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Die nächste, bitte!

Daten aus CheckMate 9DW belegen eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens von Personen mit unresektablem, hepatozellulärem Karzinom (uHCC) unter einer kombinierten Checkpointblockade im Vergleich zu einer Erstlinientherapie mit Lenvatinib oder Sorafenib, berichtete Prof. Dr. Peter R. Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Mainz.1 Die mediane Beobachtungsdauer der ersten Interimsauswertung, die er vorstellte, betrug 35,2 Monate.
Insgesamt hatten die Forschenden 668 Patient:innen randomisiert. In der Interventionsgruppe erhielten 335 von ihnen bis zu vier Zyklen Nivolumab (1 mg/kgKG) plus Ipilimumab (3 mg/kgKG) alle drei Wochen und anschließend Nivolumab in einer Dosis von 480 mg alle vier Wochen. Die 333 Erkrankten der Kontrollgruppe wurden mit einem Tyrosinkinase-Inhibitor nach Wahl der Prüfärzt:innen behandelt (Lenvatinib oder Sorafenib).
Das mediane OS, der primäre Endpunkt der Studie, betrug im Immuntherapie-Arm 23,7 Monate und im TKI-Arm 20,6 Monate. Das entsprach einer signifikanten Reduktion des Sterberisikos um 21 % (HR 0,79; 95%-KI 0,65–0,96; p = 0,018). Nach 36 Monaten lebten im CPI-Arm noch 38 % der Patient:innen, im Kontroll-Arm 24 % – ein klinisch sehr relevanter Unterschied, betonte Prof. Galle. Subgruppenanalysen zeigten alle ebenfalls einen Trend hin zu einem besseres OS mit Nivolumab/Ipilimumab in der Erstlinie.
Von Beginn an sprachen mehr Erkrankte auf die Nivolumab-Ipilimumab-Therapie an als auf einen TKI. Die objektive Ansprechrate lag bei 36 % mit kombinierter Immuntherapie und bei 13 % unter Kinaseinhibition (p < 0,0001), die CR-Rate bei 7 % bzw. 2 %. Die Zeit bis zum ersten Ansprechen betrug mit Nivolumab/Ipilimumab 2,2 Monate, mit TKI 3,7 Monate. Die mediane Dauer des Ansprechens war für die duale Checkpointinhibition ebenfalls deutlich länger (30,4 Monate vs. 12,9 Monate).
Weitere Therapielinien
Viele Patient:innen beider Gruppen waren zum Zeitpunkt der OS-Auswertung bereits mit mindestens einer Folgetherapie behandelt worden. Oft nutzen Ärzt:innen dabei das jeweils andere Behandlungsprinzip: Im CPI-Arm hatten 28 % einen VEGF-Inhibitor erhalten, im TKI-Arm 35 % eine Immuntherapie.
Ein weiterer Erstlinienstandard
Der Unterschied im progressionsfreien Überleben, einem explorativen Endpunkt der Studie, verfehlte die statistische Signifikanz. Das mediane PFS lag mit Nivolumab/Ipilimumab bei 9,1 Monaten, mit TKI-Therapie bei 9,2 Monaten (HR 0,87; 95%-KI 0,72–1,06). Die 24-Monats-PFS-Rate betrug jedoch für die Immuntherapie 28 % gegenüber 12 % unter Kinaseinhibition. Patient:innen mit uHCC, die die CPI-Dublette bekamen, berichteten zudem von einer median längeren Zeit ohne Symptomverschlechterung (2,6 vs. 2,1 Monate; HR 0,76; 95%-KI 0,62-0,93; p = 0,0059).
Die Nebenwirkungsprofile der beiden Erstlinientherapien unterschieden sich wie erwartet. Bei TKI traten Bluthochdruck, Diarrhö und Hand-Fuß-Syndrom besonders häufig auf, bei kombinierter Immuntherapie Pruritus, Hautausschläge, erhöhte Leberwerte und Schilddrüsenfunktionsstörungen. In der Nivolumab-Ipilimumab-Gruppe kam es häufiger zu einem Absetzen wegen unerwünschter Ereignisse als in der TKI-Gruppe (18 % vs. 10 %). Immunvermittelte UE waren laut dem Experten meist vom Grad 1 oder 2, gut beherrschbar und führten selten zu Therapieabbrüchen. Behandlungsassoziierte Todesfälle trafen 4 % im Immuntherapie- und weniger als 1 % im Kontrollarm.
Alles in allem glaubt Prof. Galle, dass die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab potenziell einen weiteren Erstlinienstandard für Patient:innen mit uHCC darstellt. Die Diskutantin Prof. Dr. Laura W. Goff vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville sieht in der dualen Immuntherapie vor allem eine Option, wenn eine Erstlinienbehandlung mit Atezolizumab und Bevacizumab nicht infrage kommt und wenn ein rasches, gutes Ansprechen nötig ist.2
Quellen:
1. Galle PR et al. 2024 ASCO Annual Meeting; LBA4008
2. Goff LW; 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract Discussion „Refining Treatment in Advanced Hepatobiliary Cancers“
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