Tipps zur Ernährung bei Magenkarzinom und Speiseröhrenkrebs
Patienten mit Ösophaguskarzinom leiden schon vor der Diagnose an Appetitlosigkeit, Schluckstörungen und Erbrechen. Nach Resektion des Tumors können Motilitätsstörungen, Strikturen, Reflux und Aspiration die Beschwerden verstärken. Binnen sechs Monaten verliert jeder Dritte 15 % seines Körpergewichts, erklärte Viktoria Mathies, Ernährungswissenschaftlerin am UniversitätsTumorCentrum Jena. Dagegen helfen leicht umzusetzende Maßnahmen wie häufige kleine Mahlzeiten, die mit Sahne oder pflanzlichen Fetten angereichert und gründlich gekaut werden sollten. Das Essen sollte weder zu heiß noch zu kalt und nicht scharf gewürzt sein. Nach der Mahlzeit sollte der Oberkörper mindestens 30 Minuten lang hochgelagert bleiben, wenn ausgeprägte Refluxsymptome vorliegen auch nachts. Orale Trinknahrung hilft, die notwendige Kalorienmenge zu erreichen. Als Ultima Ratio bleibt die parenterale oder enterale Ernährung, so die Referentin.
Beim Magenkarzinom kommt dazu, dass nach der Resektion weniger oder keine Magensäure mehr produziert wird und der Wegfall der Speicherkapazität die Nahrungsaufnahme limitiert. Die ungenügende Durchmischung des Nahrungsbreis mit Pankreassekreten kann eine Steatorrhö zur Folge haben, was den Gewichtsverlust weiter verstärkt.
Mittelkettige Fettsäuren gibt’s im Reformhaus
Therapeutisch kommt die Einnahme von Pankreasenzymen zum Essen infrage. Die Diagnose der pankreatikozibalen Asynchronie macht sie verordnungsfähig. Auch mittelkettige (MCT) Fettsäuren, für deren Verdauung keine Pankreasenzyme benötigt werden, lindern die Symptome. MCT-Produkte gibt es u.a. im Reformhaus. Häufig kommt es zum Dumpingsyndrom, wobei zwei Formen zu unterscheiden sind:
- Früh-Dumping tritt 15–30 Minuten nach der Nahrungsaufnahme auf und macht ca. 75 % der Fälle aus. Infolge der fehlenden Pylorusfunktion ergießt sich hyperosmolarer Mageninhalt sturzartig in die abführende Schlinge. Der massive Flüssigkeitseinstrom zieht vasomotorische Störungen bis hin zum Kollaps nach sich.
- Zum Spät-Dumping kommt es zwei bis drei Stunden nach der Mahlzeit, wenn rasch resorbierbare Kohlenhydrate in großer Menge in den Darm gelangen. Die reflektorisch gesteigerte Insulinsekretion induziert eine Hypoglykämie mit entsprechenden autonomen Symptomen.
Dem Früh-Dumping lässt sich vorbeugen, indem der Patient 15 Minuten vor der eigentlichen Mahlzeit ein Stück Brot verzehrt und wenig Salz, Zucker und Flüssigkeit zu sich nimmt, empfahl Mathies. Bei starker Symptomatik kann er versuchen, die Nahrungsaufnahme im Liegen durchzuführen, um die Passage in die abführende Schlinge zu verzögern. Patienten mit Spät-Dumping sollten wiederum leicht resorbierbare Kohlenhydrate meiden – Getränke nicht vergessen! Die Zugabe von Pektin oder Guar erhöht die Viskosität der Speisen und verlangsamt so die Passage.
Bei Steatorrhö fettlösliche Vitamine zuführen!
Eine weitere Option ist die Gabe des Glukoseresorptionshemmers Acarbose. Unter dem Medikament bessern sich die Symptome beider Formen des Dumpingsyndroms mit der Zeit und können sogar ganz verschwinden, so die Erfahrung von Mathies.
Nach der Magenkarzinomresektion ist der Patient lebenslang auf die Einnahme von Vitamin-B12-Supplementen angewiesen. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Versorgung mit Eisen, Folsäure, Zink und Kalzium achten und ggf. Supplemente verordnen. Ganz wichtig ist auch die Zufuhr der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die bei Steatorrhö vermindert aufgenommen werden.
Quelle: Deutscher Krebskongress 2020