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Nicht immer steckt hinter genitalen Hautveränderungen eine Infektion

Der Lichen sclerosus führt zu porzellanartig verfärbten, derben, kleinfleckigen Herden oder zu Erosionen und Ulzera vor allem an Eichel und Vorhaut (inkl. positives Köbner-Phänomen). Betroffene Männer klagen über Juckreiz, Schmerzen und Dyspareunie mit erheblicher sexueller Dysfunktion, schreiben Sophia Hook von der Urologischen Abteilung der Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg, und Kollegen. Ist die Harnröhrenöffnung beteiligt, kann es zu Miktionsproblemen kommen. Bei chronischem Verlauf droht in seltenen Fällen die Entwicklung eines spinozellulären Karzinoms. Zur Lokaltherapie werden hochpotente Kortikosteroide (z.B. Clobetasolpropionat) für drei Monate, alternativ topische Calcineurininhibitoren (TCI) empfohlen. Liegt keine Beteiligung der Harnröhre oder deren Öffnung vor, sollte man bei Männern nach frustranem Therapieversuch frühzeitig eine Zirkumzision in Betracht ziehen, da diese in vielen Fällen zur Heilung führt.
Bei einem genitalen Lichen ruber planus kommt es an Glans, Penisschaft oder am Skrotum zu juckenden, abgeflachten Papeln, die manchmal zu Plaques konfluieren. Die Hautveränderungen sind symmetrisch angeordnet und zeigen einen lackartigen Glanz sowie Wickham-Streifen im Randbereich. Therapie der Wahl sind lokal Glukokortikoide über zwei Wochen. Bringt das nicht den gewünschten Erfolg, kommen TCI, eine Phototherapie oder – bei starkem Befall – u.a. systemische Kortikoide zum Einsatz. Betroffene Patienten sollten seifenfreie Waschlösungen verwenden und Reizstoffe möglichst vermeiden.
Sexuell übertragbare Erkrankungen
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Syphilis: Die meisten (gemeldeten) Infektionen werden durch sexuelle Kontakte zwischen Männern (MSM) verursacht. Der Erreger – Treponema pallidum – verursacht an der Eintrittsstelle (häufig am Übergang von Eichel zum Penisschaft) ein schmerzloses Ulkus durum als Primäraffekt. Nur die schnelle Antibiose kann das Fortschreiten ins Sekundärstadium verhindern. Empfohlen wird Benzathin-Benzylpenicillin 2,4 Mio. IE (1 x i.m. gluteal je Seite 1,2 Mio. IE), alternativ Doxycyclin oral oder Ceftriaxon i.v.)
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Von Mpox sind ebenfalls vor allem (junge) MSM betroffen. Klinisch können neben Allgemeinsymptomen wie Fieber, Exanthem und Müdigkeit Penisödeme, rektale Schmerzen und Erosionen bzw. Bläschen im Intimbereich auffallen. Meist verläuft die Infektion selbstlimitierend, bei schweren Formen ist evtl. die Hilfe von Tecovirimat oder Brincidofovir nötig.
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Genitaler Herpes wird meist durch HSV-Typ 2 oder Typ 1 ausgelöst. Es bilden sich einzeln oder gruppiert liegende, juckende oder schmerzhafte Bläschen im Anogenitalbereich. Hinzu kommen ggf. Lymphadenopathie (inguinal), Fieber und Unwohlsein. Bei Reaktivierungen sind die Symptome milder. Es sollten frühzeitig Nukleosidanaloga (z.B. Aciclovir oder Famciclovir) zum Einsatz kommen.
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Humane Papillomviren verursachen u.a. Condylomata acuminata im Anogenitalbereich (inkl. intraurethral und -anal). Anfangs sind die Papeln noch stecknadelkopfgroß, scharf begrenzt und meist hautfarben, im Verlauf können sie beetartig wuchern und sich rötlich färben. Feigwarzen lassen sich lokal mit Podophyllotoxin (0,15 % oder 0,5 %), Trichloressigsäure, Grünteeextrakt oder Imiquimod (5 %) behandeln. Alternativ können sie chirurgisch oder per Kryotherapie entfernt werden.
Balanitis oder Balanoposthitis können durch Irritationen oder Infektionen verursacht werden. Als Risikofaktoren gelten schlechte oder übertriebene Intimhygiene, fortgeschrittenes Alter, Diabetes und Phimose. Die Erkrankung äußert sich über eine entzündete, gerötete und schmerzhafte Glans penis. Je nach Infektionsauslöser fallen zudem eitriges Exsudat (Bakterien, z.B. Streptokokken), vesikuläre, ulzeriende Läsionen (Herpes, Syphilis) oder ein weißes Exsudat (Candidose) auf.
Als Therapie der Wahl nennen die Autoren u.a. topische Antimykotika über ein bis drei Wochen (z.B. zweimal täglich Clotrimazol 1 %) oder Nystatincreme. Bei ausgeprägter Entzündung kann zusätzlich lokal mit einem Steroid (z.B. Hydrokortison 0,5 % zweimal täglich) behandelt werden. Allerdings sollte der Patient auch selbst auf eine angepasste Hygiene achten, dabei aufgrund der Irritationsgefahr durch Seife allerdings seifenfreie Waschlösungen verwenden. Rezidiviert die Balanoposthitis trotz Lokaltherapie immer wieder, sollte man mit dem Patienten eine Zirkumzision besprechen, da diese das Rezidivrisiko deutlich reduziert.
Quelle: Hook S et al. Urologie 2023; 62: 735-747; DOI: 10.1007/s00120-023-02123-3
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