Ösophaguskarzinom: Hat die obligate Operation ausgedient?

Josef Gulden

Hat die neoadjuvante Chemoradiotherapie die obligate Ösophagektomie überflüssig gemacht? Hat die neoadjuvante Chemoradiotherapie die obligate Ösophagektomie überflüssig gemacht? © iStock/Dr_Microbe

Die neoadjuvante Chemoradiotherapie verbessert das Überleben beim Ösophaguskarzinom. Ob sie die obligate Ösophagektomie überflüssig macht, sollen aktuelle Studien zeigen.

Die pathologischen Komplettremissionsraten nach einer neoadjuvanten Chemoradiotherapie liegen beim Ösophaguskarzinom relativ hoch. Deshalb stellt sich die Frage, ob man die bislang obligate, aber hochgradig mutilierende Ösophagektomie in solchen Fällen zugunsten einer aktiven Surveillance-Strategie zurückstellen könnte.

In der multizentrischen preSANO-Studie wurde nun erst einmal untersucht, wie gut sich etwaige Residuen nach der Chemoradiotherapie detektieren lassen. Die niederländischen Kollegen behandelten in ihrer prospektiven diagnostischen Kohortenstudie 207 Patienten streng entsprechend der Leitlinien, d.h. nach der Chemoradiotherapie mit fünf wöchentlichen Zyklen Carboplatin und Paclitaxel plus einer fraktionierten Radiotherapie mit 41,4 Gy wurden sie operiert.

Zweite klinische Response-Evaluierung

Patienten mit histologisch nachweisbarem lokoregionärem Residuum oder der Unmöglichkeit einer endoskopischen Passage kamen sofort unter das Messer. Bei den übrigen wurde zuvor eine zweite klinische Response-Evaluierung durchgeführt. Das geschah unter Einsatz von Ösophagogastroduodenoskopie mit Entnahme von Biopsien, endoskopischem Ultraschall mit Messung der maximalen Tumordicke, Feinnadelaspiration verdächtiger Lymphknoten und PET/CT zur Detektion eventueller Fernmetastasen. Primärer Endpunkt war die Korrelation zwischen den Ergebnissen dieser klinischen Auswertungen und dem pathologischen Ansprechen, das ganz konventionell im Resektat bestimmt wurde.

Residuelle Tumoren wurden pathologisch nach dem Chirieac-System klassifiziert, bei dem insbesondere Tumoren mit einem Regressionsgrad (TRG) von 3 oder 4 interessant waren, d.h. mit 11–50 % bzw. mehr als 50 % Resttumor. Die Ergebnisse:

  • In den endoskopisch entnommenen regulären Biopsien und Feinnadelaspiraten wurden acht von 26 TRG3/4-Tumoren (31 %) übersehen.
  • Bei Biopsien mittels Bite-on-bite-Methode, also der schichtweisen Abtragung von Gewebe an den entsprechenden Stellen, und zusätzlicher Feinnadelbiopsie blieben nur vier von 41 TRG3/4-Tumoren (10 %) unerkannt.
  • Der endoskopische Ultraschall mit Tumordicken-Messung übersah elf von 39 residuellen TRG3/4-Tumoren (28 %).
  • Beim PET/CT waren es sechs von 41 Tumoren (15 %); darüber hinaus wurden damit bei 18 von 190 Patienten (9 %) histologisch bestätigte Fernmetastasen detektiert.

Die angewendeten Verfahren, so die Autoren, könnten sich zum Nachweis von residuellen Tumoren nach neoadjuvanter Chemoradiotherapie des Ösophaguskarzinoms eignen. Verifiziert werden soll der Nutzen einer aktiven Surveillance-Strategie nun in einer randomisierten Phase-III-Studie (SANO).

Quelle: Noordman BJ et al. Lancet Oncol 2018; 19: 965-974

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