Mit der Leber davonkommen: Das hepatozelluläre Karzinom frühzeitig diagnostizieren

Dr. Anne Benckendorff

Transarterielle Chemoembolisation verlängert die Lebenserwartung. Transarterielle Chemoembolisation verlängert die Lebenserwartung. © fotolia/yodiyim

Mit steigender Inzidenz des metabolischen Syndroms tritt bald auch Leberzellkrebs häufiger auf. Und dieser lässt sich nur in frühen Stadien behandeln, wenn die Patienten noch keinerlei Symptome aufweisen. Darauf kommt es nun an.

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) entsteht meist auf Basis einer Leberzirrhose oder einer anderen chronischen Lebererkrankung. Die Fortschritte in der Hepatitis-C-Therapie sorgen künftig für weniger HCC-Fälle. Jedoch erhöht sich die Inzidenz des Leberzellkarzinoms vermutlich aufgrund ansteigender Zahlen der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) aufgrund des verbreiteten metabolischen Syndroms, schreiben Dr. Carolin­ Czauderna­, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und Kollegen.

85 % sterben innerhalb von fünf Jahren

Weil das HCC keine Symptome verursacht, wird es meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert – wenn keine Heilungschancen mehr bestehen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt deshalb nur 15 %. Hochrisikopatienten sollte man daher alle sechs Monate mit einer konventionellen Ultraschalluntersuchung überprüfen (s. Kasten).

Diagnose

Liegen eine Leberzirrhose und eine suspekte Läsion vor, erfolgt die Dia-gnose durch kontrastverstärkende Bildgebung wie Ultraschall, CT oder MRT. Charakteristischerweise zeigen sich eine Hypervaskularisierung in der früharteriellen und ein Wash-out-Phänomen in der portalvenösen Phase. Eine Biopsie hilft in diesen Fällen weiter:

  • nicht-eindeutige Befunde mit Läsionen < 2 cm
  • suspekte Läsionen einer nicht-zirrhotischen Leber

Nach unklarer Bildgebung von Läsionen > 2 cm folgt eine zweite kontrastmittelverstärkte Bildgebung. Zu kleine Läsionen von < 1 cm können nicht biopsiert werden. Hier empfehlen die Autoren eine erneute Kontrolle nach drei Monaten.

Therapie

Optimalerweise sollte man Patienten in ein erfahrenes Zentrum mit einem interdisziplinären Tumorboard mit den Bereichen Viszeral- und Transplantationschirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie und internistische Onkologie überweisen. Die Therapie hängt von Tumorstadium, Leberfunktion und körperlicher Leistungsfähigkeit ab. Diese Aspekte lassen sich bei Leberzirrhose mittels der Barcelona-Clinic-Live-Cancer-Klassifikation (BCLC) erfassen.

Frühstadium (BCLC 0/A)

Im Stadium 0 existiert ausschließlich ein einzelner Herd unter 2 cm Größe, im Stadium A maximal drei Herde von weniger als 3 cm Größe. Eine Heilung können chirurgische Resektion, orthotope Lebertransplantation oder lokale Ablation erzielen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 40–70 %.

Das feuert das HCC an

Patienten mit diesen Erkrankungen besitzen ein hohes Risiko für ein HCC:
  • Leberzirrhose
  • NASH
  • chronische Hepatitis-B-Virus-Infek­tion
  • chronische Hepatitis-C-Virus-Infektion und fortgeschrittene Fibrose
  • ausgeheilte Virushepatitis

Als Voraussetzung für die Resektion gilt normaler Portaldruck und Bilirubin. Die Rezidivrate beträgt 70 % innerhalb von fünf Jahren, eine erneute OP ist jedoch möglich. Resektion und Radiofrequenz­ablation gelten als gleichwertig, wenn die Läsion eine Größe von 2 cm noch nicht überschritten hat.

Heilung nur im Stadium 0 oder A möglich

Vorteil der Lebertransplantation: Sie beseitigt die Zirrhose als Präkanzerose. Allerdings besteht aufgrund langer Wartezeiten ein Progressionsrisiko, sodass der Patient dann nicht mehr die Mailand-Kriterien erfüllt.

Bei einer erwarteten Wartezeit von mehr als sechs Monaten kommt deshalb eine Bridging-Therapie zum Einsatz, in Form von transarterieller Chemoembolisation (TACE), Ablation oder Resektion. Intermediärstadium (BCLC B) Das Intermediärstadium zeichnet sich durch einzelne große oder multinodale Tumorherde aus, es liegt weder eine makroskopische Gefäß­invasion noch eine Manifestation außerhalb der Leber vor. Kurative Verfahren stehen in diesem Stadium nicht mehr zur Verfügung. Die TACE gilt im Intermediärstadium als Methode der Wahl, darf wiederholt angewendet werden und verlängert die Lebenserwartung um wenige Monate. Kommt es unter ihr zu einem Progress, kann man eine Radioembolisation in Erwägung ziehen. Fortgeschrittenes Stadium (BCLC C) Die Patienten weisen jetzt eine Gefäß­invasion und/oder extrahepatische Manifestationen auf. Die Ein-Jahres-Überlebensrate beträgt 50 %. Einzig zugelassenes Medikament ist laut den Autoren Sorafenib. In Studien verlängerte der Tyrosinkinasehemmer im Vergleich zu Placebo das Gesamtüberleben von 7,9 auf 10,7 Monate.

Derzeit laufen Untersuchungen mit weiteren Tyrosinkinase- sowie Checkpoint-Inhibitoren. Jedoch handelt es sich bei dem HCC um sehr heterogene Tumoren, was ein Problem bei der Entwicklung zielgerichteter Therapien darstellt. Endstadium (BCLC D) Es erfolgt die symptomatische Behandlung. Die Lebenserwartung beträgt ca. drei bis vier Monate.

Quelle: Czauderna C et al. Internist 2017; 58: 469-479

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Transarterielle Chemoembolisation verlängert die Lebenserwartung. Transarterielle Chemoembolisation verlängert die Lebenserwartung. © fotolia/yodiyim