nsRPLND als attraktive Chemotherapiealternative
Eine einseitige Lymphadenektomie könnte wenige chirurgische Komplikationen und kaum Langzeittoxizitäten bei Seminomen bewirken.
© Crystal light – stock.adobe.com
Patienten mit Seminom im Stadium IIA/B erhalten entweder eine Bestrahlung mit 30 Gy oder 36 Gy Gesamtdosis oder eine Chemotherapie mit drei Zyklen Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (PEB; alternativ vier Zyklen Etoposid/Cisplatin). Diese Ansätze führen zwar häufig zur Heilung, aber auch zu Langzeittoxizitäten.
Um auf eine DNA-schädigende Therapie möglichst zu verzichten, setzten Forschende in der prospektiven Studie COTRIMS* eine nervensparende retroperitoneale einseitige Lymphadenektomie mit modifiziertem Template (nsRPLND) ohne weitere adjuvante Behandlung ein. Nur im Falle eines Rezidivs wurde eine Chemotherapie mit drei bis vier Zyklen PEB gegeben.
Komplikationen und Langzeittoxizitäten vermeiden
Prof. Dr. Tim Nestler, Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, berichtete in Vertretung von Studienleiter Prof. Dr. Axel Heidenreich, Universitätsklinikum Köln, über die ersten 30 Patienten, die auf diese Weise behandelt worden waren. 63,3 % der Teilnehmer wiesen ein Stadium IIA und 36,4 % ein Stadium IIB auf. 27 Erkrankte (90 %) wurden offen und 3 Personen (10 %) roboterassistiert operiert. Eine antegrade Ejakulation konnte bei 26 Männern (86,7 %) erhalten werden. Komplikationen des Clavien-Dindo-Grads 3a bis 4 dokumentierten die Autor:innen in vier Fällen (13,3 %), darunter Lymphozelen, chylöser Aszites und paralytischer Ileus.
Weitere Studien zur nsRPLND
Weniger Erfolg als die Autor:innen von COTRIMS hatten Forschende aus Düsseldorf: Die Rezidivrate in der PRIMETEST-Studie betrug nach nsRPLND 31 %, der primäre Endpunkt wurde verfehlt. In einer US-amerikanischen Studie belief sich die Rezidivrate mit ausschließlich offener nsRPLND auf 16 %.
Im Mittel entfernten die Kolleg:innen 17,1 Lymphknoten pro Patient. 1,4 Lymphknoten erwiesen sich im Mittel als positiv. Die pathologische Untersuchung bestätigte bei 26 Erkrankten (86,7 %) das Seminom. 3 Männer (10 %) hatten eine benigne Histologie und einer ein embryonales Karzinom.
Nach 29,4 Monaten medianer Beobachtungsdauer lebten 86,7 % der Teilnehmer noch ohne Rezidiv. Drei Personen hatten nach vier, sechs bzw. neun Monaten einen Rückfall erlitten und eine Chemotherapie erhalten. Kein Patient starb bislang. Der Referent bezeichnete die nsRPLND als wirksam für die Behandlung von Seminomen des klinischen Stadiums IIA/B. Das Konzept gehe mit wenig chirurgischen Komplikationen und kaum Langzeittoxizität einher.
Aktuell ist die Option der nsRPLND als Therapie für Seminome im Stadium IIA/B auf wenige Zentren mit besonderer chirurgischer Erfahrung beschränkt. In Planung ist laut Prof. Nestler eine randomisierte Studie, in der Wissenschaftler:innen diese Methode mit einer adjuvanten Bestrahlung plus Carboplatin vergleichen wollen.
* Cologne Trial of Retroperitoneal Lymphadectomy in Metastatic Seminoma
Quellen:
Nestler T für Heidenreich A et al. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2023; Vortrag & Abstract 409
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Eine einseitige Lymphadenektomie könnte wenige chirurgische Komplikationen und kaum Langzeittoxizitäten bei Seminomen bewirken.
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