Fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom: Chemofreie Erstlinie denkbar

ASCO 2021 Friederike Klein

Ein reines Checkpoint-Duo anstelle der Chemotherapie ist ein möglicher Kompromiss zwischen Wirkung und Nebenwirkungen. Ein reines Checkpoint-Duo anstelle der Chemotherapie ist ein möglicher Kompromiss zwischen Wirkung und Nebenwirkungen. © styf – stock.adobe.com

Nivolumab verlängerte in der Studie CheckMate 648 das Gesamtüberleben therapienaiver Patienten mit fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs gegenüber dem bisherigen Standard. Und zwar sowohl in Kombination mit der Chemotherapie als auch im nebenwirkungsärmeren Duo mit dem CTLA4-Inhibitor Ipilimumab.

Standard für Patienten mit fortgeschrittenem Ösophaguskrebs ist eine Chemotherapie mit Cis­platin und 5-Fluorouracil (5-FU). Darunter liegt das mediane Gesamtüberleben (OS) laut Professor Dr. Ian Chau vom Royal Marsden Hospital in Sutton bei etwa zehn Monaten. Mit Nivolumab als Kombinationspartner könnte sich die Prognose verbessern. Das demonstrierte Prof. Chau anhand der Ergebnisse der Studie CheckMate 648.

An der Phase-3-Studie nahmen 970 Patienten mit nicht vorbehandelten, nicht operablen, fortgeschrittenen, rezidivierten oder metastasierten Ösophaguskarzinomen teil. Randomisiert erhielten sie:

  • Nivolumab (240 mg alle zwei Wochen) und Chemotherapie (5-FU 800 mg/m² an den Tagen 1–5 und Cisplatin 80 mg/m² an Tag 1 in vierwöchigen Zyklen) bzw.
  • Nivolumab (3 mg/kgKG alle zwei Wochen) und Ipilimumab (1 mg/kgKG alle 6 Wochen) oder
  • Chemotherapie (5-FU und Cisplatin wie oben beschrieben).

Primäre Endpunkte der Studie waren OS und progressionsfreies Überleben (PFS) in der Subgruppe der Patienten mit mindestens 1 % PD-L1-Expression auf den Tumorzellen.

Die Überlebenszeit stieg unabhängig vom PD-L1-Status

Nach einer Beobachtungszeit von mindestens 12,9 Monaten war das OS dieser Patienten mit ≥ 1 % PD-L1-Expression – knapp die Hälfte der Gesamtgruppe – unter den Immuntherapien gegenüber dem Standard verlängert sowohl mit Nivolumab plus Chemotherapie als auch mit Nivolumab plus Ipilimumab. Unter Ersterem lag das mediane OS bei 15,4 Monaten, im Prüfarm bei 9,1 Monaten (Hazard Ratio [HR] 0,54; 99,5%-KI 0,37–0,80; p < 0,0001). Der OS-Vorteil zeigte sich auch unabhängig von der PD-L1-Expression: Das mediane OS aller Teilnehmer betrug mit Nivolumab plus Chemotherapie 13,2 Monate vs. 10,7 Monate mit Chemotherapie (HR 0,74; 99,1%-KI 0,58–0,96; p = 0,0021). Das PFS war nur bei einer PD-L1-Expression ≥ 1 % unter Nivolumab/Chemotherapie gegenüber Chemotherapie verlängert.

Checkpoint-Duo als Mittelweg in puncto Effekt vs. Belastung

Auch die chemotherapiefreie Kombination Nivolumab-Ipilimumab verbesserte das mediane OS gegenüber der Chemotherapie alleine signifikant, sowohl bei Patienten mit PD-L1-Expression ≥ 1 % als auch bei allen Patienten (13,7 Monate vs. 9,1 Monate; HR 0,64 bzw. 12,8 Monate vs. 10,7 Monate; HR 0,78). Das PFS war unter der dualen Immuntherapie nicht signifikant besser.

Die objektive Ansprechrate war sowohl bezogen auf die Patienten mit PD-L1-positiven Tumoren als auch bei allen Patienten unter Nivolumab-Chemotherapie am höchsten, gefolgt von der dualen Immuntherapie. In beiden Prüfarmen dauerte das Ansprechen länger an als in der Kontrollgruppe.

Bislang unbekannte Sicherheitssignale für die Therapien wurden nicht beobachtet und behandlungsbedingte Todesfälle kamen in allen drei Armen ähnlich selten vor (Nivolumab-Chemotherapie: 5/310, Nivolumab-Ipilimumab: 5/322, Chemotherapie: 4/304). Therapieabbrüche aufgrund von behandlungsassoziierten Nebenwirkungen waren mit Nivolumab/Chemotherapie allerdings häufiger als in den anderen beiden Studienarmen. Nach Ansicht von Prof. Chau­ kommen beide Nivolumab-Kombinationen aufgrund der akzeptablen Toxizität bei deutlich verbesserter Effektivität als neue Erstlinien-Optionen für Patienten mit fortgeschrittenen Ösophaguskarzinomen infrage.

Quelle: Chau I et al. ASCO Annual Meeting 2021 (virtuell); Abstract LBA4001; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.LBA4001

Kongressbericht: ASCO Annual Meeting 2021 (virtuell)

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