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Prednison verbessert Pneumonie-Outcome

Das theoretische Konzept, das hinter dem antiinflammatorischen Ansatz steckt, überzeugt. Im Verlauf einer Pneumonie kommt es zur exzessiven Freisetzung von Zytokinen – eigentlich eine sinnvolle Reaktion des Körpers, doch wenn sie zu stark und prolongiert verläuft, schadet sie betroffenen Patienten erheblich.
Klinische Daten belegen, dass Personen, die eine ambulant erworbene Pneumonie nicht überlebten, über längere Zeit stark erhöhte Werte inflammatorischer Proteine aufwiesen. Zweifler am Kortisonkonzept äußerten dagegen Bedenken u.a. hinsichtlich bakterieller Komplikationen. Würde die Steroidgabe nicht nosokomialen Infektionen, der Pneumoniepersistenz oder Rückfällen Vorschub leisten?
Kortison-Effekt bereits 1955 beobachtet
Eine Reihe von Arbeitsgruppen haben sich mit diesem Thema beschäftigt, berichten Dr. Claudine Angela Blum vom Universitätsspital Basel und Kollegen. Bereits 1955 beschrieben US-Mediziner günstige Effekte von Kortison bei penicillinbehandelten Patienten mit Pneumokokken-Pneumonie. 2005 erzielten Kollegen in einer kleinen Gruppe von 46 Patienten Erfolge mit einer Hydrokortisoninfusion über sieben Tage. Weitere Studien folgten mit z.T. widersprüchlichen Resultaten.
Autoren aktueller Metaanalysen zum Thema konstatierten, dass Steroide bei ambulant erworbener Pneumonie wohl nützlich sind, aber eine große, adäquat gepowerte Studie als Beweis noch aussteht. Diese Daten haben die Schweizer Kollegen nun geliefert. 785 Patienten, die sie mit der Diagnose „ambulant erworbene Pneumonie“ stationär in insgesamt sieben Kliniken aufgenommen hatten, teilten sie randomisiert und doppelblind zwei Studiengruppen zu: zusätzlich zur Antibiotikabehandlung erhielten 392 Teilnehmer eine Woche lang täglich 50 mg Prednison als Tablette, 393 schluckten stattdessen ein Placebo.
Volkskrankheit Pneumonie |
Insgesamt 2,7 Millionen Todesopfer weltweit forderten untere Atemwegsinfektionen im Jahr 2013, etwa eine Million Kinder starben infolge einer Pneumonie. Die epidemiologische Krankheitslast der ambulant erworbenen Lungenentzündung tragen vor allem Personen ab 65 Jahren, berichtet Prof. Annane. Doch sind in beträchtlichem Maß auch arbeitsfähige Erwachsene betroffen, was noch eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung, sprich Kosten durch Arbeitsausfall, bedeutet. |
Prednison: Komplikationsrate sinkt
Bei dem primären Endpunkt – Zeit bis zur klinischen Stabilisierung – ergab sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen: Während es in der Placebogruppe 4,4 Tage dauerte, waren es unter Kortison nur drei Tage. Auch bezüglich des Bedarfs an i.v. Antibiotika war die Prednisongruppe um einen Tag im Vorteil, zudem mussten Patienten unter Placebo im Mittel einen Tag länger in der Klinik bleiben.
In Hinblick auf Komplikationen schnitten Steroidtherapierte sogar etwas günstiger ab: Tendenziell traten weniger mit Pneumonie assoziierte Probleme wie Empyem, Ateminsuffizienz mit Intubationsbedarf, Pneumoniepersistenz oder Todesfälle auf. Die einzige Nebenwirkung, die sich klar dem Prednison zuordnen ließ, war eine erhöhte Rate von Hyperglykämien während des Klinikaufenthaltes, die bei einem Teil der Patienten eine Insulingabe notwendig machte.
Hyperglykämie-Risiko steigt
Eine gesteigerte Zahl erneuter Lungenentzündungen (wie in einer anderen Studie berichtet) beobachteten die Schweizer Autoren nicht (ca. 5 % in beiden Gruppen). Fügt man diese Studienergebnisse den vorhandenen Metaanalysen hinzu, ergibt sich nun eine signifikante Verkürzung des Hospitalisationsbedarfs, unterstreichen Dr. Blum und Kollegen.
Angesichts der hohen weltweiten Pneumonie-Inzidenz (s. Kasten) stellen die Daten auch unter wirtschaftlichen Aspekten eine wichtige neue Information dar, kommentiert Professor Dr. Djillali Annane vom Raymond Poincaré Hospital der Universität Versailles. Er wünscht sich weitere Studien, die den Vorteil einer kurzfristigen Steroidtherapie auch für Pneumoniepatienten belegen, die ambulant vom Hausarzt behandelt werden. Zudem sei es notwendig, einen Langzeitbenefit und eventuelle Überlebensvorteile in prospektiven Untersuchungen nachzuweisen.
Quelle: 1. Claudine Angela Blum et al., Lancet 2015; online first; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62447-8
2. Djillali Annane, Lancet 2015; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62391-6
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