Neues zur Therapie motorischer Symptome

Birgit Maronde

Dopamin: Um dieses Molekül dreht sich letztlich die ganze Parkinsontherapie. Dopamin: Um dieses Molekül dreht sich letztlich die ganze Parkinsontherapie. © Science Photo Library/ Kon, Kateryna

Bei der medikamentösen Therapie der motorischen Parkinsonsymptome tut sich was: Neue Optionen sind in der Pipeline und für bereits etablierte Substanzen werden Indikationen überprüft. Der Rostocker Kollege Dr.  Matthias Löhle­ stellte aktuelle Entwicklungen vor. Eine Übersicht.

P2B001

Das Prüfpräparat P2B001 entspricht einer fixen Kombination aus niedrig dosiertem Pramipexol (0,6 mg) und Rasagilin (0,75 mg). In einer multizentrischen Phase-3-Studie testete man P2B001 in vier Parallelgruppen im Vergleich zu den jeweiligen Einzelsubstanzen sowie retardiertem Pramipexol (in Salzform) in einer Dosierung von 1,5–4,5 mg. Eingeschlossen waren über 500 Patienten im Alter von 35–80 Jahren, deren Parkinsondiagnose vor maximal drei Jahren gestellt worden war und die sich im Stadium < 3 nach Hoehn und Yahr befanden. Gemäß des UPDRS-Scores waren sie leicht bis mittelschwer betroffen. Keiner erhielt parallel eine weitere Parkinsonmedikation, berichtete der Kollege von der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Rostock. 

Im Hinblick auf den primären Endpunkt, die Verbesserung im UPDRS-Score (Teil II und III), zeigte die Kombination nach zwölf Wochen eine bessere Wirksamkeit als die Einzelkomponenten. Der Unterschied betrug 2,66 Punkte im Vergleich zu Pramipexol (0,6 mg) und 3,3 Punkte im Vergleich zu Rasagilin. Die Ergebnisse waren jeweils hochsignifikant. Überraschend: Das niedrig dosierte Prüfpräparat erwies sich als genauso wirksam wie retardiertes Pramipexol, das – umgerechnet auf die in Deutschland handelsüblichen Präparate – in einer mittleren Dosierung von 2,2 mg/d eingenommen wurde. Die Kombination erwies sich allerdings als deutlich besser verträglich, erklärte Dr. Löhle. Der Wert auf der Epworth Sleepness Scale blieb nahezu unverändert, während er unter dem Retardpräparat deutlich anstieg (Differenz 2,66 Punkte). Unter P2B001 berichteten 14,7 % der Patienten über Somnolenz, unter retardiertem Pramipexol waren es 31,1 %. Auch was die orthostatische Hypotonie anging, zeigten sich deutliche Unterschiede (2,7 % vs. 12,2 %). 

Tavapadon

Tavapadon ist ein oraler partieller Agonist an Dopamin-1- und -5-Rezeptoren. In den Studien TEMPO-1 und -2 soll geprüft werden, ob sich durch die selektive Rezeptorbindung der Substanz motorische Parkinsonsymptome verbessern lassern. Außerdem hofft man, unerwünschte Wirkungen, die mit traditionellen D2/D3-Rezeptoragonisten ver­bunden sind, insbesondere Tagesmüdigkeit und Impulskontrollstörung, minimieren zu können. 

Amantadin

Dass Amantadin gegen L-Dopa-induzierte Dyskinesien in späten Stadien der Parkinsonkrankheit wirkt, ist gut belegt. Wenig Daten hat man dagegen für den Einsatz der antiglutamergen und dop­aminergen Substanz gegen motorische und nicht-motorische Symptome in der frühen Krankheitsphase. Diese Lücke wollen die Autoren der französischen Studie PREMANDYSK füllen. Kann eine frühe Therapie mit Amantadin die Prävalenz von Dyskinesien bei mit L-Dopa behandelten Patienten reduzieren? 

Doppelblind erhielten 207 Parkinsonpatienten ohne motorische Komplikationen innerhalb des ers­ten Jahres einer L-Dopa-Therapie zusätzlich 200 mg/d Amantadin oder Placebo. In der ersten Studienphase über 18 Monate wurde das Verum mit Placebo verglichen. Anschließend erhielten auch die Placebopatienten drei Monate lang Amantadin. In Phase 3 (über einen Monat) setzte man in beiden Studiengruppen die Therapie ab. 

Nach Abschluss der Phase 1 zeigte sich eine signifikant geringere Häufigkeit von Dyskinesien unter Amantadin (11 %) als unter Placebo (22 %). Die Tagesdosis von L-Dopa stieg unter Amantadin um 54 mg/d weniger an, die Skalen zu Parkinson-Fatigue, Freezing of Gate und Lebensqualität signalisierten eine geringere Progression. Nachdem auch die Placebopatienten auf Amantadin eingestellt waren, zeigte sich kein Unterschied mehr hinsichtlich motorischer Komplikationen, berichtete Dr. Löhle. Er wies noch auf die Nebenwirkungen der Amantadingabe hin: 10 % der damit behandelten Patienten entwickelten eine Xerostomie und 8 % Halluzinationen. 

Die frühe Behandlung von Parkinsonpatienten mit Amantadin reduziert zwar das Auftreten von Dyskinesien unter L-Dopa. Sie hat aber wahrscheinlich keinen protektiven Effekt gegenüber Wirkfluktuationen, fasste Dr. Löhle zusammen. 

Opicapon

Für den COMT-Hemmer Opicapon wir gerade in der EPSILON-Studie untersucht, welche Effekte die Substanz auf die motorischen Symptome hat, wenn sie im Parkinson-Frühstadium zusätzlich zu einer stabilen L-Dopa/Decarboxylasehemmer-Therapie gegeben wird. In einer älteren Studie hatte man das Gleiche mit Entacapon versucht, erinnerte sich Dr. Löhle. Die Patienten entwickelten unter dem COMT-Inhibitor früher motorische Fluktuationen, vor allem Dyskinesien. Es bleibt abzuwarten, ob dies unter Opicapon auch der Fall sein wird, sagte der Kollege. 

Quelle: Kongressbericht Parkinson und Bewegungsstörungen – Highlights Digital 2023

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Dopamin: Um dieses Molekül dreht sich letztlich die ganze Parkinsontherapie. Dopamin: Um dieses Molekül dreht sich letztlich die ganze Parkinsontherapie. © Science Photo Library/ Kon, Kateryna