
Einmaldosis ist nicht immer genug

Um Chlamydien loszuwerden, ist eine Einmaldosis Azithromycin fast so gut geeignet wie eine einwöchige Therapie mit Doxycyclin. Allerdings nur, wenn es sich um eine urogenitale Infektion handelt. Haben sich die Bakterien im Enddarm angesiedelt, bietet die längere Behandlung mit dem Tetrazyklin klare Vorteile. Zu diesem Ergebnis kommen Andrew Lau von der Universität Melbourne und Kollegen. Die Wissenschaftler hatten in einer Studie den Antibiotikaeffekt bei 625 Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), verglichen, bei denen ein asymptomatischer rektaler Befall mit Chlamydia trachomatis vorlag.
Höhere Erfolgsrate, weniger Durchfälle
Während nach der zweimal täglichen Einnahme von 100 mg Doxycyclin über eine Woche etwa 97 % der Studienteilnehmer chlamydienfrei waren, führte die einmalige Gabe von 1 g Azithromycin nur bei 76 % zum Erfolg. Gleichzeitig war Doxycyclin besser verträglich. Besonders Durchfälle traten seltener auf.
Warum Azithromycin schlechter gegen rektale Chlamydien wirkt, können die Autoren nicht eindeutig sagen. Man wisse, dass in kolorektalen Zelllinien viermal höhere Azithromycin-Konzentrationen gebraucht würden als in endozervikalen Zelllinien, um das Wachstum der Bakterien zu hemmen. Zudem scheinen die Entzündungsreaktionen, die nötig sind, um Azithromycin zum Infektionsort zu bringen, im Rektum schwächer auszufallen. Möglicherweise versagte die Therapie aber auch öfter, weil die betreffenden Personen mehr Chlamydien und mehrheitlich die Varianten G oder D aufwiesen.
Obwohl vor allem MSM von rektalen Chlamydien betroffen sind, halten die Autoren die Ergebnisse auch für Frauen für relevant: Selbst wenn sich ein urogenitaler Befall bei ihnen durch Azithromycin gut in den Griff bekommen ließe, könnten Bakterien im Rektum überdauern – und so zu einer Reinfektion führen.
Ganz abschreiben wollen sie die Substanz aber nicht. Sie werde bei Schwangeren und bei Patienten mit Allergie gegen Doxycyclin weiterhin gebraucht.
Quelle: Lau A et al. N Engl J Med 2021; 384: 2418-2427; DOI: 10.1056/NEJMoa2031631
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).