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Speiseröhrenkrebs Aktuelles Modell sagt Risiko voraus

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Mithilfe eines Modells lassen sich Risikopatient:innen eines Plattenepithelkarzinoms der Speiseröhre besser identifizieren. Mithilfe eines Modells lassen sich Risikopatient:innen eines Plattenepithelkarzinoms der Speiseröhre besser identifizieren. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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Chinesische Wissenschaftler:innen entwickelten ein Modell, anhand dessen sich Personen mit einem hohen Risiko für Plattenepithelkarzinome der Speiseröhre besser identifizieren lassen. Dies könnte entsprechende Screeningprogramme verbessern.

Die meisten Speiseröhren­tumoren werden erst dia­gnos­tiziert, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Um die Karzinome früher zu erkennen, erscheint ein Screening sinnvoll, wobei die Risikoprädiktion eine große Rolle spielt, schreiben Forschende um Dr. ­Junming ­Han, Shandong Universität, Jinan. Bisherige Modelle weisen ihrer Ansicht nach aber einige Mängel auf. Die Wissenschaftler:innen entwickelten und validierten daher ein neues Prädiktionsmodell für das Platten­epithelkarzinom der Speiseröhre (ESCC), um u.a. das Krebsscreeningprogramm zu optimieren.

Sie sammelten Daten, die aus Endo­skopien des oberen Gastrointestinaltrakts und histopathologischen Untersuchungen von einer Hochrisikopopulation gewonnen worden waren. Die erste Gruppe umfasste 59.481, die Validierungkohorte
44.648 Individuen. Die Forschenden berechneten zwei Modelle: Das erste (A) beinhaltete die Kovariablen Alter, Geschlecht und die Anzahl der Läsionen. Modell B bezog zusätzlich Raucherstatus, Alkoholkonsum, BMI, jährliches Haushaltseinkommen, vorangegangene GI-Erkrankungen, den Konsum von gebeizter Nahrung, ausgeprägte Läsionen sowie eine leichte oder moderate Dysplasie mit ein. Die beiden Modelle wurden anhand verschiedener statistischer Methoden, u.a. dem Harrell-C-Index, der als Maß für Risikomodelle dient, evaluiert.

Verglichen mit einem Referenzwert hatten Patient:innen mit einer, zwei und mindestens drei Läsionen im Screening ein um 52 %, 212 % und 455 % erhöhtes Risiko, innerhalb von drei Jahren ein ESCC zu entwickeln. Auch auffällige Läsionen und eine leichte/moderate Dysplasie ließen das Risiko steigen – und zwar um 62 % bzw. 201 %. Der Harrell-C-Index, betrug für das Modell B in den beiden Kohorten 0,83 und 0,91.

Leichte/moderate Dysplasie als relevanter Faktor

Wie die Autor:innen betonen, erwiesen sich beide Modelle als klinisch nützlich: Ihre Anwendung war vorteilhafter, als wenn die Gesamtpopulation entweder komplett als Hochrisiko- oder als Niedrigrisiko­gruppe kategorisiert wurde. Insgesamt schnitt das Modell B besser ab. Sowohl die Charakteristika der Teilnehmenden als auch die ESCC-Inzidenzen unterschieden sich zwischen den Kohorten; dennoch hätten die Modelle in beiden Datensätzen gut performt und könnten daher auch auf größere Populationen angewandt werden. Laut Modell B ist eine leichte oder moderate Dysplasie ein wichtiger Risikofaktor für die ESCC-Entwicklung. Betroffene könnten von Interventionen, die Dysplasien adressieren, profitieren. Auch sei es sinnvoll, Personen mit (auffälligen) Läsionen intensiver zu beob­achten.

Quelle:
Han J et al. JAMA Netw Open 2023; DOI: 10.1001/­jamanetworkopen.2022.53148