
Ob mit oder ohne vergrößerte Milz

Ein Therapieziel bei der Polycythaemia vera (PV) ist die Erhaltung der Hämatokrit-Level unter 45 %. Hydroxyurea wird häufig zur Erstlinienbehandlung einer Hochrisiko-Erkrankung eingesetzt, was allerdings in 20 % bis 60 % der Fälle nicht zum gewünschten Erfolg führt. Laut den Ergebnissen der RESPONSE-Studie scheint der JAK1/2-Inhibitor Ruxolitinib eine gute Alternative zu sein. Die Therapie erwies sich bei Betroffenen mit Splenomegalie, deren PV mit Hydroxyurea nicht ausreichend kontrolliert werden konnte, als effektiver als die beste verfügbare Behandlung.
Die Mehrheit wechselte von der Kontrolle in den Prüfarm
In RESPONSE-2 waren 149 Patient:innen ohne vergrößerte Milz und mit Resistenz bzw. Intoleranz gegenüber Hydroxyurea eingeschlossen. Sie erhielten entweder Ruxolitinib oder die beste verfügbare Therapie. Teilnehmende der Kontrolle durften unter bestimmten Voraussetzungen in den Prüfarm wechseln. Personen, die den JAK-Inhibitor bis Woche 80 bekommen hatten, konnten die Behandlung bis zu Woche 260 fortführen. Der Wirkstoff war in Woche 28 u.a. hinsichtlich der Hämatokrit-Kontrolle der besten verfügbaren Therapie überlegen.
Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Francesco Passamonti, ASST Sette Laghi, Varese, präsentierte nun Langzeitergebnisse nach rund fünf Jahren und einem medianen Follow-up von 67 Monaten.1 Zwischen Woche 28 und 80 wechselten 77 % der Erkrankten aus der Kontrolle in den experimentellen Arm. 97 Teilnehmende führten die Ruxolitinib-Therapie bis Woche 260 fort, darunter 38 (66 %) aus der Cross-over-Gruppe und 59 (80 %) aus dem Interventionsarm.
Mit 47 % vs. 3 % erzielten deutlich mehr Patient:innen im Prüfarm eine Hämatokrit-Kontrolle nach 80 Wochen, die bei 16 Personen (22 %) der experimentellen Gruppe bis zu Woche 260 erhalten blieb. Die geschätzte mediane Dauer der Hämatokrit-Kontrolle wurde nicht erreicht. Während des fünfjährigen Follow-ups blieb der mediane Hämatokrit-Wert im Interventionsarm unter 45 %, schreiben die Autor:innen.
Nach 80 Wochen erzielten 24 % vs. 3 % der Teilnehmenden eine komplette hämatologische Remission. Bei 12 % der Betroffenen des Ruxolitinib-Arms hielt dies bis in Woche 260 an. Während des fünfjährigen Follow-ups benötigten 69 % vs. 36 % keine Phlebotomie. Das Fünf-Jahres-OS betrug 96 % vs. 91 %.
JAK-Inhibitor als effektive Zweitlinie bestätigt
Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3–4 in Prüfgruppe vs. Kontrolle umfassten Bluthochdruck (2,4 % vs. 5,6 %), Thrombozytopenie (0,3 % vs. 5,6 %) und Thrombozytose (0 % vs. 7,5 %).
Die Fünf-Jahres-Daten von RESPONSE-2 bestätigen die Überlegenheit von Ruxolitinib gegenüber der besten verfügbaren Therapie bei Personen mit nicht adäquat kontrollierter PV ohne Splenomegalie, schlussfolgern die Ärzt:innen. Der JAK1/2-Inhibitor scheine einen langfristigen klinischen Benefit hinischtlich u.a. hämatologischer Parameter und Phlebotomiebedarf zu erzielen. Er stelle damit eine effektive Zweitlinienoption dar.
Gesunder Lebensstil ist angezeigt
In ihrem Kommentar weisen Dr. Sangeetha Venugopal, MD Anderson Cancer Center, Houston, und Prof. Dr. John Mascarenhas, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, darauf hin, dass es unter Ruxolitinib häufig zu einer Gewichtszunahme kommt, die das ohnehin schon erhöhte Thromboserisiko im Zuge einer PV noch steigern kann.2 Sie fordern, Betroffenen einen gesunden Lebensstil nahezulegen. Auch eine geeignete Zoster-Impfung sei angezeigt, da es in RESPONSE-2 im Prüfarm zu vermehrten Herpes-Zoster-Infektionen kam (3,9 % vs. 0 %). Sie betonen, dass die Studie nicht darauf ausgelegt war, einen Unterschied in der Thromboserate zu detektieren.
Quellen:
1. Passamonti F et al. Lancet Haematol 2022; 18: S2352-3026(22)00102-8; DOI: 10.1016/S2352-3026(22)00102-8
2. Venugopal S, Mascarenhas J. Lancet Haematol 2022; 18: S2352-3026(22)00139-9; DOI: 10.1016/S2352-3026(22)00139-9
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).