Highlights aus der Forschung vom AAN

Birgit Maronde

Zur aktiven und passiven Immunisierung gegen extrazelluläres aggregiertes a-Synuclein laufen derzeit etliche Studien. Zur aktiven und passiven Immunisierung gegen extrazelluläres aggregiertes a-Synuclein laufen derzeit etliche Studien. © Khunatorn – stock.adobe.com

Die Jahrestagung der American Academy of Neurology ist ein Mega-Ereignis, bei dem man schnell den Überblick verliert. Gut, dass Experten anschließend das Wichtigste zusammenfassen. Prof. Dr. Matthias Maschke vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier stellte seine Highlights aus der Parkinsonforschung vor.

Biomarker für die frühe Diagnose

Die Frühdiagnose des Morbus Parkinson gelingt wohl auch via Tränenflüssigkeit. Wissenschaftler der University of Southern California wiesen mittels RNA-Sequenzanalyse nach, dass bei Erkrankten darin DNA-Reparaturgene downreguliert sind. Untersucht hatten sie Schirmer-Teststreifen von 16 Parkinsonpatienten und ebenso vielen gesunden Kontrollen. Solch ein Test könnte womöglich den DAT-Scan verzichtbar machen, spekulierte Prof. Maschke.

Etwas aufwendiger ist die Parkinsondiagnostik per Hautbiopsie. Eine US-Forschergruppe untersuchte bei etwa 400 Patienten mit Synucleinopathien Proben von Nacken, Hüfte und Unterschenkel auf aggregiertes und phosphoryliertes a-Synuclein. Die Sensitivität des Verfahrens lag insgesamt bei 95,5 % und die Spezifität bei 96,7 %. Damit könne man gut zwischen Parkinsonkranken und Gesunden unterscheiden, kommentierte Prof. Maschke. Noch unzuverlässig sei die Methode jedoch, wenn es um die Differenzierung zwischen M. Parkinson, Multisystematrophie und anderen atypischen Parkinsonkrankheiten geht.

Eine dritte beim AAN vorgestellte Biomarkerstudie untersuchte die Mikro-RNA 7-5p als Progressionsmarker bei Parkinson. Aus Tierversuchen ist bekannt, das MiR-7-5p u.a. die Translation und Transkription von a-Synuclein reguliert und in der Substantia nigra und im Blut von Parkinsonpatienten vermindert ist. Im Verlauf von 36 Monaten fielen die MiR-7-5p-Spiegel im Blut bei den untersuchten 315 therapienaiven Parkinsonpatienten um 17 % ab. Bei Männern korrelierte dies mit einer Verschlechterung im motorischen sowie im Gesamtscore des MDS-UPDRS. 

Krankheitsmodifizierende Therapien

Zur aktiven und passiven Immunisierung gegen extrazelluläres aggregiertes a-Synuclein laufen derzeit etliche Studien. Prof. Matschke stellte die bereits publizierte Phase-2-Studie PASADENA vor. Darin wurden 316 Parkinsonpatienten ca. zehn Monate nach Diagnosestellung entwededer mit 1500 mg oder 4500 mg des monoklonalen Antikörpers Prasinezumab oder Placebo intravenös behandelt. Die allermeisten Patienten befanden sich im Stadium 1 oder 2 nach Hoehn & Yahr. Primärer Endpunkt war die Veränderung im MDS-UPDRS Teil I–III nach 52 Wochen.

Insgesamt zeigten sich keine signifikanten Effekte auf die primären, aber auch sekundären Endpunkte, zu denen der DAT-Scan des Putamen, der MDS-UPDRS III, MoCA-Score und CGI-I-Score gehörten. Infusionsreaktionen traten unter den Verumdosierungen in 19 % bzw. 34 % der Fälle auf. In der Studie SPARK mit ähnlichem Design wurde Cinpanemab getestet. Doch auch sie konnte keine positiven Effekte der Antikörpertherapie zeigen.

Bedeutet dies womöglich das Ende der monoklonalen Antikörpertherapien gegen a-Synuclein bei Parkinson? Nicht unbedingt, meinte Prof. Maschke. Immerhin deutete sich für einen sekundären Endpunkt der Prasinezumab-Studie, die MDS-UPDRS-III-Ergebnisse unter der niedrigen Wirkstoffdosis, ein positiver Effekt an. Zudem läuft noch eine Phase-2b-Studie (PADOVA), in der stärker betroffene Parkinsonpatienten Prasinezumab erhalten.

Neue Optionen bei Wirkungsfluktuationen

Für die Behandlung von Wirkungsfluktuationen stehen bereits einige Medikamente und Verfahren  zur Verfügung. In Europa zugelassen, aber noch nicht auf den Markt, ist Foslevodopa/Foscarbidopa. „Das ist im Prinzip wie Duodopa, nur als subkutane Infusion“, erläuterte Prof. Matschke. Basis für die Zulassung war eine Phase-3-Studie mit 174 Patienten, die an einem fortgeschrittenen M. Parkinson litten. Sie erhielten entweder das s.c. Präparat plus orales Placebo oder Levodopa/Carbidopa oral plus eine kontinuierliche subkutane Placeboinfusion. Nach 12 Wochen hatten sich die On-Zeiten in der Foslevodopa-/Foscarbidopa-Gruppe um 3,96 Stunden verlängert, in der oralen Levodopa-/Carbidopa-Gruppe um 1,15 Stunden. Dies ähnelt den Effekten der tiefen Hirnstimulation, meinte der Experte.

Die fokussierte Ultraschallablation (FUSA) im Bereich des Thalamus zur Therapie des refraktären Parkinsontremors ist bereits etabliert. Geprüft wurde nun die FUSA des Globus pallidus internus (unilateral) zur Verminderung motorischer Fluktuationen und Dyskinesien im Vergleich zu einer Scheinbehandlung. 45 von 65 Patienten (69 %) sprachen auf die FUSA an. Auf die Scheinprozedur reagierten 7 von 25 (32 %) Teilnehmern mit einer Response. Diese wurde drei Monate nach der Therapie ermittelt und war definiert als Rückgang um mindestens 3 Punkte entweder im MDS-UPDRS III im Off oder in der Unified Dyskinesia Rating Scale (UDysRS) im On.

Bei 19 Respondern zeigte sich der Nutzen nur im MDS-UPDRS-III, bei 8 ausschließlich im UDysRS. 18 Patienten erfüllten das Responsekriterium in beiden Scores. Die Nebenwirkungen des Verfahren waren gering, nur jeweils zwei von 65 Patienten entwickelten eine Sprech- oder Gangstörung, berichtete Prof. Maschke.

Kongressbericht: Neuro Live–Post AAN 2023*

*    Streamed-Up-Webinar vom 08.05.2023

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Zur aktiven und passiven Immunisierung gegen extrazelluläres aggregiertes a-Synuclein laufen derzeit etliche Studien. Zur aktiven und passiven Immunisierung gegen extrazelluläres aggregiertes a-Synuclein laufen derzeit etliche Studien. © Khunatorn – stock.adobe.com