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Therapie-Deeskalation „sicher und machbar“ beim metastasierten Seminom
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„Wie können wir die Behandlungsintensität herabsetzen, um die erheblichen Langzeit-Nebenwirkungen der Cisplatin-Chemotherapie zu verringern?“, fasste Dr. Yohann Loriot vom Institut Gustave Roussy bei Paris die Fragestellung der SEMITEP-Studie zusammen. Grund für den Ansatz ist die sehr gute Prognose des seltenen Tumors, der hauptsächlich junge Männer betrifft. „Wir können davon ausgehen, dass wir die große Mehrheit der Betroffenen mit einem metastasierten Seminom heilen können“, erklärte der Referent. Um vielen Männern eine überhöhte Behandlung zu ersparen, setzten die Forscher auf eine risikoangepasste Herangehensweise. Um zu einem frühen Zeitpunkt Patienten zu identifizieren, deren Tumoren gut auf die Chemotherapie ansprechen, entschieden sich die Wissenschaftler für eine FDG-PET*-Bildgebung.
Zwei Risikogruppen
Deeskalation kommt für die meisten Männer infrage
Das SEMITEP-Studiendesign sah vor, dass die 102 Teilnehmer – Niedrigrisiko-Patienten mit metastasiertem Tumor – zunächst zwei Zyklen Etoposid-Cisplatin (EP) erhielten, gefolgt von einer FDG-PET-Analyse. Während Männer mit positivem PET-Befund weitere zwei Zyklen EP bekamen, wurden die Teilnehmer mit einem negativen Befund nur mit einem Zyklus Carboplatin weiter behandelt. „Mehr als zwei Drittel der Patienten konnten mit der deeskalierenden Strategie behandelt werden; dieser Anteil war zugleich der primäre Endpunkt der Studie“, sagte Dr. Loriot. Er fuhr fort: „Die Herangehensweise brachte sehr gute Resultate in Bezug auf das progressionsfreie Überleben.“ Nach drei Jahren betrug die PFS-Rate für die Männer, die vier Zyklen EP erhalten hatten, 90 % – in der Kohorte mit nur zwei Zyklen EP und einem Zyklus Carboplatin war sie praktisch identisch. Die häufigsten Nebenwirkungen waren, wie erwartet, Neutropenien und Anämien. „Aber von den Teilnehmern mit der Standardtherapie entwickelten mehr eine periphere Neuropathie, und dieser Unterschied war signifikant zwischen den Studienarmen“, betonte der Referent.Kürzere Behandlungsdauer und weniger Toxizität
Dr. Loriot fasste zusammen: 72 % der Teilnehmer hatten einen negativen frühen FDG-PET-Befund nach zwei Zyklen EP; die darauf basierte deeskalierende Therapie des metastasierten Seminoms sei sicher und machbar. Dem Sprecher zufolge bietet die Strategie eine kürzere Behandlungsdauer, weniger Neuropathien sowie den Vorteil, dass keine Standardgabe von Neomycin, mit entsprechender einhergehender Toxizität, nötig ist.* Fluor-18 Fluordesoxyglukose Positronen Emissionstomography
Quelle: Loriot Y. et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl 6; abstr 387); Genitourinary Cancers Symposium (ASCO-GU) 2020
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