Patienten leben länger durch Erstlinien-Checkpoint-Inhibition

Josef Gulden

Generell sind die Aussichten bei fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs eher schlecht. Generell sind die Aussichten bei fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs eher schlecht. © SciePro – stock.adobe.com

Die Erstlinientherapie mit Checkpoint-Hemmern kann das Überleben von Erkrankten mit fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs verlängern. In der Phase-3-Studie CheckMate 648 hatten Patienten sowohl unter Nivolumab plus Chemotherapie als auch unter einer kombinierten Checkpoint-Blockade einen Vorteil.

Das Plattenepithelkarzinom des Ösophagus hat keine gute Prognose – nicht nach initial kurativ intendierter Behandlung und insbesondere nicht im fortgeschrittenen oder metastasierten Zustand. Mit einer Chemotherapie auf Fluoropyrimidin- und Platin-Basis betragen die medianen Überlebenszeiten weniger als ein Jahr. Betroffene profitieren aber von PD(-L)1-Inhibitoren: Daher ist Nivolumab bereits in der Zweitlinie für Patienten mit nicht resezierbarem fortgeschrittenem, rezidiviertem/metastasiertem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre indiziert.

Mehr Grad 3/4-Toxizitäten unter Immunchemotherapie

36 % der Patienten entwickelten mit der alleinigen Chemotherapie Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4. Unter Nivolumab/Ipilimumab gab es diese etwas seltener (32 %), im Immunchemotherapie-Arm hingegen häufiger (47 %). Es traten aber keine bislang unbekannten Toxizitäten auf.

Kombinationen im Vergleich zu alleiniger Chemo überlegen

Eine Zulassung besteht auch in Kombination mit einer Chemotherapie für die Erstlinienbehandlung von u.a. Personen mit HER2-negativen fortgeschrittenen/metastasierten Adenokarzinomen des Magens und Ösophagus, die PD-L1 exprimieren. Kollegen um Prof. Dr. Yuichiro Doki von der Universität Osaka verfolgten in der globalen Phase-3-Studie CheckMate-648 nun einen umfassenderen Ansatz: 970 Erkrankte mit zuvor unbehandeltem, nicht resezierbarem, fortgeschrittenem, rezidiviertem oder metastasiertem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus erhielten randomisiert
  • Nivolumab plus eine klassische Fluoropyrimidin-Platin-basierte Chemotherapie,
  • Nivolumab in Kombination mit Ipilimumab oder
  • eine alleinige Chemotherapie.
Die Wissenschaftler definierten OS und PFS als primäre Endpunkte; diese wurden zunächst bei den Patienten mit einer PD-L1-Expression von ≥ 1 % und dann in der Gesamtpopulation untersucht. Nach einem mindestens 13-monatigen Follow-up war der Arm mit Nivolumab und Chemotherapie einer alleinigen Chemotherapie überlegen: Teilnehmer mit PD-L1 ≥ 1 % lebten median 15,4 Monate vs. 9,1 Monate (Hazard Ratio [HR] 0,54; 99,5%-KI 0,37–0,80; p < 0,001). In der Gesamtpopulation zeigte sich der OS-Vorteil weniger stark ausgeprägt, er war aber mit median 13,2 Monaten vs. 10,7 Monaten ebenfalls signifikant (HR 0,74; 99,1%-KI 0,58–0,96; p = 0,002). Das OS verlängerte sich auch unter der kombinierten Checkpoint-Blockade gegenüber der alleinigen Chemo: in der PD-L1-positiven Kohorte mit median 13,7 Monaten vs. 9,1 Monaten (HR 0,64; p = 0,001), in der Gesamtpopulation mit median 12,7 Monaten vs. 10,7 Monaten (HR 0,78; p = 0,01).

Wahl der Strategie abhängig von verschiedenen Faktoren

Der Vorteil für Nivolumab plus Chemo war hinsichtlich des PFS bei den PD-L1 exprimierenden Patienten ebenfalls signifikant (HR 0,65; p = 0,002), nicht jedoch für Nivolumab/Ipilimumab. Das Design der Studie gestattete keinen direkten Vergleich der beiden experimentellen Therapien. Verschiedene Faktoren, so die Autoren, könnten in der Klinik die Wahl beeinflussen: Zum Beispiel die Notwendigkeit eines schnellen Behandlungseffekts oder mit der Chemotherapie assoziierte Nebenwirkungen. Subgruppenanalysen könnten möglicherweise weitere Faktoren aufdecken, die Betroffene für die eine oder die andere Strategie prädestinieren.

Quelle: Doki Y et al. N Engl J Med 2022; 386: 449-462; DOI: 10.1056/NEJMoa2111380

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