Eosinophile Ösophagitis: Sechs Lebensmittel unter Verdacht

Dr. Alexandra Bischoff

Leidet ein Patient mit Asthma oder allergischer Rhinitis unter Schluckstörungen, liegt der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis nahe. Die Endoskopie sorgt für Gewissheit: Typische Befunde sind weiße Exsudate (links), Längsfurchen (Mitte) oder eine Trachealisierung der Speiseröhre (rechts). Leidet ein Patient mit Asthma oder allergischer Rhinitis unter Schluckstörungen, liegt der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis nahe. Die Endoskopie sorgt für Gewissheit: Typische Befunde sind weiße Exsudate (links), Längsfurchen (Mitte) oder eine Trachealisierung der Speiseröhre (rechts). © Miehlke S. internist prax 2018; 58: 583-592, © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

Wenn ein Patient über Dysphagie, Bolusob­struktion und retrosternale Schmerzen klagt, sollten Sie hellhörig werden – insbesondere, wenn er Allergiker ist. Dahinter könnte eine eosinophile Ösophagitis stecken, die immer mehr Einzug in die deutschen Arztpraxen hält.

In den letzten Jahren hat die eosinophile Ösophagitis (EoE) stark zugenommen. Mittlerweile ist sie die häufigste Ursache einer Dysphagie. Studien aus Dänemark und der Schweiz zeigen einen 20- bzw. 39-fachen Anstieg der Inzidenz innerhalb von 16 bzw. 10 Jahren. Die chronisch-inflamma­torische Erkrankung kann prinzipiell jede Altersgruppe treffen, sie tritt jedoch überwiegend bei Männern zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf, schreibt Professor Dr. Stephan­ Miehlke vom Facharztzentrum Eppendorf in Hamburg.

Während sie bei Kindern eher IgE-assoziiert ist, spielt bei Erwachsenen vermutlich vor allem das IgG4 eine Rolle. Am Entzündungsprozess sind neben eosinophilen Granulozyten auch zytotoxische T-Lymphozyten und Mastzellen beteiligt. Oft liegen gleichzeitig atopische Erkrankungen wie allergische Rhinitis oder Asthma vor. Etwa 70 % der Patienten weisen eine allergische Diathese und ein erhöhtes Serum IgE, die Hälfte eine Bluteosinophilie auf.

Chronische Entzündung aufgrund von Allergenen

Als Auslöser gelten Luft- und Nahrungsallergene, wobei man aus Eliminationsdiät-Studien weiß, dass Kuhmilch und Weizen zu den häufigsten Triggern einer EoE gehören. Aber auch andere Lebensmittel wie beispielsweise Hülsenfrüchte, Eier, Nüsse und Meeresfrüchte kommen als Auslöser infrage.

Typischerweise kommt es beim Erwachsenen zu einer Dysphagie und akuten Bolusobstruktion, wohingegen Kinder überwiegend unspezifisch reagieren (siehe Kasten!). Bleibt die chronische Entzündung unbehandelt, kann es zu einer zunehmenden Fibrosierung des Ösophagus bis hin zu irreversiblen Organschäden kommen.

Klinische Manifestationen der eosinophilen Ösophagitis
ErwachseneKinder
  • Dysphagie
  • Bolusobstruktion
  • retrosternale Schmerzen
  • Thoraxschmerzen
  • Sodbrennen
  • Regurgitation
  • Bauchschmerzen
  • Thoraxschmerzen
  • Sodbrennen
  • Husten
  • verminderter Appetit
  • Dysphagie
  • Nahrungsverweigerung
  • Wachstumsstörungen
  • Übelkeit
  • Regurgitation
  • Schlafstörungen

Initialtherapie mit PPI, Diät oder Kortikosteroiden

Falls der Verdacht auf eine EoE besteht, kann dieser bisher nur anhand einer Endoskopie mit Biopsieentnahme (mind. 4 Gewebeproben) diagnostisch gesichert werden. Charakteristisch für den endoskopischen Befund sind Längsfurchen, weiße Exsudate oder eine Trachealisierung (als Folge einer ausgeprägten Fibrose) des Ösophagus (s. Abb.). Zwar existieren bisher noch keine validen Serum-Biomarker, jedoch konnte eine aktuelle Fall-Kontrollstudie zeigen, dass das gleichzeitige Vorhandensein von vier klinischen Faktoren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine EoE vorhersagt:
  • Hinweise für Atopie
  • anamnestische Bolusobstruktion
  • Nicht-Ansprechen auf PPI
  • erhöhtes Serum IgE oder Blut­eosinophilie
Die EoE bedarf eines langfristigen und konsequenten Therapiekonzepts. Die aktuellen Leitlinien der europäischen Studiengruppe EUREOS­ empfehlen als Initialtherapie topische Kortikosteroide (z.B. Budesonid, Fluticason), Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder eine Eliminationsdiät. Letzteres erfordert zwar viel Disziplin im Alltag, aber immerhin führt der komplette Verzicht auf Kuhmilch, Weizen, Eier, Nüsse, Soja und Meeresfrüchte (sog. 6-Food-Eliminationsdiät) bei rund 70 % der Betroffenen zu einer histologischen Remission. Auf PPI sprechen rund 50 % an, nach 15-tägiger Einnahme von Budenosid erreichten 72 % der Teilnehmer einer Studie eine histologische Remission.

Histologie wichtig für Diagnose und Verlaufskontrolle

Zwischenzeitlich sollten zusätzlich immer wieder endoskopisch-bioptische Kontrollen erfolgen. Bessern sich die klinischen und histologischen Befunde, sollte die medikamentöse Behandlung dosisadaptiert weitergeführt werden. Bei günstigen Langzeitverläufen kann sogar versucht werden, die Pharmakotherapie ganz auszusetzen. Eine endoskopische Dilatation hingegen wird nur bei therapierefraktären Stenosen bzw. Strikturen empfohlen und sollte an erfahrenen Zentren durchgeführt werden, um das Komplikationsrisiko möglichst gering zu halten.

Quelle Text und Abb.: Miehlke S. internist prax 2018; 58: 583-592, © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

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Leidet ein Patient mit Asthma oder allergischer Rhinitis unter Schluckstörungen, liegt der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis nahe. Die Endoskopie sorgt für Gewissheit: Typische Befunde sind weiße Exsudate (links), Längsfurchen (Mitte) oder eine Trachealisierung der Speiseröhre (rechts). Leidet ein Patient mit Asthma oder allergischer Rhinitis unter Schluckstörungen, liegt der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis nahe. Die Endoskopie sorgt für Gewissheit: Typische Befunde sind weiße Exsudate (links), Längsfurchen (Mitte) oder eine Trachealisierung der Speiseröhre (rechts). © Miehlke S. internist prax 2018; 58: 583-592, © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach