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„Nicht jeder HBV-Infizierte braucht eine Therapie“

Zurzeit wird die S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion aktualisiert. Neues soll es unter anderem zu Therapieindikation, Pharmakobehandlung und Vorsorge von Reaktivierungen geben, verriet Professor Dr. Markus Cornberg von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Nicht jede HBV-Infektion muss behandelt werden, erklärte der Kollege. Indiziert ist die Therapie vor allem dann, wenn eine Zirrhose besteht und/oder die Viruslast hoch ist (HBV-DNA > 2000 IU/ml). Besonders bei jungen Menschen können jedoch Infektionen mit einer hohen Viruslast vorkommen, während die Leber aber unbeschadet bleibt. Sofern kein erhöhtes Transmissionsrisiko vorliegt, besteht laut Leitlinie bei dieser chronischen Form mit wiederholt normalen Alanin-Aminotransferase(ALT)-Werten keine dringende medizinische Indikation für eine antivirale Behandlung.
Vor einer Immuntherapie auf HBsAg und Anti-HBc testen
Regelmäßige Kontrollen alle drei, später alle sechs bis zwölf Monate, sind aber notwendig, um mögliche Veränderungen im Verlauf frühzeitig zu erkennen, sagte Prof. Cornberg. Bei einem kleinen Teil dieser „Immuntoleranten“ kommt es spontan zur Serokonversion und Remission. Die Patienten sind meist zwischen 30 und 40 Jahre alt. Sind die Betroffenen ü30 oder weisen hochnormale ALT-Werte auf (Männer > 30 U/l, Frauen > 19 U/I), können sie antiviral behandelt werden.
Schwangere entscheiden selbst
Sobald die GFR fällt, das Nukleosidanalogon wechseln
Für Betroffene mit renaler Komorbidität und Osteoporose, die kein Entecavir erhalten können, steht als Alternative die Prodrug Tenofoviralafenamid (TAF) zur Verfügung. Die antivirale Wirksamkeit entsprach in Studien der von Tenofovir Disoproxil Fumarat (TDF). Aufgrund der niedrigeren Dosis kommt es sogar zu weniger Nebenwirkungen. Die Leitlinie empfiehlt, die Therapie mit TDF bei einem Abfall der glomerulären Filtrationsrate, beim Auftreten einer Tubulopathie, bei einer Hypophosphatämie < 1 mg/dl und bei Frakturrisiko auf ein anderes Nukleosidanalogon umzustellen – zum Beispiel auf TAF. Hierbei gilt es, Vorbehandlungen und Resistenzen zu beachten.Quelle: Norddeutscher Gastroenterologentag 2019
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