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Neues Antibiotikum gegen resistente Keime

Die Antwort auf die zunehmenden Resistenzen der Erreger von Pneumonien und schweren Haut- und Weichteilinfektionen ist die Entwicklung neuer Antibiotika, die die gängigen Resistenzmechanismen der Keime umgehen. Ein solches innovatives Antibiotikum ist Omadacyclin. In zwei Zulassungsstudien hat sich das Tetracyclin-Derivat bei der Behandlung von ambulant erworbenen bakteriellen Pneumonien und akuten Haut- und Hautstrukturinfektionen als den Standardantibiotika zumindest ebenbürtig erwiesen.
In der ersten Studie erhielten Patienten mit ambulant erworbenen Pneumonien Omadacyclin oder den Standard Moxifloxacin – jeweils zunächst intravenös, wie die Autoren um Dr. Roman Stets vom City Clinical Hospital in Zaporizhzhia, Ukraine, schreiben, später konnte zur oralen Gabe gewechselt werden. Das primäre Studienziel war frühes klinisches Ansprechen innerhalb von 72–120 Stunden. Dieses Ziel – definiert als Verbesserung in mindestens zwei von vier Symptomen – erreichten 81,1 % der Patienten unter Omadacyclin und 82,7 % der Patienten unter der Standard-Antibiose.1 Der Unterschied von 1,6 Prozentpunkten lag deutlich innerhalb des zuvor definierten 10-%-Bereichs für den Nachweis der Nichtunterlegenheit.
Ähnlich fiel auch das Ergebnis bei Patienten mit schweren Haut- und Weichteilinfektionen aus, die randomisiert intravenös und oral Omadacyclin einmal pro Tag bekamen beziehungsweise intravenös und oral Linezolid in zwei täglichen Gaben erhielten. Die Raten beim primären Studienziel frühes klinisches Ansprechen innerhalb von 48–72 Stunden lagen bei 84,8 % vs. 85,5 %.2 Als klinisches Ansprechen werteten die Wissenschaftler um Dr. William O’Riordan, eStudySite in San Diego, eine Verringerung der Hautläsionen um mindestens 20 %.
Der klinische Stellenwert des neuen Wirkstoffs lasse sich derzeit aber noch nicht abschätzen, schreibt Dr. Henry F. Chambers von der University of California in einem begleitenden Editorial.3 Man müsse zunächst auf die Resultate kommender Studien warten, in denen das neu entwickelte Antibiotikum gezielt bei Patienten mit Infektionen aufgrund resistenter Problemkeime untersucht wird.
Zumindest theoretisch haben resistente Keime dem Omadacyclin zunächst einmal nicht viel entgegenzusetzen: Das Tetracyclin-Derivat lässt sich weder durch die „Effluxpumpe“ wieder ausschleusen, noch hilft dem Bakterium die Aktivierung der „ribosomalen Protektion“, um seine durch das Antibiotikum bedrohte Proteinsynthese zu stabilisieren.
1. Stets R et al. N Engl J Med 2019; 380: 517-527
2. O’Riordan W et al. A.a.O.: 528-538
3. Chambers HF. A.a.O.: 588-589
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