Dysphagie im Alter: Nach Soor fahnden!

Dr. Angelika Bischoff, Foto: nebari - Fotolia

Dysphagie ist oft das einzige Symptom, das auf eine Ösophagitis oder ein Ulkus hinweist. Um so wichtiger, direkt nach der Ursache zu fahnden.

Das Spektrum von Magen-Darm-Krankheiten im Alter ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Inzidenz von Karzinomen, gastrointestinalen Ischämien, Refluxösophagititiden, biliären Leiden und der Divertikelkrankheit. Mehr als 60 % der 80-jährigen Menschen weisen eine Divertikulose auf, erklärte Dr. Andrej Nussbaum vom Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Stuttgart.


Das Tückische: Viele gastrointestinale Erkrankungem äußern sich bei älteren Menschen völlig atypisch. Selbst relativ große gastrointestinale Ulzera verursachen häufig gar keine Schmerzen. Betroffene Patienten klagen oft nur über Appetitlosigkeit und dann tritt plötzlich – wie aus heiterem Himmel – eine schwere Blutung auf. Ähnlich verhält es sich mit der Cholangitis – Fieber und andere Entzündungszeichen fehlen. Auch die Refluxösophagitis verläuft im Alter vielfach schmerzfrei, Betroffene fallen nur durch Abneigung gegen Essen oder eine unspezifische Dysphagie auf.  

Nahrungsreste oder Batterie im Ösophagus?

Viele ältere Patienten leiden unter Schluckstörungen. Nicht selten bleiben Nahrungsreste im Ösophagus stecken oder führen zu stiller Aspiration. Auch mit ungewöhnlichen Fremdkörpern muss man rechnen: Dr. Nussbaum fand bei einer Patientin z.B. die Batterie eines Hörgeräts in der Speiseröhre. 


Eine oropharyngeale Dysphagie hat meist zentralnervöse Ursachen, die ösophageale Form wird durch Entzündungen oder Stenosen benigner und maligner Art verursacht. Auch Motilitätsstörungen wie  Achalasie oder diffuser Ösophagusspasmus können dahinter stecken.

Magenflecken vom Hauttumor

Als gar nicht seltene Ursache der Dysphagie bei älteren Menschen nannte Dr. Nussbaum die Soorösophagitis. Behandelt man die Patienten antimykotisch, können sie schon nach einer Woche wieder problemlos schlucken. Die Endoskopie von Ösophagus, Magen und Duodenum stellt das zentrale Diagnosewerkzeug dar. Dabei können Vorerkrankungen wichtige Hinweise geben – wenn sich der Patient daran erinnert.


Ein typisches Beispiel: Bei einem älteren Mann, der zur Abklärung gastraler Beschwerden kam, fielen während der Gastroskopie rundliche schwarze Flecken auf der Magenschleimhaut auf. Histologisch erwiesen sich diese als diffuse Fernmetastasierung eines malignen Melanoms. Erst jetzt gab der Patient auf Nachfragen an, dass bei ihm vor vielen Jahren ein solcher Tumor entfernt worden sei.


Um die Ursache einer oropharyngealen Dysphagie zu klären, wird eine Schluckendoskopie durchgeführt. Ösophageale Spasmen und Achalasie lassen sich mittels Manometrie aufdecken, auch Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel können hilfreich sein.

Mikroskopische Kolitis nur mit Biopsie zu erkennen

Als Ursachen chronischer Diarrhöen  im Alter kommen eine ischämische oder pseudomembranöse Kolitis bzw. eine Divertikulitis in Betracht. Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie M. Crohn und Colitis ulcerosa befallen keineswegs nur jüngere Menschen. Besonders schwierig zu diagnostizieren ist die mikroskopische Kolitis, die vor allem Frauen in höherem Lebensalter betrifft.


Schließlich lassen sich weder mit der Endoskopie noch mit  Blut- oder Stuhluntersuchungen besondere Auffälligkeiten erkennen. Erst die histologische Analyse von Kolonbiopsien deckt die Erkrankung auf. Doch bis dahin vergeht oft viel Zeit, wie Dr. Nussbaum am Beispiel einer 83-Jährigen zeigte. Bis zur Diagnose musste sie sich ein Jahr lang mit Durchfällen quälen. Besserung bringt bei der mikroskopischen Kolitis in den meisten Fällen eine Therapie mit Budesonid.


Auch eine autonome Polyneuropathie kann chronischen Durchfall auslösen. Zu denken ist ferner an eine antibiotikaassoziierte DiarrhöKrankheitsbild Detailseite, die nicht nur unmittelbar in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme des Keimkillers, sondern auch noch drei Monate später auftreten kann.


Quelle: 49. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, Stuttgart, 2014

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