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Polycythaemia vera und essenzielle Thrombozythämie: Erst Hydroxyurea, und dann?

Die BCR-ABL-negativen myeloproliferativen Neoplasien Polycythaemia vera (PV) und essenzielle Thrombozythämie (ET) sind charakterisiert durch die klonale Proliferation myeloider Zellen und die Überproduktion von Blutzellen. Die Folge: Erythrozytose, Thrombozytose, Leukozytose, systemische Symptome und eine extramedulläre Hämatopoese unterschiedlichen Ausmaßes.
In der Therapie ging es v.a. immer darum, das Thrombose- und Blutungsrisiko zu minimieren: Neben Acetylsalicylsäure spielten zytoreduktive Therapien (Phlebotomie, Hydroxyurea) eine wichtige Rolle. Bei Resistenz oder Unverträglichkeit gegenüber Hydroxyurea werden häufig der JAK1/2-Inibitor Ruxolitinib und Interferon-α (IFN-α) eingesetzt. Neuerdings gibt es aber auch Versuche mit pegyliertem, rekombinantem IFN-α2a, wie in der prospektiven Phase-2-Studie des Myeloproliferative Disorders Research Consortium.
Komplettremission häufiger mit Calreticulin-Mutation
In der unabhängigen, multizentrischen internationalen Studie waren 65 Patienten mit ET und 50 mit PV eingeschlossen, die entweder refraktär gegenüber Hydroxyurea waren oder dieses nicht vertragen hatten. Die hämatologischen Ansprechraten nach zwölf Monaten betrugen:
- 69,2 % für die ET-Patienten (43,1 % Komplettremissionen) und
- 60 % für die PV-Patienten (22 % Komplettremissionen).
Bei der essenziellen Thrombozythämie gab es deutlich mehr komplette Remissionen, wenn die Patienten eine Calreticulin-Mutation aufwiesen (56,5 % vs. 28,0 %; p = 0,01). Der Anteil des mutierten JAK2-V617F-Allels nahm bei den Personen, die eine komplette Remission erreicht hatten, um median 6 % ab. Bei denen mit nur partieller Remission oder fehlendem Ansprechen hingegen nahm dieser um 4 % zu.
Die Interferontherapie war mit einem signifikanten Anteil an Nebenwirkungen assoziiert, die aber überwiegend gut handhabbar waren, schreiben die Autoren.
Direkter Vergleich mit Ruxolitinib steht noch aus
Nur 13,9 % der Patienten mussten deswegen die Therapie abbrechen. Pegyliertes IFN-α scheint damit eine sehr effektive Behandlungsoption für Patienten mit ET oder PV und Hydroxyurea-Refraktärität oder -Unverträglichkeit zu sein.
Es ist bisher nicht möglich, diese Ergebnisse mit denen der RESPONSE-Studien zu vergleichen, in denen Ruxolitinib bei Patienten mit PV getestet wurde, merken die Wissenschaftler an. Separate Studien wären erforderlich, um zu entscheiden, welche der beiden Therapien die wirksamere ist oder ob eventuell eine Kombination noch mehr bewirken könnte.
Quelle: Yacoub A et al. Blood 2019; 134: 1498-1509; DOI: 10.1182/blood.2019000428
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