Anastomoseninsuffizienz Fortschritt beim Ösophaguskarzinom

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Der Grund für die Probleme ist ein Reflux, der sich aufgrund der operativ veränderten Anatomie bei der Mehrzahl der Patienten ausbildet. Der Grund für die Probleme ist ein Reflux, der sich aufgrund der operativ veränderten Anatomie bei der Mehrzahl der Patienten ausbildet. © Dr_Microbe – stock.adobe.com

Die abdominothorakale Resektion kann beim Ösophaguskarzinom Leben retten. Aber nach dem Eingriff ist eine potenziell tödliche Anastomoseninsuffizienz möglich. Eine besondere Technik soll diese verhindern. 

Wenn sich Malignome am gastroösophagealen Übergang operativ behandeln lassen, ist die abdominothorakale Ösophagusresektion das Verfahren der Wahl. Bei dieser Technik wird ein Schlauchmagen gebildet und im Thorax mit dem oralen Teil der Speiseröhre verbunden (Ivor-Lewis-Ösophagektomie). Allerdings ist der Eingriff mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden, erklären Dr. Gunnar­ Loske­ und Kollegen vom Katholischen Marienkrankenhaus Hamburg. Es drohen postoperative Heilungsstörungen im Bereich der Anastomose. 

Der Grund für die Probleme ist ein Reflux, der sich aufgrund der operativ veränderten Anatomie bei der Mehrzahl der Patienten ausbildet. Er kann die Heilung beeinträchtigen und erhöht das Risiko für Aspirationen. Endoskopische Kontrollen ergaben, dass trotz Einlage einer Magenableit­sonde gallenhaltiges Sekret die Anastomose überspült. Somit ist diese Region in der frühen Heilungsphase ständig Verdauungsenzymen ausgesetzt. 

Das Refluxsekret lässt sich durchgehend absaugen

Der Rückfluss lässt sich mit einer präemptiven Ableitung verhindern. Dafür führen die Autoren während des Eingriffs eine doppellumige offenporige Foliendrainage trans­nasal ein. Das entsprechende Element wird distal der Anastomose im Resektionsmagen positioniert und die integrierte Ernährungssonde kommt tief im Duodenum zu liegen. Mit einer elektronischen Vakuumpumpe wird ein Unterdruck auf den gastralen Drainagekanal ausgeübt. So lässt sich das Reflux­sekret permanent absaugen – mit dem Effekt, dass der Resektionsmagen vollständig entleert und die Anastomosenregion dekomprimiert wird. 

Die Wirksamkeit der präemptiven aktiven Refluxdrainage untersuchten die Kollegen in einer Studie. Teilnehmer waren sämtliche 24 Patienten, die sich in den Jahren 2017 bis 2021 an ihrer Klinik einer Ivor-Lewis-Ösophagektomie unterzogen. Zeitgleich mit der Unterdruckapplikation wurde frühzeitig mit der enteralen Sondenernährung begonnen. Die Dauer der Refluxdrainage variierte je nach Heilungsverlauf zwischen vier und 21 Tagen, im Median lag sie bei acht Tagen. Sämtliche Kontrollendoskopien ergaben einen vollständig entleerten und dekomprimierten Magenschlauch. An der Anastomose fanden sich keine Verdauungssekrete. 

Die Therapie war bei allen Operierten erfolgreich. Erneute chirurgische Eingriffe und/oder endoskopische Interventionen waren in keinem Fall erforderlich. 

Die Technik ermöglicht eine frühzeitige enterale Ernährung

In der Behandlung des Ösophagus-Ca hat sich ein deutlicher Wandel vollzogen, konstatieren die Autoren. Im Vordergrund des Komplikations­managements stehen endoskopisch-interventionelle Methoden. Als Therapie der Wahl gilt heute die Unterdruckbehandlung. Ihre Erfolgsrate liegt bei 85 %. Patienten mit Anastomoseninsuffizienz können mehrheitlich endoskopisch saniert werden. Durch die präemptive aktive Refluxdrainage werden aggressive Verdauungssekrete in der frühen Heilungsphase von der Anastomose ferngehalten und Aspirationen verhindert. Außerdem ermöglicht sie eine frühzeitige enterale Ernährung.

Quelle: Loske G et al. Hamburger Ärzteblatt 2023; 77: 26-28