resektion eines oberflächlichen Ösophaguskarzinoms ist, war bislang unklar. In der Literatur liegen die Angaben zwischen 0 und 50 %. Bekannt ist, dass die nodale Metastasierung eng mit der Invasionstiefe des Tumors und mit histologischen Hochrisikokriterien wie lymphovaskuläre Infiltration und schlechte Differenzierung korreliert. Nicolas­ Benech­ von der Universität Lyon und Kollegen haben retrospektiv endoskopische Resektionen von ösophagealen T1-Adenokarzinomen auf diese Kriterien hin untersucht.

In die Analyse eingeschlossen wurden 188 Patienten, die zwischen 2004 und 2016 in sieben französischen Fachzentren behandelt worden waren. In einem medianen Follow-up von 34 Monaten waren bei keinem der Patienten mit intramukosalen Adenokarzinomen Lymphknotenmetastasen aufgetreten – auch dann nicht, wenn histologische Hochrisikokriterien vorlagen. Auch keiner der Niedrigrisikotumoren mit einer geringen Invasionstiefe (< 1200 µm) hatte nodale Metastasen verursacht. Von denjenigen mit lymphovaskulärer Invasion, schlechter Differenzierung oder einer größeren Eindringtiefe hatten 53 % in Lymphknoten gestreut.

Daraus schließen die Autoren, dass intramukosale und Niedrigrisikotumoren mit einer submukosalen Invasion bis zu 1200 µm kurativ endoskopisch entfernt werden können. Bei Hochrisikotumoren und/oder tieferer submukosaler Invasion genügt die endoskopische Resektion nicht. In diesen Fällen geht kein Weg vorbei an einer Ösophagektomie.

Radiofrequenzablation mit Watch-and-wait verglichen

Die Frage, ob man endoskopisch abladieren soll oder einfach abwarten, stellt sich bei geringgradigen Dysplasien im Barrett-Ösophagus. Da die Progressionsrate zum Karzinom auf 9–13 % beziffert wird, wird häufig eine Radio­frequenzablation (RFA) empfohlen. Allerdings basierte diese Empfehlung bislang nur auf einer einzigen randomisierten Studie.

Maximilien­ ­Barret, Hôpital Cochin, Paris, und Kollegen haben deshalb in einer randomisierten Studie mit ähnlichem Design nochmals das Ergebnis der RFA mit dem einer jährlichen endoskopischen Kontrolle verglichen. Der Vorteil der RFA war in dieser Untersuchung nicht ganz so eindeutig. Eine Low-grade-Dysplasie fand sich bei 34,3 % der Patienten nach RFA vs. 58,1 % in der Kontrollgruppe. Eine Progression zur Neoplasie hatte bei 12,5 % vs. 26,2 % stattgefunden. Das heißt, durch die RFA konnte die Prävalenz von Dysplasien insgesamt nur mäßig (nicht jedoch signifikant) reduziert werden. Bei 31 % der Patienten der Beobachtungsgruppe war eine Regression eingetreten. Nicht zu vernachlässigen ist die Komplikationsrate der Radiofrequenzablation, die in dieser Untersuchung bei 16,9 % lag.

Eingriff sollte in spezialisierten­ Zentren erfolgen

Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der endoskopischen Ablation muss sehr genau abgewogen werden, bevor man Patienten mit Barrett-Dysplasie diese Option anbietet, schließen die Autoren. Der Eingriff sollte ihrer Meinung nach nur in erfahrenen Zentren ­erfolgen.

Quellen:
1. Benech N et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 362-369; DOI: 10.1177/2050640620958903
2. Barret M et al. Gut 2021; 70: 1014-1022; DOI: 10.1136/gutjnl-2020-322082

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