Ist die Pneumonie für Sie ein Kinderspiel?
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Von einer ambulant erworbenen Pneumonie spricht man, wenn die Symptome außerhalb des Krankenhauses beginnen oder innerhalb von 48 Stunden nach stationärer Aufnahme. Kinder mit pCAP (paediatric community-acquired pneumonia) präsentieren sich typischerweise mit Fieber, Tachypnoe, Dyspnoe und Husten sowie einem reduzierten Allgemeinzustand. Hinzu kommen häufig Thorax- und Bauchschmerzen sowie Erbrechen. Auch Nahrungsverweigerung, Inaktivität und veränderte Vigilanz (Apathie, Agitiertheit) können auf eine pCAP hinweisen. Die höchste Sensitivität und Spezifität haben Studien zufolge Fieber und Tachypnoe. Allerdings ist dabei zu beachten, dass manche Patienten nur Fieber entwickeln – ohne Tachypnoe und/oder Dyspnoe –, während andere völlig fieberfrei bleiben.
Atemgymnastik bringt nichts, Prävention sehr wohl
Schweregrad anhand der Atemfrequenz abschätzen
Grundsätzlich ist bei jedem pCAP-Verdacht eine Ganzkörper-Untersuchung angezeigt, heißt es in der S2k-Leitlinie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie und der Gesellschaft für pädiatrische Pneumologie. Der Schweregrad der Pneumonie lässt sich in der Regel anhand der Klinik einschätzen:- Kinder mit nicht schwerer Pneumonie haben im Alter von zwei bis elf Monaten eine Atemfrequenz > 50/min, im Alter von 12–59 Monaten liegt diese > 40/min. Ab fünf Jahren > 20/min – mit und ohne Einziehungen
- Bei Kindern mit schwerer Pneumonie liegen zusätzliche Warnsymptome wie ein stark reduzierter Allgemeinzustand, Nahrungsverweigerung, Dehydratation, Somnolenz oder Bewusstlosigkeit vor, ggf. auch zerebrale Krampfanfälle. Als weitere wichtige Indikatoren gelten eine O2-Sättigung < 94 %, da die Hypoxämie mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht, sowie eine Rekapillarisierungszeit > 2 sec (Fingernagelprobe).
Spätestens nach 72 Stunden ohne Besserung in die Klinik
Bei den meisten Säuglingen und Kleinkindern ist die pCAP viraler Genese – eine bronchiale Obstruktion erhöht die Wahrscheinlichkeit noch. Deshalb brauchen fieberfreie Patienten mit leichter Entzündung und vornehmlich obstruktiven Beschwerden primär keine Antibiotika. Anders gestaltet sich die Situation, wenn eine bakterielle Ursache vermutet wird: Patienten mit nicht schwerer pCAP und Fieber bekommen besser eine Antibiose, so die Experten. Die fieberhafte schwere Pneumonie stellt sogar eine klare „Soll“-Indikation für die antiinfektive Therapie dar. In der empirischen Behandlung setzt die Leitlinie primär auf orales Amoxicillin bzw. bei Zweifeln an der sicheren Einnahme auf i.v. Ampicillin (s. Tabelle). Die Therapiedauer richtet sich nach dem Schweregrad: Bei „leichter“ Pneumonie genügen fünf Tage, in schweren Fälle läuft die Behandlung über mindestens sieben Tage. Bei Komplikationen richtet sich die Dauer nach dem Verlauf. Geradezu lebenswichtig sind zuverlässige Verlaufskontrollen: Ambulant behandelte Patienten müssen umgehend in der Praxis vorgestellt werden, falls sie innerhalb von 48 Stunden nicht entfiebern oder sich ihr Zustand nicht bessert bzw. verschlechtert. In diesem Fall kann man eine stationäre Einweisung zur weiteren Diagnostik und Therapie-Anpassung erwägen. Spätestens nach 72 Stunden ausbleibender Besserung muss eine klinische und labormedizinische Reevaluation einschließlich Bildgebung und erweiterter Erregerdiagnostik erfolgen.Empirische Antibiotikatherapie bei ambulant erworbener Pneumonie | ||
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Substanz | Dosierung | |
1. Wahl | Amoxicillin p.o. | 50(–90) mg/kg/Tag, 2-3 Einzeldosen (ED) |
Parenterale Alternative | Ampicillin i.v. | 100 (–200) mg/kg/Tag in 3 ED |
Penicillin-Unverträglichkeit | Cefuroximaxetil p.o. | 30 mg/kg/Tag in 2 ED |
Cefuroxim i.v. | 100 (–150) mg/kg/Tag in 3 ED | |
Clarithromycin p.o. | 15 mg/kg/Tag in 2 ED | |
Doxycyclin p.o. (ab 9 Jahre) | am 1. Tag 4 mg/kg/d in 1 ED, ab dem 2. Tag 2 mg/kg/d in 1 ED | |
Therapieversagen, Komplikationen, V.a. bakterielle Begleitinfektion bei Masern und Influenza | Ampicillin-Sulbactam i.v. | 100(–150) mg/kg/Tag (Ampicillin-Anteil) in 3 ED |
Cefuroxim i.v. | 100(–150) mg/kg/Tag in 3 ED | |
Amoxicillin-Clavulansäure p.o. | 45(–60) mg/kg/Tag (Amoxicillin-Anteil) in 3 ED | |
Sultamicillin p.o. | 50 mg/kg/Tag in 2 ED | |
Cefuroximaxetil p.o. | 30 mg/kg/Tag in 2 ED | |
Schwere pCAP und Hinweis auf Mykoplasmen- oder Chlamydien-Infektion | Amoxicillin-Clavulansäure p.o./i.v. plus Clarithromycin p.o. oder Azithromycin oder (ab 9 J.) Doxycyclin p.o. | siehe oben siehe oben 10 mg/kg in 1 ED an Tag; 5 mg/kg in 1ED an Tag 2–5 siehe oben |
S2k-Leitlinie „Management der ambulant erworbenen Pneumonie bei Kindern und Jugendlichen (pädiatrische ambulant erworbene Pneumonie, pCAP)“, www.awmf.org
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