Neue Maßstäbe für Studienendpunkte?

Alexandra Simbrich

Die Vitiligo belastet Betroffene stark. Umso erfreulicher ist, dass bereits kleine Veränderungen die Lebensqualität steigen lassen. Die Vitiligo belastet Betroffene stark. Umso erfreulicher ist, dass bereits kleine Veränderungen die Lebensqualität steigen lassen. © Savory - stock.adobe.com

Neue Erkenntnisse zu Vitiligo-Therapien: Selbst kleine Repigmentierungen verbessern die Lebensqualität spürbar. Eine Analyse zeigt, dass T-VASI und F-VASI selbst geringere Fortschritte zuverlässig messen. Höchste Zeit, konservative Endpunkte zu überdenken.

Betroffene mit nichtsegmentaler Vitiligo leiden besonders unter der Depigmentierung sichtbarer Körperoberflächen. Wie gut eine Therapie die depigmentierten Hautareale reduziert, wird für den gesamten Körper anhand des totalen Vitiligo-Area-Scoring-Index (T-VASI) und für die Gesichtspigmentierung mit dem fazialen VASI (F-VASI) gemessen. Feste Schwellenwerte für relevante Verbesserungen gibt es jedoch nicht, schreibt ein Team um Prof. Dr. Khaled­ Ezzedine­ vom Assistance Publique–Hôpitaux de Paris.

In klinischen Studien verwendet man für das relative Ansprechen oft die willkürlichen Schwellenwerte bzw. Endpunkte von 50 % (T-VASI-50-Ansprechen) bzw. 75 % (F-VASI-75-Ansprechen). Neueren Daten zufolge könnten jedoch auch niedrigere Werte auf eine Verbesserung hindeuten. Die Forschenden wollten daher untersuchen, wie valide und reliabel beide Tools bei Personen mit nichtsegmentaler Vitiligo sind, und Schwellenwerte für bedeutsame Veränderungen ermitteln. 

Schwellenwerte anhand von Aussagen evaluiert

Durchgeführt wurde eine Sekundäranalyse mit den Daten einer Phase-2-Studie mit eingebetteten qualitativen Interviews. In der Studie hatten 164 Menschen mit Vitiligo (T-VASI ≥ 5, F-VASI ≥ 0,5) über 24 Wochen lang täglich entweder Upadacitinib oder ein Placebo erhalten. Zudem gab es drei Wirkstoffgruppen für die Dosierungen 6, 11 und 22 mg/d. Die Performance der Tools und die Schwellenwerte für Veränderungen bewerteten die Forschenden anhand von Arzt- und Patientenaussagen.

Beide Tools zeigten eine hohe Zuverlässigkeit: Der Intraklassen-Korrelationskoeffizient zwischen Studienbeginn und Woche 4 betrug beim T-VASI 0,98 und beim F-VASI 0,99. Das Team fand auch mäßige bis starke Korrelationen zwischen dem T-VASI und dem Total-Physician Global Vitiligo Assessment (PhGVA-T) sowie zwischen dem F-VASI und dem Face-Physician Global Vitiligo Assessment (PhGVA-F), mit Koeffizienten von 0,63 bis 0,71. 

Zudem ergab die Auswertung eine bedeutsame Verbesserung bei geringeren Schwellenwerten: Als bedeutsam zeigte sich bereits eine 30%ige Verbesserung der T-VASI- und eine 50%ige Verbesserung der F-VASI-Werte vom Ausgangswert bis Woche 24. Dies legt nahe, dass selbst eine partielle Repigmentierung die Lebensqualität erheblich verbessern kann und ein T-VASI-50-Ansprechen bzw. F-VASI-75-Ansprechen evtl. als relevante Endpunkte zu konservativ gewählt sind.

Quelle: Ezzedine K et al. JAMA Dermatol 2024; doi: 10.1001/jamadermatol.2024.4534

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