Per Leitlinie zur schlanken Linie

Dr. Dorothea Ranft

Auf eigene Faust die Pfunde zum Purzeln zu bringen, gelingt nicht immer. Eine regel­mäßige qualifizierte Ernährungs­beratung kann helfen. Auf eigene Faust die Pfunde zum Purzeln zu bringen, gelingt nicht immer. Eine regel­mäßige qualifizierte Ernährungs­beratung kann helfen. © milatas – stock.adobe.com

Annähernd 15 Millionen Frauen und Männer sind in Deutschland adipös. Da übermäßiges Körpergewicht durch eine Vielzahl an Faktoren entsteht, muss man häufig an mehreren Stellschrauben gleichzeitig drehen, damit das Abnehmen gelingt. Auch Onlinetools können helfen, das Ziel zu erreichen. 

Der Kampf gegen das krankhafte Übergewicht beginnt mit der Prävention. Dazu empfiehlt man am besten eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung. Von extrem einseitigen Kostformen oder Diäten sollte man abraten. Menschen, die vegan speisen, müssen Vitamin B12 substituieren und auch bei anderen potenziell kritischen Nährstoffen auf eine ausreichende Versorgung achten. Dazu zählen Proteine, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Kalzium und Eisen, heißt es in der Leitlinie der DAG* und weiterer Fachgesellschaften einschließlich DEGAM**.

Den Flüssigkeitsbedarf decken Personen, die einer Adipositas vorbeugen möchten, am besten mit Wasser und anderen ungesüßten, zucker- und kalorienarmen, nichtalkoholischen Getränken. Günstig ist auch ein hoher Ballaststoffgehalt. Der Anteil freier Zucker an der Gesamtenergiezufuhr sollte unter 10 % liegen. Die Kalorienmenge ist entscheidender für das Zu- oder Abnehmen als das Verhältnis von Kohlenhydraten, Fetten- und Proteinen in der Nahrung.

Finger weg von Supplementen zur Gewichtskontrolle

Natürlich hat auch Bewegung präventive Bedeutung. Ein Selbstmonitoring (z. B. tägliche Schrittzahl) kann das Bewegungspensum steigern. Zudem sollte eine ausreichende Schlafdauer und ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus empfohlen werden. Chronischer negativer Stress ist zu meiden. Von Nahrungsergänzungsmitteln zur Gewichtskontrolle, homöopathischen Abnehmprodukten und anderen nicht-evidenzbasierten Verfahren zur Adipositasprophylaxe ist abzuraten.

Menschen mit bereits vorhandener Adipositas soll eine regelmäßige qualifizierte Ernährungsberatung (einzeln oder in Gruppen) angeboten werden. Ziel ist, ein tägliches Energiedefizit von etwa 500–600 kcal oder eine individuell ermittelte Reduktion zu erreichen. Personen mit Übergewicht oder leichter Adipositas (Grad 1) profitieren möglicherweise von definierten und validierten Selbstmanagementprogrammen.

In Abhängigkeit von der Situation (z. B. Begleiterkrankung und/oder höhergradiger BMI) können zeitlich begrenzt Formulaprodukte eingesetzt werden (in der Regel nicht länger als 12 Wochen). Die Energiezufuhr sollte bei 800–1.200 kcal/d liegen. Ein tägliches Pensum von 30–60 Minuten körperlicher Aktivität erleichtert die Gewichtsabnahme. Personen mit Übergewicht oder Adipositas sollten wissen, dass Bewegung gesundheitliche Vorteile (metabolisch, kardiovaskulär, psychosozial) mit sich bringt, die sich unabhängig von einer zu erzielenden Gewichtsreduktion einstellen. Auch ein Rauchstopp wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus, selbst wenn sich die Pfunde hierdurch vermehren. Bei Verdacht auf eine komorbide psychische Erkrankung (z. B. Essstörung, Depression) sollten Betroffene einer qualifizierten psychosozialen Fachkraft vorgestellt und ggf. von dieser mitbehandelt werden.

Komorbiditäten spielen bei Medikamentenwahl eine Rolle

Eine medikamentöse Therapie kann zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden bei Personen mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 oder bereits bei ≥ 27 kg/m2, wenn gleichzeitig weitere Risikofaktoren und/oder Komorbiditäten vorliegen. Die gleiche Therapie eignet sich auch zum Erhalt des Erfolgs nach einer erzielten Gewichtsminderung. Die Wahl des Wirkstoffs sollte in Abhängigkeit von individuellen Therapiezielen, Verträglichkeit und Sicherheit sowie Komorbiditäten, Wirkmechanismus und Ansprechen getroffen werden.

Wenn bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes eine Gewichtsreduktion angestrebt wird, sollten zur adjuvanten medikamentösen Therapie der Adipositas GLP1-Rezeptoragonisten verordnet werden. Auch die Einnahme von den SGLT2-Inhibitoren Empagliflozin oder Dapagliflozin kann additiv zur Standardtherapie mit dem Zusatzziel der Gewichtsreduktion erwogen werden. Das gilt vor allem, wenn bereits Begleiterkrankungen wie Herz- und Niereninsuffizienz vorliegen, da sich die Wirkstoffe bei diesen Indikationen als vorteilhaft erwiesen haben.

Die multimodale Basistherapie zur Gewichtsreduktion kann durch Onlinetools unterstützt werden, die ebenso wie Wearables die Selbstbeobachtung erleichtern. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) mit nachgewiesener Wirkung dürfen auf Rezept verordnet werden. Hinsichtlich des Effekts sind telefon- oder internetbasierte Verfahren mit persönlichen Interventionen vergleichbar. App-basierte Angebote fördern das Abnehmen, ersetzen jedoch nicht die persönliche Betreuung. Auch zur Stabilisierung des Erfolgs tragen digitale Techniken bei.

*Deutsche Adipositas Gesellschaft
**Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Quelle: QS3-Leitlinie „Adipositas – Prävention und Therapie“, AWMF-Registernr. 050/001, www.awmf.org

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Auf eigene Faust die Pfunde zum Purzeln zu bringen, gelingt nicht immer. Eine regel­mäßige qualifizierte Ernährungs­beratung kann helfen. Auf eigene Faust die Pfunde zum Purzeln zu bringen, gelingt nicht immer. Eine regel­mäßige qualifizierte Ernährungs­beratung kann helfen. © milatas – stock.adobe.com