Notoperation am Blinddarm unsinnnig

Dr. Carola Gessner Foto: thinkstock

Müde Chirurgen dürfen weiterschlafen, Patienten sind nicht gefährdet und die Klinik spart Geld. Wenn man den akuten Mitternachts- Blinddarm erst am nächsten Morgen auf den Op.-Tisch bringt, ist das eine Win-win- Situation, sagt ein US-Chirurg.

Eine neue Studie aus Chicago hatte untersucht, ob es notwendig ist, akut entzündete Wurmfortsätze bei Nacht und Nebel herauszurupfen.¹ Retrospektiv analysierte man mehr als 32 000 Appendektomien, von denen 75 % innerhalb von sechs Stunden nach Klinikaufnahme erfolgt waren. 15 bzw. 10 % der Fälle kamen erst nach sechs bis zwölf bzw. über zwölf Stunden unters Messer.

Blinddarm-OP kann durchaus warten

Die Auswertung ergab, dass sich die drei Therapiegruppen weder in puncto Morbidität noch in puncto Mortalität signifikant unterschieden: Das Hinausschieben der Appendektomie um ein paar Stunden wirkt sich bei erwachsenen Patienten nicht auf die Prognose aus, heißt es in den „Archives of Surgery“.

Keine nächtlichen Appendektomien mehr

Wunderbar, freut sich Dr. John G. Hunter, Chirurg an der Oregon Health and Science University in Portland.² Generationen von Chirurgen erinnern sich an unzählige Nächte, die sie sich mit akuten Blinddärmen um die Ohren geschlagen haben, und an unzählige „Tage danach“, die sie mit Augen auf Halbmast teils sehr unverantwortlich im Operationssaal gestanden haben. 

Akute Appendizitis - vom Notfall zum Eilfall

Lasst die Chirurgen schlafen und fahrt die Kosten für nächtliche Op.-Teams zurück, das entlastet auch das Klinikbudget, so das neue Motto. Der Krankenhausträger profitiert, der Arzt und der Patient – nicht zuletzt auch der, der anderntags nicht von erschöpften Chirurgen „verschnippelt“ wird. Die akute Appendizitis ist damit laut Dr. Hunter endgültig vom Notfall zum Eilfall geworden. 

¹ Angela M. Ingraham et al., Arch Surg 2010; 145: 886– 892

² John G. Hunter, a.a.O.: 892

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