Neuer Standard für ältere CLL-Patienten

Josef Gulden

Die Kombination dürfte zum neuen Standard in der Erstlinienbehandlung dieser CLL-Patienten werden. Die Kombination dürfte zum neuen Standard in der Erstlinienbehandlung dieser CLL-Patienten werden. © iStock/Ridofranz

Die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Nicht nur chemotherapiefreie, sondern auch zeitlich begrenzte Regime scheinen erfolgreich zu sein. Ein Beispiel: Die Kombination CD20-Antikörper & BCL2-Hemmer.

Für ältere und komorbide Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) hat die Deutsche CLL-Studiengruppe in ihrer CLL11-Studie vor einigen Jahren die Kombination aus dem glykomodifizierten Typ-II-CD20-Antikörper Obinutuzumab und dem Zytostatikaklassiker Chlorambucil (ClbG) etabliert. In der Phase-III-Studie CLL14 wurden nun 432 Patienten mit diesen Merkmalen randomisiert, entweder die Standardtherapie oder Obinutuzumab zusammen mit Venetoclax (VenG) zu erhalten. Die ersten Ergebnisse präsentierte jetzt Dr. Kirsten Fischer, Innere Klinik I, Universitätsklinikum Köln.

Das Behandlungsschema

Die Patienten im Verumarm erhielten den CD20-Antikörper Obinutuzumab in sechs vierwöchigen Zyklen plus den BCL2-Inhibitor Venetoclax für die Dauer von zwölf Zyklen à 28 Tage. Im Kontrollarm wurden sowohl das Zytostatikum Chlorambucil als auch Venetoclax für zwölf vierwöchige Zyklen – also über etwa ein Jahr – gegeben.

PFS unabhängig vom IGHV-Mutationsstatus

Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben. Hier ist der Medianwert noch in keinem der beiden Arme erreicht, aber die Raten nach 24 Monaten favorisieren eindeutig die VenG-Kombination mit 88 % gegenüber 64 % unter ClbG (Hazard Ratio 0,35; p < 0,0001).Im Gegensatz zu anderen CLL-Therapien und auch zur ClbG-Kombination war das progressionsfreie Überleben unter VenG unabhängig vom IGHV-Mutationsstatus, wie Dr. Fischer berichtete. Auch Patienten mit Deletion 17p und/oder mutiertem TP53-Tumorsuppressorgen profitierten von der VenG-Therapie. Jedoch schnitten sie nicht so gut ab wie die Teilnehmer ohne diese genetischen Veränderungen. Beim Gesamtüberleben ist derzeit noch kein Unterschied zwischen beiden Therapiearmen zu erkennen. Mit 50 % sprachen Patienten unter der chemotherapiefreien Kombination mehr als doppelt so häufig mit einer Komplettremission an wie unter ClbG (23 %). Noch beeindruckender waren die Ergebnisse bezüglich der minimalen Resterkrankung (MRD): Wenn diese mittels allelspezifischer Polymerasekettenreaktion mit einer Empfindlichkeit von 10–4 bestimmt wurde (Nachweisgrenze von einer malignen Zelle pro 10 000 Leukozyten), lagen auch die Raten für MRD-Negativität im peripheren Blut mit 76 % im VenG-Arm mehr als doppelt so hoch wie im ClbG-Arm mit 35 % (p < 0,0001).

Chemotherapie könnte abgelöst werden

Im Knochenmark war der Anteil mit 57 % vs. 17 % sogar etwa verdreifacht (p < 0,0001). Im VenG-Arm erreichten drei Viertel der im peripheren Blut MRD-negativen Patienten im Knochenmark den gleichen Status, im Clb-Arm waren es nur 49 %. Eine zeitlich begrenzte, chemotherapiefreie Kombination aus Obinutuzumab und Venetoclax kann also, so die Referentin, zuverlässig und sicher auch älteren Patienten mit relevanten Komorbiditäten verabreicht werden. Sie ist dem bisherigen Standard aus Chlorambucil und Obinutuzumab in fast allen untersuchten Endpunkten überlegen, und es profitieren auch Personen mit unmutierten Immunglobulingenen und Deletion 17p oder TP53-Mutation. Darüber hinaus sind die Raten an MRD-Negativität, die mit Venetoclax und Obinutuzumab erzielt wurden, die höchsten, die jemals in einer randomisierten, prospektiven Studie beobachtet wurden, betonte Dr. Fischer. Das auf ein Jahr begrenzte Regime aus Venetoclax und Obinutuzumab dürfte damit zum neuen Standard in der Erstlinienbehandlung dieser Patienten werden. 

Quellen:
Fischer K et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 7502)
55th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO)

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Die Kombination dürfte zum neuen Standard in der Erstlinienbehandlung dieser CLL-Patienten werden. Die Kombination dürfte zum neuen Standard in der Erstlinienbehandlung dieser CLL-Patienten werden. © iStock/Ridofranz