Dysphagie mit dem Teelöffel testen

Mit dem Alter verändert sich der Schluckvorgang – kein Wunder also, dass bei älteren Menschen häufig Dysphagien auftreten. Zusätzlich können Komorbiditäten wie ein Schlaganfall oder bestimmte Medikamente Schluckprobleme verstärken oder sogar auslösen.
Schluckstörung bleibt bei jedem Zweiten unbemerkt
In 40–60 % der Fälle bleibt die Störung aufgrund fehlender oder atypischer Symptomatik unbemerkt, erklärte Dr. Tanja Rittig, Sprachheilpädagogin an der Klinik für Geriatrie und Innere Medizin, Hüttenhospital Dortmund.
Wenn Sie ein Senior aufsucht, der häufig unter Hustenanfällen und pulmonalen Infekten leidet, könnte das ein erstes Dysphagiezeichen sein. Hat der Betroffene auch noch schlechte Zähne, Probleme beim Kauen sowie Schlucken und meidet er bestimmte Nahrung oder Konsistenzen, verdichten sich die Hinweise. Meist gehen diese Symptome mit einer Gewichtsabnahme und Malnutrition einher. Klagt der Patient zusätzlich über ein Globusgefühl beim Schlucken z.B. von Tabletten, besteht die Gefahr, dass er eine orale Medikation eigenmächtig absetzt, warnte die Referentin. Eingeschränkte Mobilität und Sitzfähigkeit können außerdem das Risiko für eine Aspiration bei jeder Mahlzeit und Flüssigkeitszufuhr erheblich erhöhen.
Wasserschlucktest – so geht‘s
Angehörige und Pfleger liefern zusätzliche Infos
Im Zweifel hilft es, Angehörige oder Pfleger zu befragen. Diese wissen oft besser um den Gesundheitszustand von Senioren. Deutet alles auf eine Dysphagie hin, sollten Sie ein logopädisches Konsil veranlassen – jedoch nur, wenn der Befund therapeutische Konsequenzen mit sich bringen würde. Falls möglich, führt man dann einen Wasserschlucktest mit dem Betroffenen durch, z.B. gemäß der Schottischen Dysphagieleitlinie SIGN* für Schlaganfallpatienten (s. Kasten). „In Deutschland gibt es für geriatrische Patienten noch kein einheitliches, evidenzbasiertes und leitliniengestützes Screeningverfahren“, bedauerte die Expertin.Das will die AG Dysphagie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie ändern und entwickelt aktuell ein Screeningtool für Kollegen und Pflegekräfte. Der Wasserschlucktest eignet sich aber nur für ausgewählte Patienten: „13–19 % der Senioren können wir damit nicht untersuchen, weil sie z.B. nicht aufrecht sitzen“, betonte die Sprachheilpädagogin.
Ergebnisse der Bildgebung in Dysphagie-Pass festhalten
Bei den meisten Betroffenen ist hingegen eine Videofluoroskopie oder flexible Endoskopie möglich, um den Schluckvorgang und potenzielle (stille) Aspirationen zu bewerten. Aus der bildgebenden Untersuchung lassen sich zusätzlich Therapie- und Ernährungsempfehlungen ableiten. Dr. Rittig riet, die Ergebnisse in einem Dysphagie-Pass festzuhalten. Dieser kann z.B. an Pflegekräfte und Hausärzte abgegeben werden, um eine schnittstellenübergreifende Versorgung zu gewährleisten.Quelle: 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
* Scottish Intercollegiate Guidelines Network
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