
Pneumonie rasch in den Griff bekommen
In Deutschland zählt man pro Jahr rund eine halbe Million ambulant erworbene Pneumonie-Erkrankungen, 30 bis 50 % davon hospitalisierungspflichtig. In etwa jedem zweiten Fall sind Pneumokokken die Verursacher. Aber auch Haemophilus influenzae, Enterobakterien, Staphylokokken oder Viren können hinter einer Lungenentzündung stecken.
Bei Kindern unter fünf Jahren machen Infekte mit RS-, Rhino-, Parainfluenza-, Adeno- und Influenzaviren sogar zwei Drittel der Pneumonie-Fälle aus, während man bei Senioren vermehrt an Enterobakterien denken muss.
Sehr selten verursacht Pseudomonas aeruginosa eine ambulant erworbene Pneumonie, oft bestehen dann Lungenvorschädigungen z.B. durch COPD, Bronchiektasen oder Mukoviszidose. Aspirationspneumonien – oft durch ein Keimgemisch – betreffen ebenfalls meist ältere, bettlägerige Personen, erläutern die Experten der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft in ihren aktuellen Therapieempfehlungen.1
Pneumonie: Nur leichte Fälle dürfen zu Hause behandelt werden
Eine leichte Pneumonie darf zu Hause behandelt werden, während man bereits Patienten mit mittelschwerer Erkrankung besser in die Klinik einweist. Als Kriterien für eine schwere Pneumonie nennen die Kollegen Intubationspflicht oder die Notwendigkeit einer Katecholamingabe sowie die Kombination von mindestens zwei der folgenden Faktoren:
• akute respiratorische Insuffizienz (Sauerstoffsättigung < 90 % oder pO2 < 60 mmHg),
• Infiltrate in mehreren Lungenlappen und
• Hypotonie (RRsys < 90 mmHg).
Als typische Pneumonie-Symptome gelten unter anderem schnelle mühsame Atmung, Husten, Fieber, Tachykardie, Schwindel, Erbrechen und Thoraxschmerzen. Doch diese Zeichen fehlen bei betagten Patienten nicht selten. Sichern lässt sich die Diagnose mittels Röntgen-Thoraxaufnahme.
Als einfaches Tool zur Einschätzung des Schweregrades empfehlen die Experten darüber hinaus den CRB-65-Score (Confusion, Respiratory rate, Blood pressure, Age ≥ 65, s. Kasten). Bei einem Score von 0 liegt das Sterblichkeitsrisiko ≤ 1 % und eine Betreuung zu Hause ist sicher möglich. Bei 1–2 Punkten liegt das Sterblichkeitsrisiko bei 8 % und bei 3–4 Punkten bei 30 %. Behandeln Sie den Patienten ambulant, so sollten Sie spätestens nach 48 bis 72 Stunden eine
Reevaluierung vornehmen.
Eine Erregerdiagnostik kann man sich bei leichtgradiger Pneumonie in der Regel sparen, während man in der Klinik Blutkulturen, Antigentest (z.B. auf Legionellen im Urin) und ggf. Sputumkulturen anfertigt.
Amoxicillin an erster Stelle für leichte Pneumonie-Fälle
Die Indikation zur Antibiotika-Therapie steht bei der Lungenentzündung außer Frage. Die Auswahl der Substanzen für die empirische Therapie richtet sich nach Schwere der Erkrankung und regionaler Resistenzlage. Bei leichter ambulant erworbener Pneumonie rangiert Amoxicillin (gut wirksam gegen Pneumokokken und Haemophilus) nach wie vor ganz vorne. Als Alternative (etwa bei Penicillinallergie) kommt bei Patienten über 14 Jahre Doxycyclin in Betracht.
Lungenentzündung: Bei Resistenzrisiko gleich schärfere Geschütze
Besteht ein Resistenzrisiko (nach Hospitalisierung bzw. Antibiotikatherapie in den letzten Wochen), empfehlen die Kollegen Amoxicillin/Clavulansäure (oder Sultamicillin). Gleiches gilt für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, struktureller Lungenerkrankung, Leberzirrhose, Niereninsuffizienz oder ZNS-Erkrankung bzw. bei Lungenentzündung in sehr hohem Alter.
Wenn Betalaktam-Antibiotika nicht infrage kommen, kann man auch Gyrasehemmer (Levofloxacin, Moxifloxacin) einsetzen. Beendet wird die Antibiotikatherapie frühestens nach fünf Tagen (zwei bis drei Tage nach klinischer Besserung bzw. Fieberfreiheit). Begleitend wird Patienten mit Lungenentzündung allgemein eine großzügige Flüssigkeitszufuhr empfohlen.
AVP – Arzneiverordnung in der Praxis, Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: Atemwegsinfektionen 2013; 3. Auflage: 20–23
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).