Patienten mit Leberzellkarzinom leben unter Antikörper-Duo länger

Josef Gulden

Bevacizumab, zu sehen im Polarisationsmikroskop, hemmt das Wachstum neuer Blutgefäße und somit von Tumoren. Bevacizumab, zu sehen im Polarisationsmikroskop, hemmt das Wachstum neuer Blutgefäße und somit von Tumoren. © Science Photo Library/Pasieka, Alfred

Sorafenib bekommt Konkurrenz in der Erstlinientherapie des nicht-resezierbaren hepatozellulären Karzinoms. So verlängert Atezolizumab/Bevacizumab das (rezidivfreie) Überleben relevant im Vergleich zum Standard – bei ähnlichem Sicherheitsprofil.

Die Kombination aus dem PD-L1-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab und dem VEGF-Inhibitor Bevacizumab hatte in einer Phase-1b-Studie beim nicht-resezierbaren Leberzellkarzinom ermutigende Aktivitäts- und Sicherheitssignale gezeigt. Da beide Medikamente bereits gegen andere Tumoren eingesetzt werden, konnte man angesichts der Resultate die Phase 2 überspringen und sofort eine randomisierte Phase-3-Studie initiieren. Deren positive Ergebnisse hat nun ein Team um Professor Dr. Richard S. Finn vom Jonsson Comprehensive Cancer Center in Los Angeles publiziert.1

Die 501 in die globale Phase-3-Studie IMbrave150 eingeschlossenen und vorher systemisch unbehandelten Patienten mit einem nicht-resezierbaren und/oder lokal fortgeschrittenen metastatischen hepatozellulären Karzinom wurden im Verhältnis von 2:1 randomisiert. Sie erhielten entweder Atezolizumab plus Bevacizumab oder den bisherigen Standard Sorafenib.

Die Forscher führten die jeweilige Therapien so lange durch, bis entweder inakzeptable Toxizitäten oder ein Verlust der Wirkung auftrat. Ko-primäre Endpunkte umfassten Gesamt- und progressionsfreies Überleben in der Intention-to-treat-Population, Letzteres nach RECIST 1.1 von unabhängigen Radiologen bestimmt.

Mortalitätsrisiko um 40 % verringert

Zum Zeitpunkt der primären Analyse war der experimentelle Arm deutlich überlegen: Nach zwölf Monaten Therapie lebten noch 67,2 %, in der Kontrolle 54,6 % der Teilnehmer, was laut den Autoren einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um mehr als 40 % entsprach (Hazard Ratio [HR] 0,58; 95%-KI 0,42–0,79; p < 0,001). Ganz ähnlich fielen die Verhältnisse hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens aus mit medianen Zeiten von 6,8 Monaten vs. 4,3 Monate.

Ähnliches Sicherheitsprofil

Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 traten bei 56,5 % der Patienten auf, die mindestens eine Dosis Atezolizumab/Bevacizumab erhalten hatten gegenüber 55,1 % derer im Sorafenibarm. Am häufigsten war in der experimentellen Gruppe ein Hypertonus vom Grad 3/4 mit 15,2 %, während alle anderen hochgradigen Nebenwirkungen selten auftraten. Im Übrigen fiel zudem die Zeit bis zur Abnahme der Lebensqualität unter der Kombi länger aus als unter dem Standard.

Als „bedeutsam“ und „neuer Benchmark in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Leberzellkarzinoms“ stuft Professor Dr. Robin Kate Kelley, Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center, San Francisco, die Kombination im dazugehörigen Editorial ein.2 Zum ersten Mal sei mit Atezolizumab/Bevacizumab ein Regime dem Standard überlegen und würde noch nie da gewesene Ansprechraten in einer Phase-3-Studie bei dieser Entität erzielen. Sie betont jedoch, dass noch viele Fragen geklärt werden müssen, z.B. das Blutungsrisiko in einer größer gefassten Population inkl. Child-Pugh-Klasse E. Ebenfalls offen ist der Punkt, ob die beiden Medikamente synergetisch oder additiv wirken. Abhängig davon könnte man erwägen, das Duo nicht direkt zusammen, sondern die einzelnen Agenzien der Reihe nach zu geben. Für Patienten mit Varizenrisiko empfiehlt die Onkologin eine ausführliche endoskopische Begutachtung vor der Behandlung, solchen mit hohem Blutungsrisiko rät sie von der Kombination ab. 

Quellen:
1. Finn RS et al. N Engl J Med 2020; 382: 1894-1905; DOI: 10.1056/NEJMoa1915745
2. Kelley RK. A.o.O: 1953-1955; DOI: 10.1056/NEJMe2004851

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Bevacizumab, zu sehen im Polarisationsmikroskop, hemmt das Wachstum neuer Blutgefäße und somit von Tumoren. Bevacizumab, zu sehen im Polarisationsmikroskop, hemmt das Wachstum neuer Blutgefäße und somit von Tumoren. © Science Photo Library/Pasieka, Alfred