Hinter Dysphagie oder Reflux kann Speiseröhrenkrebs stecken

Kathrin Strobel

Bis Schluckstörungen auftreten, wuchern Adenokarzinome der Speiseröhre lange vor sich hin. Bis Schluckstörungen auftreten, wuchern Adenokarzinome der Speiseröhre lange vor sich hin. © iStock/g-stockstudio; Albertinen Krankenhaus, Hamburg

Die Inzidenz des Ösophaguskarzinoms hat stark zugenommen. Inzwischen belegt es Platz sechs auf der Liste der häufigsten krebsbedingten Todesursachen weltweit. Umso wichtiger ist es, frühe Anzeichen zu erkennen und Patienten schnellstmöglich zum Spezialisten zu überweisen.

Die Symptome bei Karzinomen des Ösophagus variieren je nach Tumorart, -stadium und -lokalisation. In den frühen Stadien (0 bis II) kann die Erkrankung asymptomatisch bleiben. Daher befinden sich die meisten Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in einem fortgeschrittenen Tumorstadium (III oder IV).

Denn häufig kommt es erst dann zu auffälligen Beschwerden wie Schluckstörungen, die mit Schmerzen einhergehen können, erklären Dr. Sri G. Thrumurthy vom Department of Surgery der Epsom and St Heller University Hospitals in Sutton, London, und Kollegen. Liegt ein Adenokarzinom vor, sind in den Anfangsstadien Reflux und Dyspepsie typisch. Patienten mit lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom klagen über Schluckbeschwerden, gegebenenfalls gefolgt von starkem Gewichtsverlust.

Drückt der Tumor auf den Nervus laryngeus recurrens, den Stimmnerv, so äußert sich dies meist durch Heiserkeit. Der Übeltäter ist dann in der Regel ein Plattenepithelkarzinom. Wird der Nervus phrenicus, der Zwerchfellnerv, komprimiert, tritt Schluckauf auf. Krampfartiger oder postprandialer Husten weisen auf ösophagobronchiale oder -tracheale Fisteln hin. Diese können als Komplikation von Tumoren des Ösophagus entstehen.

Bei Symptomen auch weniger Gefährdete überweisen

Bei jedem Patienten mit Reflux, Dysphagie, Dyspepsie oder Regurgitation kommt eine Reihe von Differenzialdiagnosen infrage, die ausgeschlossen werden müssen. Zu diesen gehören der gutartige Barrett-Ösophagus, die benigne peptische Striktur sowie die Achalasie. Sogar wenn zu den genannten Symptomen keine der bekannten Risikofaktoren hinzukommen (s. Kasten), sollten Sie einen Überweisungsschein zum Gastroenterologen ausstellen. Er wird ggf. per Endoskopie prüfen, ob ein Karzinom hinter den Beschwerden steckt.

Wer ist besonders gefährdet?

  • Männer
  • Personen über 45 Jahre
  • Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit
  • Patienten mit Barrett-Ösophagus
  • Personen mit Übergewicht
  • Raucher
  • Personen mit hohem Alkoholkonsum
  • HPV-Infizierte

Damit es erst gar nicht so weit kommt, lohnt es sich, (Risiko-)Patienten zu einer gesünderen Lebensweise anzuregen. Cholesterin senken, auf Alkohol und Tabak verzichten, Nahrungsfette reduzieren (vor allem ungesättigte), dafür viel Obst und Gemüse essen – das sind die wirkungsvollsten Präventionsmaßnahmen. In Regionen mit einer hohen Inzidenz von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus könnten HPV-Impfkampagnen sinnvoll sein, so die Überlegung der britischen Chirurgen. Ob sich der Krebs durch Medikamente verhindern lässt, ist umstritten. Laut einer Metaanalyse senkt die Einnahme von Acetylsalicylsäure und nicht-steroidalen Antirheumatika das Risiko, ein Ösophaguskarzinom zu entwickeln. Ähnliches wurde für Statine gezeigt. Protonenpumpenhemmer scheinen dagegen keinen schützenden Effekt zu haben: Zumindest mit Esomeprazol kann die Karzinominzidenz einer Studie zufolge nicht reduziert werden. 

Quelle: Thrumurthy SG et al. BMJ 2019; 366: l4373; doi: doi.org/10.1136/bmj.l4373

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Bis Schluckstörungen auftreten, wuchern Adenokarzinome der Speiseröhre lange vor sich hin. Bis Schluckstörungen auftreten, wuchern Adenokarzinome der Speiseröhre lange vor sich hin. © iStock/g-stockstudio; Albertinen Krankenhaus, Hamburg