Parasiten im Darm – wann gezielt fragen?

Dr. Barbara Kreutzkamp, Foto: fotolia, Tim

Symptomatische Darminfektionen mit ein- oder mehrzelligen Darmparasiten sind bei uns selten. Wann lohnt es sich, nach Protozoen und Helminthen zu fahnden?

Parasitosen des Darms gehören bei uns zu den selteneren Erkrankungen. Wichtigste Erreger sind einzellige Protozoen wie Giardien, Cryptosporidien und Amöben sowie Helminthen wie Nematoden, Cestoden und Trematoden. Die Parasiten kommen – bis auf Giardien und Cryptosporidien – eher in den Tropen und Subtropen vor und gelangen meist über kontaminierte Nahrungsmittel, verschmutztes Trinkwasser oder direkt fäkal-oral in den Magen-Darm-Trakt.

Ernährungsgewohnheiten anamnestisch interessant

Gedacht werden sollte an eine parasitäre Darminfektion vor allem bei Risikopopulationen wie Migranten, Urlaubsheimkehrern, Immunsupprimierten und eventuell bei Kindern. Das gilt insbesondere, wenn anamnestisch wichtige Differenzialdiagnosen wie bakterielle Infektionen, Antibiotika-assoziierte Diarrhöen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zöliakie und Laktoseintoleranz ausgeschlossen sind. Auch andere entzündliche Darmerkrankungen und Malignome sollten eher unwahrscheinlich erscheinen, erläutert die Infektiologin Dr. Sabine Majer vom Kantonsspital Münsterlingen.


Anamnestisch interessant sind zunächst die Ernährungsgewohnheiten der Patienten. Nicht oder nur schwach gegartes Fleisch, Schnecken, Krebse, Amphibien oder frische Wasserpflanzen sind in Drittweltländern wahre Brutstätten für Darmparasiten. Kontaminiertes Wasser kann der Patient nicht nur durch Getränke, sondern auch beim Baden in Weihern oder öffentlichen Schwimmbädern geschluckt haben. Ein enger Kontakt mit Tieren (Katzen, Hunde oder auch Nutztiere) kommt als weiterer Übertragungsweg in Betracht.

Gewichtsverlust, Fieber und Gelenkbeschwerden verdächtig

Leitsymptom der parasitären Darmerkrankungen sind Darmbeschwerden, die je nach Spezies Kolon oder Dünndarm betreffen. Zusätzlich rufen einige Parasiten eine grippale Symptomatik, Fieber, Gewichtsverlust, Gelenkbeschwerden oder eine Eosinophilie hervor.

Risikogruppe Reiserückkehrer

Die Inzidenz von Darmparasitosen bei Reiserückkehrern ist niedriger als gemeinhin angenommen. Erst über drei Wochen anhaltende Stuhlunregelmäßigkeiten mit chronisch-rezidivierenden Durchfällen sollten den Verdacht auf eine Parasitose lenken. Häufigste Erreger sind Giardien, Cryptosporidien und Amöben. Dr. Majer: „Je länger die Aufenthaltsdauer und je schlechter die Hygienestandards im Reiseland, desto wahrscheinlicher hat sich der Patient mit Darmparasiten infiziert.“

Risikogruppe Migranten

Bei Migranten spielen Darmparasitosen dagegen eine wichtige Rolle – bei bis zu 60 % finden sich in Stuhlproben Parasiten. Besonders betroffen sind Asylsuchende aus Subsahara-Afrika und Südostasien. Zwar bleiben die meisten Infizierten ohne Symptome, doch bei zusätzlichen Gesundheitsbelastungen wie z.B. eine lange Reise, Mangelernährung sowie Koinfektionen werden die Parasiten zum Morbiditäts­problem.


Als Erreger kommen in erster Linie Trichuris, Ascaris, Giardi lamblia, Blastocystis hominis, Ent­amoeba-Spezies, Hakenwürmer oder Schistosomen infrage. Darmparasiten rufen neben Durchfällen typischerweise auch eine Anämie hervor. Schistosomen führen bei manchen Patienten zu einer unklaren Leberfibrose und portaler Hypertonie.

Risikogruppe Immunsupprimierte

HIV-Infektionen, Chemotherapien und Immunsuppression nach Transplantation sowie Autoimmunerkrankungen schwächen das Immunsystem und lassen eine bis dahin asymptomatisch verlaufende Protozoen-Besiedlung z.B. mit Cryptosporidien, Microspora und Cytoisospora Beschwerden verursachen. Typisch in diesen Fällen sind schwere und vor allem prolongierte Durchfälle, evtl. verbunden mit Fieber und systemischer Entzündungsreaktion.


Vor der Gewinnung von Stuhlproben sollte sich der Arzt einigermaßen sicher sein, dass tatsächlich eine Parasitose vorliegt – und wenn ja, welche Erreger infrage kommen, mahnt Dr. Majer: „Ein Kreuz auf dem Laborblatt aus purer Verzweiflung kommt einem Blindflug gleich.“ Außerdem wichtig: Der Stuhl muss korrekt und in ausreichender Menge gewonnen werden, so die Infektiologin. Die Parasiten-Analyse erfolgt meist aus frischem oder SAF-fixiertem Stuhl. Manchmal helfen auch Serumproben bei der Diagnosefindung.


Informationen für die richtige Probengewinnung bieten Spezialisten der Auftragslabore. Auch im Internet finden sich Anleitungen sowie Informationen über mögliche Störfaktoren wie z.B. Medikamente, die vor Probenentnahme abgesetzt werden sollten.


Quelle: Sabine Majer et al., Schweizerisches Medizin-Forum 2015; 15: 242-250

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