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Mit Chlamydien und Gonorrhö Schritt halten

In den letzten Jahrzehnten hat sich Neisseria gonorrhoeae zu einem Keim entwickelt, der gegen immer mehr Antibiotika resistent ist. Die WHO stufte ihn daher 2016 unter die „priority pathogens“ ein, berichtete Dr. Susanne Buder von der Klinik für Dermatologie & Venerologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. Zurzeit bietet in den meisten Ländern allein Ceftriaxon als injizierbares Cephalosporin der dritten Generation noch eine therapeutische Option. Für Stämme mit einer verminderten Empfindlichkeit bzw. Resistenz gegenüber Cefixim, Azithromycin oder Ceftriaxon besteht seit März 2020 eine Meldepflicht, erinnerte die Referentin.
Extrem resistente Variante ist nicht wieder aufgetaucht
Im März 2018 tauchte in Großbritannien ein Isolat mit extremer Resistenz auf, zwei Monate später gab es in Australien zwei Fälle. Die Information wurde an alle Kooperationslabore weitergeleitet und es herrscht seitdem erhöhte Wachsamkeit. „Glücklicherweise haben wir diese Variante seitdem aber nicht mehr beobachtet“, sagte Dr. Buder.
Die derzeitige Therapieempfehlung der Leitlinie für die unkomplizierte Gonorrhö von Harnröhre, Zervix, Rektum und Pharynx lautet bei gesicherter Compliance für eine Erfolgskontrolle: einmal Ceftriaxon 1–2 g (i.v. oder i.m.). Patienten mit unbekannter Adhärenz bekommen parallel dazu einmalig 1,5 g Azithromycin oral. Bei bekanntem Empfindlichkeitsprofil und bestätigter Adhärenz gibt es nach Testung folgende Alternativen:
- Ciprofloxacin 500 mg p.o. einmalig
- Ofloxacin 400 mg p.o. einmalig
- Doxycyclin 100 mg p.o. für sieben Tage
- Cefixim 800 mg p.o. einmalig (für pharyngeale Infektionen nicht ausreichend)
- Azithromycin 2 g p.o. einmalig
Einige neue Antibiotika(klassen) befinden sich in der Testung, in Sachen Impfstoffentwicklung zeigt sich dagegen laut Dr. Buder kaum ein Lichtstreifen am Horizont.
Was bringt das Screening auf sexuell übertragbare Infektionen?
Entzündliche Beckenkrankheit kann Tripletherapie erfordern
Die Chlamydieninfektion steigert bei Frauen das Risiko für eine entzündliche Beckenerkrankung um mehr als das Zweifache (adjustierte HR 2,36), die Gefahr für Infertilität oder ektope Schwangerschaften nimmt ebenfalls deutlich zu (HR 1,85 bzw. 1,87). Wie genau diese Folgeschäden zustande kommen, ist nicht genau geklärt, spricht das Bakterium doch sehr gut auf eine Antibiose an. Man vermutet, dass es mitunter persistiert und ggf. reaktiviert werden kann. Auch das urogenitale Mikrobiom könnte eine Rolle spielen. Asymptomatische Infektionen und die akute Zervizitis/Urethritis behandelt man mit Doxycyclin 2 x 100 mg über sieben Tage oder einer Einmalgabe von 1,5 g Azithromycin. Für die leichte entzündliche Beckenerkrankung eignen sich Ceftriaxon 1 g i.m. einmalig plus Doxycyclin 2 x 100 mg über 14 Tage, eventuell ergänzt durch Metronidazol (2 x 400 mg über zwei Wochen). Eine Alternative zum Cephalosporin bieten Moxifloxacin oder Amoxicillin/Clavulansäure. Eine schwere entzündliche Beckenerkrankung erfordert ein Triple aus Ceftriaxon 2 g i.v./Tag bis mindestens 24 Stunden nach klinischer Besserung, 2 x 500 mg Metronidazol für 7–14 Tage (je nach Klinik) und Doxycyclin 2 x 100 mg über 14 Tage. Ersatzweise erhält das Tetracyclin als Partner die Kombi aus Piperacillin und Tazibactam (3 x 4,5 g für 7–14 Tage).Kongressbericht: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 2021 (Online-Veranstaltung)
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