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Osimertinib in der Erstlinie verringert Risiko für zerebrale Progression

Vor 2016 wurden fortgeschrittene, EGFR-mutierte NSCLC in der Erstlinie mit Erst- und Zweitgenerations-TKI behandelt. Im Falle einer Progressions gab es nur wenige Optionen, konstatierte Dr. Dr. Jordi Remon Masip, Institute Gustave Roussy, Villejuif.1 Die Entdeckung einer erworbenen T790M-Mutation im EGFR-Gen und Osimertinib änderten die Strategie. Während dieser Zeit initiierten Forschende die Phase-2-Studie APPLE, in der ein sequenzieller Therapieansatz geprüft wurde. 156 Patient:innen – fast zwei Drittel der Tumoren wiesen eine Deletion 19 im EGFR-Gen auf – wurden in drei Gruppen randomisiert:
- Im ersten Arm (A) erhielten sie Osimertinib bis zu einer Progression nach den RECIST-Kriterien
- In Gruppe B wurden sie zunächst mit Gefitinib behandelt; der Wechsel auf Osimertinib erfolgte, wenn eine T790M-Mutation im EGFR-Gen in einer Liquid Biopsy auftauchte, oder bei Progress nach RECIST
- Im dritten Arm (C) bekamen die Teilnehmenden ebenfalls zunächst Gefitinib; für den Wechsel auf Osimertinib war eine RECIST-Progression erforderlich
Als primärer Endpunkt diente das progressionsfreie Überleben nach 18 Monaten Osimertinib-Behandlung, berichtete der Referent, das sich allerdings mit 51,1 % in Arm A und 61 % in den gepoolten beiden anderen Gruppen nicht signifikant unterschied. Gleiches galt für das Gesamtüberleben mit 84,4 % versus 82,3 %.
Als deutlich überlegen erwies sich die initiale Osimertinib-Gabe jedoch hinsichtlich des Überlebens ohne Progression von Hirnmetastasen: Dieses war mit median 34,3 Monaten vs. 22,3 Monaten um mehr als die Hälfte länger als in den beiden anderen Armen (HR 0,54; 90%-KI 0,34–0,86); die 18-Monats-Raten betrugen 82,2 % versus 63,5 %.
Insgesamt sei das serielle Monitoring des T790M-Status durch ctDNA-Messungen möglich, um Therapieentscheidungen zu treffen, resümierte der Referent. Die Erstlinienbehandlung mit Osimertinib bringe gegenüber der sequenziellen einen deutlichen Vorteil hinsichtlich der zerebralen Progression.
Amivantamab ist langfristig wirksam
Der Anti-EGFR- und Anti-MET-Antikörper Amivantamab ist als Monotherapie zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem NSCLC und aktivierenden Exon-20-Insertions-Mutationen im EGFR-Gen nach Versagen einer platinbasierten Chemotherapie. Prof. Dr. Pilar Garrido Lopez, University Hospital Ramón y Cajal (IRYCIS) in Madrid, präsentierte Langzeitdaten von 114 Patient:innen, die in der CHRYSALIS-Studie nach einer Chemotherapie Amivantamab erhalten hatten.
Nach einem Follow-up von median 19,2 Monaten waren 48 Personen (42 %) noch am Leben. Die ORR betrug 37 %, mit einer medianen Dauer des Ansprechens von 12,5 Monaten. Die Wirksamkeit des Antikörpers zeigte sich im Wesentlichen unabhängig von u.a. Alter, Vorbehandlung oder Ansprechen auf eine vorangegangene Chemotherapie. Das mediane PFS erreichte 6,9 Monate, das mediane OS 23 Monate. 48 Patient:innen hatten einen langfristigen klinischen Benefit. Bei 15 Teilnehmenden wird die Behandlung nach median 2,6 Jahren noch immer fortgeführt. Ein ECOG 0, ein Therapieansprechen und das Fehlen von Veränderungen im RAS/RAF/MEK-Signalweg zu Beginn der Behandlung begünstigte einen langfristigen klinischen Nutzen. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassten Ausschlag und Infusionsreaktionen.
Derzeit läuft die Phase-3-Studie PAPILLON, in der die Kombination aus Amivantamab und Chemotherapie in der Erstlinie randomisiert gegen eine alleinige Chemotherapie getestet wird.
Quelle:
Garrido Lopez P. European Lung Cancer Congress 2023; Abstract 3O
In einer weiteren randomisierten Phase-2-Studie wurden Patient:innen mit EGFR-mutiertem NSCLC entweder in der Erstlinie oder in der Zweitlinie – nach Entwicklung einer T790M-Resistenzmutation – mit Osimertinib behandelt. Diejenigen 122 Personen, die nach sechs bis zwölf Wochen keine Progression entwickelt hatten, erhielten randomisiert Osimertinib entweder alleine oder zusätzlich eine lokale Konsolidierungstherapie. Diese bestand in 59 % der Fälle aus einer Bestrahlung, in 29 % aus einer Operation und in 12 % aus beiden Strategien.
Keine schweren Nebenwirkungen
Bislang liegen laut Prof. Dr. Dr. Saumil Gandhi vom MD Anderson Cancer Center in Houston erst die Daten zur Verträglichkeit vor.2 Nach median 16 Monaten gab es keine unerwünschten Ereignisse vom Grad 4 oder 5. 16 % vs. 29 % der Teilnehmenden erlitten unter alleinigem Osimertinib vs. zusätzlicher lokaler Konsolidierung Grad-3-Nebenwirkungen (p = 0,08). Am häufigsten traten u.a. Hyponatriämie (4,8 % vs. 6,8 %) und Pneumonitis (3,4 % vs. 1,7 %) auf. Unter den 42 Erkrankten, die eine Bestrahlung erhielten, gab es eine Grad-3-Nebenwirkung mit möglichem Bezug dazu (nicht kardial bedingte Schmerzen in der Brust). Von den 24 operierten Patient:innen erlitten drei operationsbezogene Grad-3-Nebenwirkungen – eine arterielle Verletzung und zwei Empyeme. Unerwünschte Ereignisse der Grade 1 oder 2, die im Arm mit Konsolidierungstherapien beobachtet wurden, umfassten Fatigue (56 %), Diarrhö (45 %), Dyspnoe (31 %), Husten (29 %), Pneumonitis (10 %), Dysphagie (12 %) und Ösophagitis (7 %).
Die zusätzliche Konsolidierung mit Radio- und/oder chirurgischer Therapie ist gut verträglich und nicht mit einem Anstieg schwererer unerwünschter Nebenwirkungen assoziiert, lautete das Fazit des Referenten.
Quellen:
1. Remon Masip J. European Lung Cancer Congress 2023; Abstract 1O
2. Ghandi SJ. European Lung Cancer Congress 2023; Abstract 2O
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