Ösophaguskarzinome in der Zweitlinie mit Antikörper behandeln

Dr. Katharina Arnheim

Künftig sollte direkt bei Erstdiagnose von Ösophaguskarzinomen der PD-L1-Status angefordert werden. Künftig sollte direkt bei Erstdiagnose von Ösophaguskarzinomen der PD-L1-Status angefordert werden. © iStock/magicmine

Versagt die Chemotherapie in der Erstlinie beim metastasierten Ösophaguskarzinom, verspricht der Griff zum PD1-Antikörper einen Überlebensvorteil. Doch vorher sollten die Patienten sorgfältig ausgewählt werden, um tatsächlich zu profitieren.

Zeigen Ösophaguskarzinompatienten nach der Erstlinien-Chemotherapie einen Progress, haben sie derzeit eine schlechte Prognose und nur noch eingeschränkte Therapieoptionen. In Phase-III-Studien konnte bislang kein Vorteil im Gesamtüberleben (OS) für eine Chemotherapie belegt werden, konstatierte Professor Dr. Takashi Kojima vom National Cancer Center Hospital East in Kashiwa. In der Phase-II-Studie KEYNOTE-180 hat Pembrolizumab bereits eine bemerkenswerte antitumorale Aktivität mit anhaltenden Remissionen bei Patienten mit metastasierten Adeno- und Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus gezeigt.1

Daraufhin wurde die Phase-III-Studie KEYNOTE-181 gestartet, in der 628 vorbehandelte Patienten mit fortgeschrittenen oder metastasierten Ösophaguskarzinomen randomisiert entweder eine Pembrolizumab-Monotherapie oder eine Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (Paclitaxel, Docetaxel oder Irinotecan) erhielten. Primäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben

  • in der Intent-to-treat(ITT)-Population,
  • bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus und
  • bei Patienten mit positivem PD-L1-Status, d.h. einem CPS (combined positive score) von mindestens 10.

Letztere stellten rund 35 % des Gesamtkollektivs. Bei 64 % der Teilnehmer lag ein Plattenepithelkarzinom, bei 36 % ein Adenokarzinom des Ösophagus vor.

Bei PD-L1-positiven Patienten wurde durch Pembrolizumab eine signifikante OS-Verbesserung erreicht: Das mediane Gesamtüberleben verlängerte sich gegenüber der Chemotherapie um 2,6 Monate (9,3 vs. 6,7 Monate; HR 0,69; p = 0,0074), die Ein-Jahres-Rate war mehr als verdoppelt (43 vs. 20 %).

Auch im Kollektiv der Patienten mit Plattenepithelkarzinomen erwies sich Pembrolizumab als überlegen: Die Ein-Jahres-Rate des OS stieg von 25 % im Kontrollarm auf 39 % unter Pembrolizumab, der OS-Median von 7,1 auf 8,2 Monate (HR 0,78; p = 0,0095). Prof. Kojima wies allerdings darauf hin, dass der Vorteil von Pembrolizumab nicht signifikant ausfiel, da der präspezifizierte p-Wert von ≤ 0,0077 nicht erreicht wurde. Er bezeichnete die OS-Verlängerung jedoch als „klinisch relevant“.

Neuer Zweitlinienstandard für PD-L1-positive Patienten

Laut Diskutant Dr. Harry Yoon von der Mayo Clinic in Rochester handelt es sich bei diesem Subkollektiv um die wohl größte Untersuchung bei Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus. Im ITT-Kollektiv waren Pembrolizumab und Chemotherapie mit einem OS von jeweils 7,1 Monaten gleich effektiv (HR 0,89; p = 0,056).

Ansprechen erhöht – Nebenwirkungen reduziert

Auch beim Ansprechen schnitt die Pembrolizumab-Therapie günstiger ab: Im PD-L1-positiven Kollektiv wurde die Responserate im Vergleich zur Chemotherapie mehr als verdreifacht (21,5 vs. 6,1 %), bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen und im ITT-Kollektiv etwa verdoppelt (16,7 vs. 7,4 % bzw. 13,1 vs. 6,7 %). Das Sicherheitsprofil von Pembrolizumab bewertete Prof. Kojima als günstiger: So war die Rate schwerer Toxizitäten vom Grad 3–5 niedriger als unter der Chemotherapie (18,2 vs. 40,9 %).

Aufgrund der Phase-III-Daten sollte Pembrolizumab bei Patienten mit metastasiertem Ösophaguskarzinom und einem CPS ≥ 10 % als neuer Zweitlinienstandard betrachtet werden, resümierte Prof. Kojima. Bei unselektierten Ösophaguskarzinom-Patienten ist Pembrolizumab hingegen nicht indiziert, unterstrich Dr. Yoon. Im Subkollektiv der Patienten mit einem CPS ≥ 10 % bewertete er das Ergebnis hingegen als „beeindruckend und klinisch relevant“. Künftig sollte direkt bei Erstdiagnose eines Adenokarzinoms von Ösophagus, gastroösophagealem Übergang und Magen sowie bei Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus der PD-L1-Status vom Pathologen angefordert werden, lautete das Fazit des Experten.

Quellen:
1. Shah MA et al. J Clin Oncol 2018; 36 (Suppl): Abstract 4049
Kojima T et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl 4; abstr 2)

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Künftig sollte direkt bei Erstdiagnose von Ösophaguskarzinomen der PD-L1-Status angefordert werden. Künftig sollte direkt bei Erstdiagnose von Ösophaguskarzinomen der PD-L1-Status angefordert werden. © iStock/magicmine