Leberkarzinom: Senior hält seit knapp 20 Jahren seinem Krebs stand

Dr. Anja Braunwarth

Kontrolle in der MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation. Der Tumor nimmt kein Kontrastmittel mehr auf und ist von einer großen Ablationszone (Pfeil) umgeben (links).
Exakte Positionierung der Ablationsantenne (Pfeil) in der MRT (rechts). Kontrolle in der MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation. Der Tumor nimmt kein Kontrastmittel mehr auf und ist von einer großen Ablationszone (Pfeil) umgeben (links). Exakte Positionierung der Ablationsantenne (Pfeil) in der MRT (rechts). © Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover (Professor Dr. Frank Wacker)

Die Diagnose hepatozelluläres Karzinom ließ für den älteren Herren nichts Gutes ahnen. Doch der heute 83-Jährige trotzt jeder Prognose – dank ganz unterschiedlicher therapeutischer Ansätze mehrerer Fachdisziplinen.

Der erste Krebs in der Leber des Rentners kam 2000 durch eine Routineuntersuchung ans Licht. Das hepatozelluläre Karzinom wurde von den Viszeralchirurgen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entfernt, im Anschluss führten die Gastroenterologen eine Immuntherapie durch.1 Sieben Jahre blieb Hans-Jürgen B. danach tumorfrei, bis sich in der Kontrolle mehrere neue Herde zeigten.

Nun kamen die interventionellen Radiologen ins Spiel und behandelten mittels transarterieller Chemoembolisation (TACE). Dabei wird das Zytostatikum über die Gefäße direkt in die Zielläsionen eingespritzt. „Das Verfahren eignet sich vor allem für arteriell hypervaskularisierte, multiple Tumoren, weil man mehrere Areale gleichzeitig erreichen kann“, erklärt Privatdozentin Dr. Kristina­ Ringe­ vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.

MRT-Steuerung noch wenig verbreitet

Die TACE hielt das Karzinom weitere acht Jahre in Schach, dann tauchte eine neue Absiedlung auf. Erneut waren die Radiologen am Zug und setzten erfolgreich eine CT-gesteuerte thermische Ablation mit Radiofrequenzwellen ein. Zwei Jahre später, beim nächsten Rezidiv, erfolgte wieder eine thermische Ablation, jetzt aber mit Mikrowellen (MWA). Im Januar 2019 schließlich erhielt der inzwischen 83-Jährige die letzte Ablation, dieses Mal unter MRT-Steuerung, weil sich darin der jüngste, sehr kleine Herd am besten darstellte.

Die MRT-Steuerung ist noch wenig verbreitet. Zum einen bedarf es dafür eines großen technischen Know-hows, zum anderen eines größeren apparativen Aufwandes. Die Radiologie der MHH zählt zu den wenigen Zentren in Deutschland, das diese Methode anbietet und erforscht. Es arbeitet dabei eng mit dem BMBF-Forschungscampus in Magdeburg und den Siemens Healthineers zusammen. Professor Dr. Frank Wacker, der Institutsleiter, gilt als Pionier für MRT-gestützte Eingriffe.

Was die Ablationstechnik selbst angeht, ist die Radiofrequenzmethode derzeit noch am besten etabliert. Die Anwendung der Mikrowellen­ablation bietet bei gefäßnahen Tumoren gewisse Vorteile. Denn Gefäße kühlen Krebsgewebe und Mikrowellen werden heißer als Radiofrequenzwellen, sodass sie auch das kühlere Gewebe zerstören können. Davon abgesehen schafft die MWA homogenere Ablationsareale und geht etwas schneller, so Dr. Ringe. Im Grunde hält die Kollegin aber bei richtiger Durchführung beide Methoden für gleichwertig.

Welche Verfahren gibt es noch?

Bei der Chemosaturation spritzen Ärzte eine hoch dosierte Chemotherapie über die Arterie in die Leber. Das venös abfließende, hochbelastete Blut wird dann abgesaugt, extrakorporal gefiltert und zurückgeleitet. Der restliche Blutkreislauf bleibt so lange abgekoppelt. Das in Vollnarkose durchgeführte Verfahren erfordert eine enge Zusammenarbeit von Radiologen, Anästhesisten, Kardiotechnikern und Gastroenterologen und muss extra bei den Kassen beantragt werden. Die selektive interne Radiotherapie erfolgt über die Injektion radioaktiver Kügelchen in die hepatischen Arterien. Die Kügelchen gelangen so an den Tumor und bestrahlen ihn von innen. Für diese Methode arbeiten die Radiologen mit den Nuklearmedizinern zusammen.

Mittlere Überlebensrate von zwei Jahren

Der Fall des Rentners bleibt in Sachen Leberkrebs sicher die Ausnahme, betont Professor Dr. Arndt Vogel von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie. Denn das Karzinom hat weiterhin eine sehr schlechte Prognose mit mittleren Überlebensraten von ca. zwei Jahren. Zwar setzt es spät Fernmetastasen, doch frühe ins Organ selbst. Dazu kommt die meist zugrunde liegende chronische Lebererkrankung, die das Outcome negativ beeinflusst.

* MHH info Ausgabe 1/19

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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Kontrolle in der MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation. Der Tumor nimmt kein Kontrastmittel mehr auf und ist von einer großen Ablationszone (Pfeil) umgeben (links).
Exakte Positionierung der Ablationsantenne (Pfeil) in der MRT (rechts). Kontrolle in der MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation. Der Tumor nimmt kein Kontrastmittel mehr auf und ist von einer großen Ablationszone (Pfeil) umgeben (links). Exakte Positionierung der Ablationsantenne (Pfeil) in der MRT (rechts). © Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover (Professor Dr. Frank Wacker)
MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation MRT nach erfolgreicher Mikrowellen­ablation © Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover (Professor Dr. Frank Wacker)
Positionierung der Ablationsantenne in der MRT Positionierung der Ablationsantenne in der MRT © Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover (Professor Dr. Frank Wacker)