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PEP oder Impfung?

Der erste Corona-Lockdown brachte der Syphilis und Gonorrhö herbe Verluste, doch danach stiegen die Zahlen dem Trend der vorausgegangenen Jahre folgend stetig an. Beide Erkrankungen sind generell gut heilbar, vor allem bei der Gonorrhö machen aber Antibiotikaresistenzen zunehmend Probleme. „Die Resistenzraten gegenüber Doxycyclin liegen inzwischen vermutlich bei 80–90 %“, erklärte Prof. Dr. Christoph Stephan, Medizinische Klinik 2, Universitätsklinikum Frankfurt.
Um es erst gar nicht zur Infektion kommen zu lassen, werden Postexpositionsprophylaxen (PEP) – analog zu HIV – untersucht. In einer Studie erhielten 232 Männer, die (ungeschützten) Sex mit Männern hatten, jeweils binnen 24 Stunden 200 mg Doxycyclin oder keine PEP. Die Einnahme verzögert die Zeit bis zu einer ersten Infektion mit Chlamydien oder Treponema pallidum signifikant, nicht aber die bis zu einer Gonorrhö, was wiederum die Resistenzsituation widerspiegeln könnte.
Prof. Stephan sieht die antibiotische Prophylaxe generell kritisch. Nicht nur, dass noch mehr Resistenzen drohen, man muss auch antibakterielle Kollateraleffekte fürchten und darf Nebenwirkungen nicht vergessen. Doxycyclin induziert eine maßgebliche Dysbiose des Mikrobioms, die Einnahme von Sulfamethoxazol und Trimethoprim beeinflusst die Empfindlichkeit gegenüber Pneumokokken. Einige Antibiotika führen zur Gewichtszunahme oder lösen eine Phototoxizität aus.
Leise Hoffnungen weckt der quadrivalente Impfstoff gegen Meningokokken vom Serotyp B (4CMenB). Nach einer damit durchgeführten Massenimpfung zeigte sich ein 40–59%iger Abfall der Tripper-Inzidenz. Die Vakzine fördert zudem im Mausmodell die Ausscheidung der gonorrhoischen Neisserien und die Antikörper geimpfter Personen erkennen deren Antigene. Randomisierte kontrollierte Studien zur schützenden Wirkung sind in Arbeit.
Kongressbericht: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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