Zuerst bestrahlt, dann perioperativ Cemiplimab verabreicht

ESMO 2023 Lara Sommer

HCC-Patient:innen könnten von einem dualen Ansatz profitieren. HCC-Patient:innen könnten von einem dualen Ansatz profitieren. © Alena – stock.adobe.com

Eine präoperative Therapie ist für Personen mit resektablem HCC noch kein Standard. Möglicherweise profitieren Patient:innen jedoch sogar von einem dualen Ansatz.

Bei bis zu 70 % der HCC-Erkrankten kehrt der Tumor nach erfolgreicher Resektion innerhalb von fünf Jahren zurück. Ein Team um Prof. Dr. Dr. ­Thomas U. ­Marron vom Mount Sinai Hospital in New York erzielte erste Erfolge durch die perioperative Gabe des CPI Cemiplimab. Sie prüften nun in einer Phase-2-Studie, ob eine vorausgehende stereotaktische Bestrahlung zusätzlich synergistisch wirkt.1 

20 Patient:innen mit resektablem HCC erhielten zunächst eine SBRT (3 x 8 Gy), gefolgt von zwei Zyklen Cemiplimab. Danach sah das Protokoll vor, den verbliebenen Tumor zu entfernen und die Checkpoint-Inhibition für bis zu acht Zyklen fortzusetzen. Als primärer Endpunkt galt eine Nekrose von mindestens 70 % des malignen Gewebes.

Keine unerwünschten Überraschungen

Präoperativ erlitt niemand behandlungsassoziierte Komplikationen vom Grad 3 oder höher. „Am Wichtigsten ist, dass keine unerwünschten Ereignisse auftraten, die den chirurgischen Versorgungsplan veränderten“, fügte der Experte hinzu. Während dieses Zeitraums kam es auch nicht zu therapiebedingten Todesfällen.

Alle Erkrankten vollendeten die Neoadjuvanz und bei 16 von ihnen führten Ärzt:innen die Resektion durch. Drei Patient:innen (19 %) erreichten eine signifikante Tumor­nekrose gemäß dem Primärkriterium, zwei davon sogar eine pathologische Komplettremission. Insgesamt sechs Teilnehmende (38 %) wiesen mindestens 50 % nekrotisches Gewebe auf.

Laut Prof. ­Marron handelt es sich um die erste Studie zur Kombination von neoadjuvanter SBRT und Checkpoint-Inhibition gegen resektable HCC. Er bezeichnete die Ergebnisse als klinisch bedeutsam, räumte aber ein: „Die patho­logischen Ansprechraten waren ähnlich wie die, die wir mit Cemiplimab allein beobachteten.“ 

In der Diskussion wies Prof. Dr. Dr. ­Stéphane ­Champiat, Institut Gustave Roussy, Villejuif, darauf hin, dass der Grenzwert von 70 % Nekrose willkürlich festgelegt wurde.2  Obwohl der Onkologe die Sicherheitsdaten grundsätzlich überzeugend findet, blieb für ihn unklar, ob Nebenwirkungen zu einer Verzögerung der Operation führten. Außerdem könnte eine neoadjuvante Radiatio die Arbeit der Chirurg:innen potenziell erschweren. Ihm fehlen auch Daten zu späten immun­vermittelten Toxizitäten.

Der Experte erinnerte daran, dass ein Fünftel der Teilnehmenden bereits vor der Resektion ausschied, überwiegend wegen Beeinträchtigung eines Organs. Im Vergleich zur vorherigen Studie mit Cemiplimab allein erwies sich die Drop-Off-Rate als höher (20 % vs. 5 %), was auf eine zusätzliche Belastung durch die SBRT hindeuten könne. 

Quellen:
1. Marron TU et al. ESMO Immuno-Oncology Congress 2023; LBA4 und Vortrag
2. Champiat S. ESMO Immuno-Oncology Congress 2023; Invited Discussant 67MO, LBA4 and 120MO

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HCC-Patient:innen könnten von einem dualen Ansatz profitieren. HCC-Patient:innen könnten von einem dualen Ansatz profitieren. © Alena – stock.adobe.com